Kirchseeon:Abholzung auf dem Campusgelände

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Das Berufsförderwerk Kirchseeon schafft Voraussetzungen für eine Sanierung. Die Gemeinde fühlt sich übergangen und will den Vorgang prüfen.

Von Andreas Junkmann, Kirchseeon

Es ist ein Kahlschlag, der für die Gemeinde wie ein Nackenschlag wirkt: Um seine Sanierungspläne voranzutreiben hat das Berufsförderwerk (BFW) Kirchseeon auf dem Campusgelände am südlichen Ortsrand eine größere Zahl an Bäumen umgesägt. Dass das passieren wird, war bereits länger klar. Dennoch fühlen sich Gemeinderäte und Naturschützer vom Vorgehen der Bildungseinrichtung überrumpelt. Beim BFW selbst beruft man sich hingegen darauf, alles sorgfältig geprüft und deshalb nicht widerrechtlich gehandelt zu haben.

Davon geht zwar auch Kirchseeons Bürgermeister Jan Paeplow (CSU) aus, der in der jüngsten Gemeinderatssitzung sagte, er denke, dass sich das BFW an den rechtlichen Rahmen gehalten hat. Dennoch sei er "not amused" darüber, wie die Sache abgelaufen ist. Paeplow selbst war es nämlich, der dem Gremium versprochen hatte, es werde kein Baum gefällt, ohne dass die Gemeinderäte darüber informiert würden. Informiert wurden sie nun auch, aber erst nachdem die etwas mehr als 100 Pflanzen entnommen worden sind.

Die Rodung war nötig, weil das BFW seine Campusgebäude umfassend sanieren und unter anderem die in die Jahre gekommene Mensa neu bauen will. Entsprechenden Plänen hatte der Gemeinderat bereits im Juli vergangenen Jahres einstimmig sein Einvernehmen erteilt - damals aber unter der Prämisse, dass keine naturschutzrechtlichen Belange dagegen sprechen dürfen. Solche habe man im Vorfeld der Baumfällungen sorgsam geprüft und entsprechende Gutachten erstellen lassen, wie BFW-Geschäftsführer Günther Renaltner auf SZ-Nachfrage erklärt. Damit widerspricht der BFW-Chef der Darstellung der Kirchseeoner Ortsgruppe des Bund Naturschutz (BN), welche die Rodung auf ihrer Internetseite als "illegale Fällung" bezeichnet.

Auch in der Gemeinderatssitzung meldeten sich mehrere BN-Vertreter zu Wort, die wegen der "Schwere und Vorsätzlichkeit" des Eingriffs unter anderem eine Geldbuße von bis zu 500 000 Euro forderten. Dem entgegnete Bürgermeister Paeplow, es müsse zunächst geprüft werden, ob überhaupt ein Vergehen vorliege. Er selbst sei über den Vorgang zwar grundsätzlich informiert gewesen, war dann aber doch von der Geschwindigkeit überrascht. Thomas Kroll (SPD) wurde etwas deutlicher: Das BFW habe "die Feiertage schamlos ausgenutzt". Die Einrichtung habe dadurch "ein Stück Glaubwürdigkeit verloren". Susanne Höpler (Grüne Liste) sagte, man dürfe sich als Gemeinderat nicht so auf der Nase herumtanzen lassen.

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Dass in den bisher sehr konstruktiven Austausch mit der Gemeinde plötzlich eine solche Schärfe gekommen ist, verwundert BFW-Chef Renaltner. Man habe lediglich vom bestehenden Recht Gebrauch gemacht und die Voraussetzungen für die anstehenden Baumaßnahmen geschaffen. Die Zeit um die Feiertage habe sich dafür angeboten, weil in den Ferien keine Schüler auf dem Gelände gewesen seien, die durch die Fällung hätten gefährdet werden können. Und auch dem Naturschutz habe man Rechnung getragen, indem man die Planung nochmals abgeändert habe und dadurch 80 weitere Bäume erhalten konnte, so Renaltner.

Der Gemeinde bleibt unterdessen nicht viel anderes übrig, als sich zu ärgern, oder wie Paeplow sagte: "Man muss es zunächst wohl zähneknirschend hinnehmen." Eine Fachprüfung soll in den kommenden Wochen zeigen, ob der Vorgang rechtmäßig war, so der Bürgermeister. Alles andere sei im Moment Spekulation.

© SZ vom 07.01.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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