Drag-Lesung in München:Trans-Mädchen sagt Teilnahme aus Angst vor Gewalt ab

Gegen die Lesung hatte es schon vor der Veranstaltung reichlich Proteste gegeben - einige Dutzend Gegner kamen schließlich persönlich. (Foto: Robert Haas)

Die 13-jährige Julana sollte ursprünglich bei einer Drag-Lesung vor Kindern in München auftreten. Die Eltern berichten von Drohanrufen.

Von Joachim Mölter

Das 13 Jahre alte Trans-Mädchen Julana G. hat ihre Teilnahme an der Drag-Lesung in der Münchner Stadtbibliothek an diesem Dienstag kurzfristig abgesagt. Das meldete das Medium queer.de unter Berufung auf die Familie und die Stadtbibliothek. Eine Sprecherin der Bibliothek bestätigte das der Süddeutschen Zeitung.

Ursprünglich sollte das Mädchen bei der Veranstaltung unter dem Motto "Wir lesen euch die Welt, wie sie euch gefällt" neben den beiden Drag-Künstlern Vicky Voyage und Eric Big Clit auftreten und aus ihrem Buch "Endlich ich! Mein Weg vom Jungen zum Mädchen" lesen.

Die Eltern des Kindes begründeten den Rückzug mit "Angst vor Gewalt". Nachdem die Neue Zürcher Zeitung (NZZ) am Wochenende über die im Allgäu lebende Familie berichtet hatte, seien am Montag telefonische Drohungen eingegangen.

Teilnehmende der Demo "München ist bunt" werben für Vielfalt und Weltoffenheit ... (Foto: Robert Haas)
... darunter auch Dragqueens und die SPD-Stadträtin Micky Wenngatz (rechts). (Foto: Florian Peljak)
Gegen die Lesung mobilisierte die AfD. (Foto: Robert Haas)

Die Lesung, die für Familien mit Kindern ab vier Jahren gedacht war und für Toleranz gegenüber unterschiedlichen Geschlechtermodellen werben sollte, findet am Dienstagnachmittag unter starkem Polizeischutz statt, nachdem gleich fünf Demonstrationen vor der Stadtbibliothek am Rosenkavalierplatz in Bogenhausen angemeldet worden waren. Vier davon waren von Gegnern der Lesung organisiert worden, darunter die AfD und eine Person aus der Querdenker-Szene. Insgesamt sollen knapp 200 Polizeibeamte im Einsatz sein.

Zahlreiche Menschen waren der Einladung des Vereins "München ist bunt" gefolgt, darunter viele bunt kostümiert oder geschminkt. Sie warben mit Plakaten und Sprechchören für Vielfalt und Weltoffenheit. Dem Aufruf der AfD waren dagegen nur wenige Menschen gefolgt. Die Partei verurteilt die Lesung, weil sie dadurch eine Frühsexualisierung und Indoktrination von Kindern befürchtet.

© SZ - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

SZ PlusMeinungDrag-Lesung für Kinder
:Nicht gut gemacht

Eine Drag-Lesung für Kinder? Da ist Sorgfalt, Augenmaß und Umsicht gefragt. Die Münchner Stadtbibliothek lässt vieles davon vermissen.

Kommentar von René Hofmann

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: