Projekt auf dem Rangierbahnhof-Gelände:Mehr Güter auf die Schiene bringen

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Ohne die Lokomotiven läuft nichts: Blick von oben auf das Areal des geplanten Umschlagterminals, wo die Loks abgestellt werden. (Foto: Florian Peljak)

Die Bahn will bis 2031 im Münchner Norden ein Terminal für den Kombinierten Verkehr errichten. Denn das in Riem hat die Grenzen seiner Kapazität erreicht.

Von Andreas Schubert

Die Deutsche Bahn (DB) will mehr Güter auf die Schiene bringen und deshalb die Kapazitäten erweitern. Ziel ist es, den Anteil der Schiene am gesamtem Güterverkehr bis zum Jahr 2030 von 18 auf 25 Prozent zu erhöhen.

Am Dienstag hat der bayerische Bahnchef Klaus-Dieter Josel am Rangierbahnhof München Nord erste Pläne für ein neues Terminal für den Kombinierten Verkehr (KV) vorgestellt. Mit dabei: Bayerns Verkehrsminister Christian Bernreiter (CSU).

Bei einem KV-Terminal werden die Güter zwischen Straße und Schiene umgeladen. Die Idee des Kombinierten Verkehrs: Die Güter sollen auf einer möglichst langen Strecke klimafreundlich, effizient und sicher auf der Schiene (oder auch auf dem Wasser) transportiert werden, die Verweildauer auf der Straße dagegen soll möglichst kurz sein. Lastwagen bringen in einem Umkreis von rund 50 Kilometern die Ladung lediglich zu einem Umschlagbahnhof oder holen sie von dort ab.

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In München-Riem gibt es bereits ein KV-Terminal. Dort können jährlich bis zu 350 000 sogenannte Ladeeinheiten, also etwa Container oder Lkw-Sattelauflieger, abgefertigt werden. Doch Riem hat die Grenzen seiner Kapazität erreicht, im Stadtnorden, an der Ludwigsfelder Straße, ist dagegen noch Platz. Hier sollen künftig pro Jahr bis zu 300 000 Ladeeinheiten umgeschlagen werden. Mit dem Ausbau des Güterverkehrs auf der Schiene sollen laut DB 75 Millionen Lkw-Kilometer und rund 56 000 Tonnen CO2 pro Jahr eingespart werden.

Gemeinsam mit dem bestehenden KV-Terminal in Riem wird sich die Kapazität im Raum München damit künftig fast verdoppeln. "Für mehr Güterverkehr auf der umweltfreundlichen Schiene müssen wir die Verkehrsträger effizient verzahnen", sagt Josel. Dafür schaffe man mit dem neuen Terminal die notwendigen Voraussetzungen.

Das neue Terminal soll auf einer Fläche von rund 180 000 Quadratmetern auf dem Bahngelände entstehen, wo sich seit den 1990er Jahren der Rangierbahnhof befindet. Es soll vier Umschlaggleise samt Lkw-Abladespuren bekommen. Die Verladung erfolgt künftig mit sechs Portalkranen, die per Fernbedienung vom Betriebsgebäude aus gesteuert werden.

Wie die Zu- und Abfahrten gestaltet werden, steht laut Projektleiter Andreas Witzel noch nicht fest. Denn gerade erst hat die DB die Vorplanungen gestartet, die bis 2024 dauern sollen. Nach weiteren Planungsphasen und dem Planfeststellungsverfahren sieht der Zeitplan einen Baubeginn im Jahr 2028 und eine Inbetriebnahme 2031 vor. Man starte nun auch die Öffentlichkeitsbeteiligung, um zum Beispiel Bedenken wegen Lärm und zusätzlichem Verkehr zu begegnen, so Witzel.

Der Standort ist nach Ansicht der DB sehr gut geeignet. Er liegt direkt am sogenannten Scan-Med-Corridor, dem Bahn-Korridor zwischen Skandinavien und dem Mittelmeerraum. Außerdem ist das Gelände durch die Nähe zur Autobahn A99 verkehrlich gut angebunden und gehört bereits der DB. Dadurch sollen sich der Flächenverbrauch sowie zusätzliche Lärmemissionen für Anwohner in Grenzen halten.

Das Terminal sei ein wichtiger Baustein für die Verkehrswende im Alpenraum, so Josel. Bevor mit dem Brenner-Nordzulauf wohl erst Ende der 2030er Jahre auf bayerischem Boden eine neue Schienenverbindung Richtung Italien befahren werden kann, werde man mit dem modernen Zugbeeinflussungssystem ECTS die Leistungsfähigkeit auf der Strecke bis Kufstein um etwa 20 Prozent steigern.

Bernreiter erklärte, er freue sich über das Projekt und die Standortwahl im Münchner Norden. Als Staatsminister ist er für Derartiges zwar nicht zuständig. Er nutzte aber die Gelegenheit, um vom Bund mehr Geld für den Schienenausbau zu fordern. Das hat er sich im Landtagswahlkampf bei solchen Terminen inzwischen zur Gewohnheit gemacht.

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