Viele gute Ideen der Geschichte wurden zunächst belächelt oder gar verspottet: das Flugzeug, die Relativitätstheorie, der Eierschalensollbruchstellenverursacher. Dazu zählt auch der Verein der Grafinger Faschingsbären, wie der Erste Vorsitzende Felix Pollinger erzählt: "Als der Verein vor 33 Jahren gegründet wurde, glaubten die meisten, dass das eh nichts wird."
Davon ließen sich Beppo Pollinger - Felix Pollingers Vater und der Gründervater des Vereins - und die ersten rund 50 Faschingsbären nicht abhalten. 1989 gründeten sie den Verein und stellten rasch unter Beweis, dass es sich doch um eine gute Idee handelte. Nicht nur die Feste und Bälle kamen bei den Mitbürgern gut an. Auch der Verein wächst seit seiner Gründung beständig, heute hat er etwa zehn Mal so viele Mitglieder wie noch am Anfang. Felix Pollinger macht dafür besonders zwei Elemente verantwortlich.
Das erste sind die Tanzgruppen, "sie haben uns groß gemacht." 1992 wurde die erste Kindergarde gegründet, seitdem kamen immer wieder neue dazu, für Kinder und Jugendliche. Sechs Tanzgruppen zählen die Grafinger Faschingsbären mittlerweile, von den drei bis sechs Jahre alten "Minis" über die Tanzgruppe der ehemaligen Faschingsprinzen "Los Prinzos" bis zu den über 17-jährigen "High Energy"-Tänzerinnen und Tänzern.
Viele Gründungsmitglieder sind immer noch im Verein aktiv
In der Geschichte des Faschings dienten Tanz und Fest unter anderem dazu, an eine paar Tagen im Jahr die Rollen zwischen Arm und Reich, Mächtig und Machtlos zu vertauschen. Diese Funktion ist mittlerweile verloren gegangen und Felix Pollinger wünscht sich auch kein Fasching, an dem für ein paar Tage Praktikantinnen und Praktikanten zu CEOs würden.
Das wichtigste an Fasching und auch an den Grafinger Faschingsbären war für den Vereinspräsidenten stets das soziale Miteinander: "Es macht jedes Mal große Freude, bekannte Gesichter zu sehen." Ein - auch außerhalb des Vereins - bekanntes Gesicht ist beispielsweise der Grafinger Bräu Gregor Schlederer, der zu den Faschingsbären zählt. Doch auch Vereinsmitglieder, die schon seit Anfang an mit dabei sind, gibt es viele. So etwa die Kassiererin der Faschingsbären, Astrid Brenninger. "Sie war eine Weile nicht mehr aktiv, ist dann aber wieder eingesprungen, als Not am Mann war", sagt Felix Pollinger.
Das sei aber durchaus normal. Er selbst trat bereits als Kind in den Verein ein, tanzte bei den Garden mit, durchlief das volle Programm, aber gönnte sich dann auch als junger Erwachsener eine Auszeit. Mittlerweile ist er wieder mit Leib und Seele bei der Sache und kümmert sich vor allem gerne um ein Thema: den Nachwuchs.
"Die Kinder und Kindergarden sind mir das wichtigste", erklärt Pollinger. Die Faschingsbären seien insofern besonders, als dass man dort eine ganze Familie unterbringen könne. Seine eigenen Kinder, drei und sieben Jahre alt, sind auch bereits Mitglied. Ob sie mal den Verein von ihrem Vater übernehmen? "Diese Entscheidung überlasse ich ihnen selbst", so Pollinger.
Kleine Konflikte, viel Harmonie
In 33 Jahren gab es durchaus auch kleine Generationenkonflikte. So war es etwa die Jugend, die ihren Willen durchzusetzen wusste und dafür sorgte, dass in der alten Bärenhöhle, dem Vereinskeller, auch Schnaps ausgeschenkt werden durfte.
Insgesamt sei das Vereinsleben all die Jahre aber sehr harmonisch gewesen. Man hört den Stolz aus der Stimme Pollingers, als er über den Verein und die Feierlichkeiten zum 33-jährigen Bestehen spricht: "Wir haben sehr viele aktive Vereinsmitglieder, die sich bereit erklären, etwas für den Verein zu tun." Auf dem Fest am 11.11. im Alten Speicher in Ebersberg werden unter anderem neue Tanzchoreographien gezeigt werden und die Varietégruppen auftreten. "Da kann man als Präsident nur stolz sein", sagt Pollinger mit Blick auf das Engagement.
Der Corona-Fasching war herausfordernd, aber auch besonders
Im Alten Speicher wird auch die Vereinsgeschichte erzählt und bebildert werden, so etwa der zweimalige Umzug der Bärenhöhle. Für sein einprägsamstes Fasching muss Felix Pollinger allerdings gar nicht so weit zurückdenken. "Die Coronazeit war schwierig, aber auch sehr lohnenswert." Wie schon bei der Gründung des Vereins, so Pollinger, hätte man schlicht ein paar Schnapsideen gehabt und diese dann umgesetzt: einen Baum aufstellen? Klar! Getränke- und Eventstände? Erledigt. Ein Fasching in der Box? Sowieso! Die Kreativität der Vereinsmitglieder sei hier voll zum Tragen gekommen.
Dennoch freut sich Pollinger auch darauf, dass es nun wieder in gewohnten Bahnen weitergehen kann. Für die nächsten 33 Jahre des Vereins wünscht er sich dann auch gar nicht viel: "Eigentlich nur, dass es so weitergeht, wie bisher: mit viel Engagement und Spaß." Weiter wie gehabt: das Markenzeichen einer jeden guten Idee.