Dritter Standort in München geplant:Bürger stimmen über Ikea ab

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Ikea strebt neben Brunnthal im Süden und Eching im Norden mit 40 Kilometern Entfernung einen weiteren Standort nahe München an - Feldkirchen wäre ideal gelegen. (Foto: REUTERS)

Sie wohnen und leben offenbar ganz gut - auch ohne schwedisches Möbelhaus: Eine ungewöhnliche Koalition aus Bund Naturschutz, Grünen und CSU will mit einem Bürgerentscheid Ende Juni verhindern, dass in Feldkirchen ein Ikea errichtet wird.

Von Günther Knoll

Sie wohnen und leben dort offenbar ganz gut - auch ohne Möbelhaus und Baumarkt. Das haben die etwa 900 Feldkirchner per Unterschrift für ein Bürgerbegehren "gegen großflächigen verkehrsintensiven Einzelhandel" deutlich gemacht. Deshalb kommt es am Sonntag, 30. Juni, zu einem Bürgerentscheid darüber, ob sich in der knapp 7000 Einwohner zählenden Gemeinde im Osten von München Einzelhandelsgroßprojekte - konkret: Ikea und Hornbach - ansiedeln oder nicht.

Der Gemeinderat hat das entsprechende Bürgerbegehren jetzt für zulässig erklärt. Mit dem von ihm initiierten Ratsbegehren, über das gleichzeitig möglichst pro Ikea abgestimmt werden soll, ist das nicht so einfach: Dessen Fragestellung ist im Moment noch zu komplex, weil sie das Sondergebiet für die Großmärkte mit einem neuen Regionalpark sowie der geplanten Südumfahrung des Ortes verknüpft.

Vor allem mit dem Dauerthema Verkehr versuchen die Befürworter des Projekts - an der Spitze Bürgermeister Werner van der Weck und seine SPD - die Bürger für Ikea zu gewinnen. Mit der B 471 und der Münchner Straße führen zwei extrem stark befahrene Straßen mitten durch den Ort.

Wenn der Möbelmarkt komme, könne man die lang erstrebte Verkehrsentlastung schnell verwirklichen, wird argumentiert. Die Gegner zweifeln das an, auch nach einer Informationsveranstaltung, bei der bis in die Nacht ein Verkehrskonzept der Gemeindeverwaltung vorgestellt und diskutiert wurde. Sie glauben, dass neue Märkte nur noch mehr Autos bedeuten. Auch die Nachbarkommune Haar hat deshalb schon gegen die Ikea-Pläne protestiert.

Neben einer neuen Umfahrung erhoffen sich die Ikea-Befürworter auch zusätzliche Gewerbesteuereinnahmen, von 1,5 Millionen Euro pro Jahr ist die Rede. Damit könne man, sagt der Bürgermeister, auch Projekte wie eine Mehrzweckhalle oder zusätzliche Kinderbetreuungseinrichtungen bauen. Das schwedische Möbelhaus selbst strebt neben Brunnthal im Süden und Eching im Norden mit 40 Kilometern Entfernung einen weiteren Standort nahe München an. Feldkirchen mit den Autobahnen A 99 und A 94 sowie der nahen Messstadt Riem erscheint da ideal gelegen.

Manche vermuten Wahlkampf

Die entsprechende Änderung des Flächennutzungsplans schien im Gemeinderat fast schon beschlossene Sache, wenn sich nicht die Initiative für das Bürgerbegehren "Kein großflächiger verkehrsintensiver Einzelhandel wie Ikea in Feldkirchen" eingeschaltet hätte. Deren Zusammensetzung ist ungewöhnlich: Zum Bund Naturschutz, dem Landesbund für Vogelschutz und den Grünen nämlich hat sich ausgerechnet die örtliche CSU gesellt.

Manche vermuten dahinter einfach Wahlkampf. Der CSU-Ortsvorsitzende Reinhard Mulzer, einer der Hauptinitiatoren des Begehrens, betont dagegen, es gehe ausschließlich um das Wohl der Gemeinde und ihrer Bürger. Pikantes Detail am Rande: Das fragliche Areal im Südwesten der Gemeinde gehört einem Landwirt, der Mitglied der Feldkirchner CSU ist. Aber der habe ihm, so versichert sein Ortsvorsitzender, bedeutet, dass er es nicht unbedingt nötig habe, den Grund an Ikea zu verkaufen. Er könnte ihn weiterhin landwirtschaftlich nutzen. Die erforderlichen Unterschriften für das Bürgerbegehren hatten die Initiatoren jedenfalls schnell gesammelt. Sie sind deshalb zuversichtlich, was die Verhinderung des Projekt angeht.

Die Gemeinde will das Gebiet dagegen unbedingt überplanen: Neben großflächigem Einzelhandel soll dort auch mittelständisches Gewerbe aus dem Ort Platz finden, das ganze soll eingebettet werden in einen Regionalpark, und natürlich soll die Umfahrung gebaut werden. Das könnte bei der Abstimmung dazu führen, dass sich die Ergebnisse der beiden Bürgerentscheide widersprechen. Für diesen Fall hat der Gemeinderat beschlossen, mit einer Stichfrage klären zu lassen, welcher Entscheid dann gelten soll.

© SZ vom 04.04.2013 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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