Die Versuchsanordnung könnte geschmackloser kaum sein: Vier Freunde laden jede Woche einen "Spinner" zum Essen ein, überbieten einander in dem Bemühen, den Gast mit dem skurrilsten Hobby, dem größten Spleen beizusteuern. Dass es jüngst ein Schauspieler mit Sprachfehler war, wie der Verleger Peter Küsenberg (Moritz Lindbergh) anfangs gestenreich erzählt, lässt einen als Zuschauerin Schlimmstes befürchten.
Doch glücklicherweise wirft bereits seine Ehefrau Christine (Esther Kuhn) ihm all das an den Kopf, was man ohnehin empfindet: Zynisch und menschenfeindlich seien diese Abendessen. Und prompt ist es dann auch der "Spinner" der aktuell bevorstehenden Einladung, der den Spieß gnadenlos herumdrehen wird.
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Die Sympathien in der französischen Screwball-Komödie "Dinner für Spinner" von Francis Veber sind schnell verteilt. Bereits 2015 hatte René Heinersdorff sie für sein Theater am Dom in Köln mit dem aus der gleichen Stadt stammenden Komiker Tom Gerhardt inszeniert, jetzt hatte sie als Übernahme in der Komödie im Bayerischen Hof Premiere, wo Heinersdorff ebenfalls als Intendant wirkt.
Dem fiesen Peter gönnt man jeden Reinfall, angefangen bei einem Hexenschuss, dessentwegen er das Dinner kurz vor knapp absagen muss. Und mit steigendem Vergnügen verfolgt man den Auftritt des besagten Spinners, dessen Ankunft nicht mehr zu stoppen war. Der schlicht gestrickte, aber absolut gutartige Matthias Bommes raubt mit Selbstgereimtem ("Hier spricht Matthias Bommes, und ich esse gerne Pommes") und Selbstgebasteltem (Streichholz-Nachbauten vom Pariser Eiffelturm bis zur Autobahnauffahrt Feldmoching) seinem rückenbedingt daherkriechenden Gastgeber jeden verbliebenen Rest-Nerv - zur großen Freude des Publikums.
Gerhardt als ungerufener Helfer in der Not entpuppt sich als Teil jener (dramaturgischen) Kraft, die stets das Beste will, aber doch das Schlimmste schafft: Er stößt sowohl Peters Ehefrau wie dessen esoterische Geliebte vor den Kopf (Doppelrolle mit Verve: Esther Kuhn), indem er sie in schönster Boulevard-Manier verwechselt und jede mit einer anderen Wahrheit aus dem Haus treibt.
Auch im Haus sorgt der trottelige Bommes für Chaos: Einem Betriebsprüfer offenbart er nicht nur die im Badezimmer versteckte hochwertige Bilder-Kunst, sondern liefert auch gleich noch die Kiste mit den Belegen von Peters Bestseller-Verlag dazu. Wie so gerne in zeitgenössischen französischen Komödien befindet man sich eben auch hier mitten im gut situierten Bildungsbürgertum.
Dass Gerhardt auch melancholischere Töne beherrscht, zeigt er in diesem mit viel Tempo auf den Punkt inszenierten Boulevardstück, als er begreifen muss, unter welcher Prämisse er zum Dinner eingeladen wurde. Selbst jetzt bleibt sein Bommes in einem letzten Move ganz der "sanfte Delfin", als den ihn Peters Geliebte zuvor so treffend klassifizierte. Dank seiner empfindet man sogar mit dem am Ende brillant zerlegten Gastgeber so etwas wie Mitgefühl - aber nur beinahe.
Dinner für Spinner , bis 25. Juni, Komödie im Bayerischen Hof, www.komoedie-muenchen.de