Disko P1 nach dem Umbau:"Ich würde mich nicht reinlassen"

Lesezeit: 3 min

Münchens legendärer Club P1 eröffnet nach einem Umbau neu. Betreiber Michael Käfer führt durch den Spa-artigen Toilettenbereich, spricht über den neuen Disko-Zeitgeist und sein liebstes Klientel.

Philipp Crone

Baumstämme über den Männer-Pissoirs, auf denen man seinen Namen einritzen kann, kleine Schiebeluken zwischen den Damen-Toiletten, über die sich die Frauen unterhalten und ansehen können, eine eigens vom Fraunhoferinstitut entwickelte Musikanlage, ein Tresor für die angebrochenen Flaschen der Gäste, eine täglich geöffnete Lounge mit Kamin und neun Meter langer Bar, daneben ein Club mit sieben Bars, verschiedenen Logen in unterschiedlicher Höhe und einem neuartigen Lichtsystem - nach einem zwei Millionen Euro teuren Umbau, dem fünften in 25 Jahren, ist wieder alles anders im P1. Auch, dass sich Hauptgesellschafter Michael Käfer, 58, nicht mehr in alles einmischt, sagt er im Gespräch mit Philipp Crone .

Michael Käfer im Interview mit der Süddeutschen Zeitung: Am Donnerstag findet die Wiedereröffnungsparty des P1 statt. (Foto: Robert Haas)

SZ: Herr Käfer, der neue Club ist kleiner als vorher. Warum?

Michael Käfer: Der Zeitgeist ist so. Die Clubs werden in den letzten Jahren wieder kleiner, das habe ich auch in anderen Städten wie Paris, London oder New York beobachtet. Man will es wieder schnuckliger, eher Wohnzimmer als Saal. Die Leute wollen zum einen so viel wie möglich sehen, deswegen haben wir höher und tiefer gelegene Bereiche, und gleichzeitig wollen sie Ecken, in die man sich verkriechen kann.

SZ: Dann war das Übergangs-P1, der Saal im Haus der Kunst, ja total unzeitgemäß.

Käfer: Stimmt. Früher ging es ja darum, möglichst hohe Räume zu haben, jetzt ist das Gegenteil gefragt. Der Saal war eine Notlösung. Jetzt wird es dafür um so kleinteiliger und gemütlicher.

SZ: Zum Beispiel auf den Toiletten. Bei Ihnen gibt es nun einen 200 Quadratmeter großen Spa-artigen Bereich, mit eigener Bar. Sollen die Leute auf den Klos feiern?

Käfer: Nein. Im Gegenteil. Die Toiletten sind der Ruheort einer Diskothek und ein ganz wichtiger Kommunikationsort dazu, wo man quatschen kann. Und der soll auch angenehm sein. Das ist kein Vergleich mehr zu den Toiletten des P1 vor 25 Jahren.

SZ: Dort ist aber das eherne Club-Gesetz, der Jäger trifft die Gejagten, aufgehoben.

Käfer: Da unterhält sich der eine Jäger mit dem anderen, wie das Wild ausschaut. Und die Jägerinnen über den Gejagten. Die Hülle mag sich mal wieder verändern, aber das Prinzip einer Diskothek ändert sich nie, das lautet: Man kommt, um Leute kennenzulernen. Deshalb haben wir auch noch mehr Bars als vorher.

P1 nach dem Umbau
:Eine Nummer kleiner

Am Donnerstag öffnet das frisch renovierte P1. Betreiber Michael Käfer führt durch die Räume.

SZ: Damit die Jäger dem Wild einen Drink ausgeben können?

Die Architekten Stefan Mauritz (links) und Peter Buchberger gaben dem P1 sein neues Gesicht. (Foto: Robert Haas)

Käfer: Auch, aber vor allem, damit man sich irgendwo festhalten und anlehnen kann. Die Bars sind auch wichtige Kommunikationspunkte. Da kann man mit jemandem ins Gespräch kommen, oder einfach nur unauffällig der Musik zuhören.

SZ: Die in 3D in den Raum schallt. Wie wichtig ist Technik heute in einem Club?

Käfer: Entscheidend. Auch die Lichttechnik. In der digitalen Zeit erwarten die Leute modernes Licht. Hier gibt es ja gar keine Lampen mehr. Alle Beamer, Bildschirme und LED-Panels werden als Bildpixel über Computer angesteuert. Allerdings ist das ein Thema, bei dem ich nicht mehr mitreden kann. Das überlasse ich den jüngeren Leuten wie meinen Architekten Peter Buchberger und Stefan Mauritz. Ich kann dafür beurteilen, ob man sich in einem neuen Raum wohlfühlt oder nicht.

SZ: Woran sehen Sie das?

Käfer: Das einfachste Beispiel sind Kissen. Eine leere Sitzecke ist kalt, die Kissen machen sie warm. Und später kann man die auch noch werfen.

SZ: Sehen Sie auch, ob sich die Leute dort wohlfühlen?

Käfer: Ja, das ist so ähnlich wie in einem Restaurant. Da sehe ich schon allein daran, wie der Gast die Gabel hält, ob es ihm schmeckt oder nicht. In einem Club sieht man es daran, wie sich die Leute bewegen. Da bin ich schon wirklich sehr aufgeregt, ob das auch diesmal wieder klappt. Die Leute müssen einfach sofort ihre Ecke, ihren Bereich finden und dort das Gefühl haben, schon immer da gewesen zu sein.

SZ: Vorausgesetzt, sie sind vorher am Türsteher vorbeigekommen.

Käfer: Klar. Das macht jetzt Katharina Uhr, und sie hat eine entscheidende Aufgabe bei uns: die richtige Mischung schaffen. So wie sie das im Edmoses sehr gut machen. Von den Gästen hätte ich auch gerne ein paar hier. Unser Ziel muss sein, dass sich die Leute darauf vorbereiten, ins P1 zu gehen. Dann bleibt es so einzigartig, wie es bislang war.

SZ: Worauf kommt es dann an der Tür an?

Käfer: Die Devise hat sich in den letzten 25 Jahren nicht geändert. Es müssen gute Persönlichkeiten da sein im Club, egal, wie sie aussehen.

SZ: Sie tragen heute einen dunkelblauen Anzug mit Hemd und Krawatte, sehen aus wie der klassische Typ Geschäftsmann. Würden Sie sich selbst so reinlassen?

Käfer: Nein, einer, der so angezogen ist, den fände ich hier drin furchtbar, (lacht) mich würde ich so sicher nicht reinlassen.

© SZ vom 19.10.2010 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: