Bayerisches Restaurant Altstadt "Der Andechser am Dom":A bisserl was geht immer!

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Voll ist es stets beim Andechser am Dom, doch an den großen Tischen finden sich immer ein paar Plätze. Dann gibt's ein bayerisches Schmankerl oder auch drei.

Christina Maria Berr

Dieser Text ist leider veraltet, das Restaurant gibt es inzwischen nicht mehr.

(Foto: Foto: Annika Stähle)

Bestellen? Jetzt noch? Unmöglich! Meint die Dame am Telefon. Das ist in München um die Mittagszeit nicht außergewöhnlich. Wer hier mittags spontan essen gehen will, findet sich oft in einem halbleeren Lokal - die Tische sind alle längst reserviert. Als gäbe es einen Frühbucherrabatt.

Wir gehen trotzdem ins "Andechser am Dom". Schließlich wollen wir dieses Lokal testen. Drinnen stehen schon einige für einen Platz an den Tischen an. Doch die sind - typisch für ein Münchner Lokal - riesig und daher gilt meist: A bisserl was geht immer. Nett fragen, dann rücken die Gäste schon zusammen.

Wir landen am Stammtisch, rechts hinten, direkt bei der Küche. Über uns hängt eine wilde Mischung von Portraits prominenter Gäste: Abt Odilo, Franz Josef Strauß, Edmund Stoiber und der Papst. An der Decke blickt ein Engerl aus der Wandmalerei auf uns herunter. Da schaut auch schon der Wirt Sepp Krätz vorbei, begrüßt alle mit Handschlag, geht durchs Lokal. Ein strenger Blick, ob alles stimmt. Er setzt sich an den Stammtisch.

Dort erzählt Regisseur und Schauspieler Otto Retzer mit starkem, österreichischen Akzent gerade amüsiert, dass er soeben für einen Ungarn gehalten wurde. Krätz grinst und ist schwups wieder in der Küche verschwunden. Prominente sind hier immer wieder mal anzutreffen - aber sie fallen, und das ist wirklich angenehm, nicht auf. Wer hier herkommt, der will seine Ruh'. Und die findet er hier, in dem durchaus lauten, halligen bayerischen Lokal.

Und was sollen wir essen? Der "Andechser Gourmetteller" wird uns empfohlen. Die Stammtischler haben, so erzählen sie, einst den Mix aus kälbernes Fleischpflanzerl, Leberkäs und Rostbratwürstl mit Speckwirsing, Faßsauerkraut und Kartoffel-Ruccolasalat als Sonderwunsch bestellt. Der Wirt Sepp Krätz nahm die Anregung für die Unentschlossenen und die neuen Besucher in seine Speisekarte auf. Das Tris di Bavaria gibt es für Euro 10,50. Der Geschmack ist ordentlich, Gourmetteller aber mag vielleicht der falsche Ausdruck sein.

Wir fragen nach der Bauernente mit Apfelblaukraut und Kartoffelknödeln (halbe Ente: 14,50 Euro, viertel Ente: 9,50 Euro), erfahren vom Ober, dass sie schon seit den Morgenstunden schmort. Also wählen wir neben dem Einsteigertrio noch ein Kaiser-Wiener Schnitzel (14 Euro). "In Andechser Fassbutter gebraten" steht dabei - und dieses majestätische Stück Fleisch ist butterzart. Als Beilage kann der Gast wählen zwischen einem gemischten Salat, Bratkartoffeln oder einem Kartoffel-Ruccola-Salat. Wir wählen letzteren und sind zufrieden.

Mal anstoßen mit einem kleinen Andechser Bier. Das gibt es hier nicht nur in Maßkrügen. Hausherr Krätz, der auch Wiesnwirt im "Hippodrom" ist, hat da ein Einsehen und schenkt es sogar in 0,25 Liter-Einheiten aus (0,25 Liter: 2,10 Euro, der halbe Liter: 3,35 Euro). Überhaupt ist das mit den kleinen Portionen sehr angenehm: Neben dem kleinen Bier gibt es die kleine Ente und den kleinen Schweinebraten (für 7,50 Euro, den großen für 10,50 Euro) mit Dunkelbiersoße, geriebenem Kartoffelknödel und Krautsalat oder Blaukraut. Bayerisch im Miniformat.

An der Tür stehen immer mehr hungrige Gäste, andere haben sich umgesetzt, ein paar wollen zahlen. Dazwischen quetscht sich ein Kellner in geradezu stoischer Gelassenheit mit dem Essen durch. Man ist den Dauerrummel offensichtlich gewöhnt. Unten ist schließlich auch noch ein Raum. Dort ist es intimer, mit kleineren Tischen - aber auch etwas fad.

Das Essen ist übrigens schnell serviert worden. Die Stammtischler hatten wunderbare Anekdoten zu erzählen und uns damit die Wartezeit verkürzt - und den neuesten Klatsch aus der Stadt kennen wir nun auch.

Wo gibt's das heute noch, denkt man da nostalgisch, das nette Wirtshauserleben?

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