Deutsches Theatermuseum:Als die Werke Regisseure fanden

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Max Reinhardt, Fritz Kortner, Claus Peymann oder Peter Stein prägten mit radikalen Ideen den Begriff des "Regietheaters". Das Deutsche Theatermuseum widmet dem Thema nun eine Schau mit Fotografien und Bühnenbildentwürfen der bemerkenswertesten Arbeiten bedeutender Regisseure.

Von Christiane Lutz

Der Begriff Regietheater löst bei Theaterfans nicht unbedingt nur Begeisterung aus. Fies ausgedrückt: Er steht für das große Ego eines Regisseurs (und ja, hier ist in der Regel ein Mann gemeint), der sich ein Werk so lang zu eigen macht, dass man am Ende oft mehr vom Regisseur als vom Werk gesehen hat. Nett ausgedrückt brachte und bringt das Regietheater natürlich jede Menge erstaunlicher neuer Ästhetiken hervor. Gern werden etwa Peter Zadek, Claus Peymann oder Peter Stein als Galionsfiguren des Regietheaters genannt, weil sie Ende der Sechzigerjahre radikale Ideen auf die Bühne brachten. Aber schon vorher regten sich Zuschauer über zu wenig Werktreue auf. 1919 etwa gab es ordentlich Streit, als der Regisseur Leopold Jessner Schillers "Wilhelm Tell" ohne Alpenkulisse inszenierte - ein Skandal!

Das deutsche Theatermuseum widmet dem Thema nun gleich eine ganze Ausstellung, die so vage und wie passend einfach "Regietheater - Eine deutsch-österreichische Geschichte" heißt und bis 11. April 2021 zu sehen sein wird. Die Geschichte, die in der Ausstellung erzählt werden soll, ist nicht nur die einer bestimmten Haltung zu Theater, sondern auch eine von Regie-Generationen. Sie beginnt bei den Theatermachern Otto Brahm und dem von ihm geförderten Max Reinhardt. Bei Reinhardt wiederum begannen Fritz Kortner und Gustaf Gründgens ihre Karrieren und suchten ihrerseits später in Abgrenzung zu ihm einen eigenen künstlerischen Weg. Kortners Regieassistent war übrigens einmal Peter Stein, der ihn dann später eher skeptisch sah, dagegen von Max Reinhardt viele szenografische Spielideen übernahm.

In der Ausstellung, die ursprünglich "Regiegenerationen" heißen sollte, werden auch diese Verbandelungen und gegenseitigen Einflussnahmen unter den Theatermachern gezeigt, die das Regietheater überhaupt möglich gemacht haben. Und die dazu gehörende Diskussion darüber, was Regietheater darf und was nicht. In Fotografien und Bühnenbildentwürfen aus den vergangenen hundert Jahren sind die bemerkenswertesten Arbeiten bedeutender Regisseurinnen und Regisseure dokumentiert. Passend zur Ausstellung erscheint auch der Bildband "Regietheater" (erschienen im Henschel Verlag) von Claudia Blank, der Leiterin des Deutschen Theatermuseums.

Regietheater , Fr., 17. Juli , bis 11. April 2021, Deutsches Theatermuseum, Galeriestr. 4a, Telefon 210 69 10

© SZ vom 16.07.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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