Das ist schön:Showdown beim Pop-up

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Notizen zum Ende von Filmfest und Autokino in Freimann

Kolumne von Bernhard Blöchl

Am Abschlussabend des Filmfestchens gab es eine Riesenwurst. Der dänische Regisseur Ulrich Thomsen bekam die Schwimmnudel in Weißwurstoptik als kleines Dankeschön, weil es in der von ihm vorgestellten Komödie um ein deutsches Grillrostdrama in einer amerikanischen Kleinstadt geht. Spötter könnten nun sagen, das passt prima, weil auch dieser Pop-up-Filmfest-Ableger, der coronabedingt seit Mitte Juli im Autokino am Zenith in Freimann über die Bühne ging, eine Wurst war im Vergleich zum großen Festival, das man doch eher mit Feinkostbüffet und Champagner in Verbindung bringt. Man kann es aber auch anders sehen und in dem Fleischerzeugnis ein ehrenwertes Prinzip erkennen, nämlich: die Kunst, das Beste daraus zu machen.

Genau das haben sie getan: sowohl das Filmfestteam um Christoph Gröner als auch deren Gastgeber, die jungen Veranstalter des Pop-up-Autokinos, Veronika Faistbauer, Simon Pirron und Fabian Halbig. Sie haben schnell und kreativ etwas auf die Beine gestellt, das kein Ersatz sein konnte (und wollte) für abgesagte Festival- und Kinofreuden, das aber diesem kulturverödeten Sommer dennoch ein Flimmern verpasste. An diesem Samstag endet das Experiment Pop-up-Autokino. Bei der "Closing Night" von 18 Uhr an gibt es DJ-Sound, Gewinnspiele und einen Überraschungsfilm ("garantiert kultig, sehr lang, nicht aktuell", verrät Halbig). Die Betreiber, allesamt aus dem Umfeld der Münchner Filmhochschule, geben sich zufrieden. Mehr als 10 000 Besucher bei knapp 100 Filmnächten in 15 Wochen, dabei acht geklaute Radios und 17 Autos, die hinterher Starthilfe brauchten. Das ist die offizielle Bilanz. Klar, es hätten mehr Zuschauer kommen können. Andererseits: Wer in diesen Tagen ein Kino besucht, der weiß, dass 100 Zuschauer, wie sie jeden Abend durchschnittlich ins Autokino kamen, eine ganze Menge sind. Halbig sagt Sätze wie: "Es waren intensive Wochen", er sagt aber auch: "Rein finanziell war es nicht der Hammer. Aber mit den 10 000 sind wir als Privatpersonen aus dem Gröbsten raus." Nach der Party wird die Leinwand eingelagert, man weiß ja nie. Noch ist keine Neuauflage geplant. Aber wer kann schon planen in diesem irren Jahr? Von einem eigenen Kino träumen Halbig & Co., von einem Filmfest, wie sie es lieben, Gröner & Co. Eines hat die junge Liaison jedenfalls gezeigt: Wer nicht zögert und sich traut, das Beste aus der Situation zu machen, der wird nicht nur mit Würsten belohnt. Sondern auch mit Respekt und Erfahrung. Ein Lob gibt's obendrauf: Das Projekt Pop-up-Autokino war ein schönes Wagnis.

© SZ vom 29.08.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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