Jugendforum in Ebersberg:Hört uns an!

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In Ebersbergs Altem Speicher trafen sich Schüler der achten Klassen mit Kommunalpolitikern zum 8er-Rat. (Foto: Christian Endt/© Christian Endt)

Im sogenannten 8er-Rat treffen sich Mittelstufenschüler aus allen Schularten, um ihre Anliegen zu formulieren. Für die Kommunalpolitiker ist das eine gute Gelegenheit, zu zeigen, dass ihnen die Wünsche der Jugendlichen wichtig sind.

Von Greta Wach, Ebersberg

"Wir sind euer Sprachrohr", erklärte Bürgermeister Ulrich Proske und deutete auf sich und die Kollegen aus den kommunalen Gremien, die ihn begleiteten.

Kurz vor den Herbstferien waren Achtklässler der Mittel- und Realschule Ebersberg, sowie der Gymnasien Grafing und Kirchseeon zusammengekommen, um ihre Verbesserungsvorschläge, Anregungen, Ideen und Wünsche für ein besseres Ebersberg an zuständige Politiker heranzutragen. "8er-Rat" nennt sich die Plattform, die zum zweiten Mal von der Stadtjugendpflege organisiert wurde, Schüler aus den Gymnasien waren erstmals dabei.

Ebersberg ist die einzige bayerische Gemeinde, die das Partizipationsprojekt umsetzt

Der 8er-Rat soll jungen Menschen die Möglichkeit bieten, erste positive Erfahrungen mit der Demokratie zu machen und sie so zu weiterer gesellschaftlicher Beteiligung motivieren. Das Partizipationsprojekt hat sich bereits in vielen Städten und Kommunen in Deutschland etabliert, Ebersberg ist die einzige bayerische Gemeinde, die das Konzept umsetzt. Kreisjugendring und die Koordinierungs- und Fachstelle Partnerschaft für Demokratie unterstützen das Projekt.

Moderatorin Karola Kellner, welche die Veranstaltung bereits im Vorjahr moderiert hat, beschrieb die Jugendlichen diesmal als deutlich skeptischer gegenüber der Politik. "Viele von ihnen haben bereits negative Erfahrungen gemacht und glauben nicht, dass auch ihre Anliegen ernst genommen werden", sagte die Kommunalberaterin aus Rosenheim. Die Pandemie habe Einstellung und Verhalten der Schüler beeinflusst, vor allem aber seien es Themen wie Kriege, Armut, Perspektivlosigkeit und der Aufschwung der AfD, die sie beschäftigten. Sie forderte die anwesende Mitglieder des Stadtrats, den Bürgermeister sowie Lehr- und Verwaltungskräfte dazu auf, aktiv das Gespräch mit den Achtklässlern zu suchen.

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In einer ersten Sitzung hatten etwa 100 Schüler für sie relevante Themen ausgemacht und dabei knapp 500 Vorschläge gesammelt. In einer zweiten Konferenz wurden diese zu etwa 15 Themenfeldern zusammengefasst, in einzelnen Projektgruppen ausgearbeitet, auf Plakaten festgehalten und den Politikern und Verwaltungsbeamten anschließend präsentiert. Die Erwachsenen waren dazu angehalten, sich mit ihren Kontaktdaten in dafür vorgesehen Tabellen einzutragen, wenn sie sich für eines der Themen zuständig fühlten und die Kinder bei der Umsetzung unterstützen wollen.

Dabei ging es unter anderem um Fahrradwege und Schulbusse, Schulausstattungen und Digitalisierung, Freizeitangebote und Treffpunkte, Kino und Schwimmbad.

Bürgermeister Proske, Stadt- und Kreisräte verweilten lange an einzelnen Plakaten und wenn die Jugendlichen anfangs noch schüchtern und zurückhaltend waren, so brachten sie zum Ende hin stolz ihre Vorschläge vor. Man hörte Bemerkungen wie: "Dafür bin ich nicht zuständig!" oder "Das ist eine Kostenfrage!", aber auch Sätze wie: "Ich werde das Thema mitnehmen!" und "Das ist bereits in Planung!". Doch ebenso wie einige Schüler eher abseits standen und sich nicht beteiligten, konnte man auch einzelne Erwachsene beobachten, die den Eindruck erweckten, sich nicht allzu sehr für die Anliegen der Jugendlichen zu interessieren. Insgesamt allerdings schienen sich die Achtklässler durchaus ernstgenommen zu fühlen.

Viele der vorgebrachten Themen waren bereits im Vorjahr zur Sprache gebracht worden

Und doch waren viele der vorgebrachten Themen bereits im Vorjahr zur Sprache gebracht worden, und auch damals schon war versprochen worden, dass man sich darum kümmern würde. Auch Themen, die sich - laut der anwesenden Mitglieder des Stadtrats und Kreistags - kurzfristig hätten lösen lassen, sind nach wie vor ein Problem. Doch Bürgermeister Proske erklärte: "Veränderung ist ein Marathon und kein Sprint!" Viele der angesprochenen Themen seien bereits in der Diskussion. Man sei sich - jetzt einmal mehr - der Dringlichkeit der Thematiken bewusst. Proske bedankte sich bei den Schülern für ihre Arbeit und ermutigte sie, sich weiterhin für ihre Anliegen einzusetzen.

Das können die Schüler dann Ende November auch erneut tun, wenn ein weiteres Treffen der Achtklässler geplant ist. Hierzu können sie sich bei Christian Zeisel von der Stadtjugendpflege Unterstützung für ihr weiteres Vorgehen holen. Für diese Zwecke wurde extra auch ein 8er-Rat-Telefon eingerichtet. Denn Zeisel war es wichtig, zu betonen: "Wir haben ein offenes Ohr für euch!"

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