Weihnachtsmärkte:Glühwein mit Abstand

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Die Vorbereitungen auf die Christkindlmärkte 2021 sind arbeitsintensiv. (Foto: Niels P. Jørgensen)

Bei den Organisatoren der Weihnachtsmärkte im Landkreis Dachau herrscht hektische Betriebsamkeit. Wirtschaftlich dürfte sich das Geschäft heuer nicht lohnen. "Man macht's, damit wieder etwas los ist".

Von Katja Gerland, Dachau

"Etwas chaotisch, sehr hektisch und arbeitsintensiv", so beschreibt Manfred Sedlmair die Vorbereitungen für den diesjährigen Dachauer Christkindlmarkt. Es ist erst einige Tage her, dass die Staatsregierung Grünes Licht für Bayerns Christkindlmärkte gegeben hat. Jetzt muss es schnell gehen, denn bis sich rechtzeitig zur Adventszeit wieder Bude an Bude reiht, ist einiges zu tun. Das Musikprogramm steht noch nicht ganz, Verträge für Marktleute müssen aufgesetzt werden, und dann sind da noch die Vorgaben zum Infektionsschutz des Gesundheits- und Wirtschaftsministeriums, die Veranstalter eigenverantwortlich auf ihren Märkten umsetzen müssen. "Das ballt sich jetzt auf die nächsten drei bis vier Wochen", sagt Sedlmair, der gemeinsam mit Christian Naumann den Vorstand des Dachauer Christkindlmarkt-Vereins bildet. Dass der Budenzauber heuer wieder stattfinden soll, stand für den Verein außer Frage. Auch in den meisten Landkreisgemeinden steht jetzt schon fest, dass es wieder Christkindlmärkte geben soll.

So wie vor der Pandemie darf man sie sich aber nicht vorstellen. Das "Rahmenkonzept für Weihnachtsmärkte" regelt, welche Auflagen eingehalten werden müssen. So gilt zwar keine generelle Maskenpflicht; überall, wo Besucher den Mindestabstand von 1,5 Metern nicht einhalten können, wird das Maskentragen aber zumindest empfohlen. Christian Naumann will die Atmosphäre so ungezwungen wie möglich gestalten. "Wir lassen alles weg, was wir nicht müssen." Auch Sedlmair ist froh, dass der Dachauer Budenzauber ohne 3G-Regeln und damit ohne Einlasskontrolle und Zäune stattfinden kann.

Großer organisatorischer Aufwand

Der größte organisatorische Aufwand dürfte für die Christkindlmarkt-Veranstalter wohl darin liegen, das Abstandsgebot umzusetzen. So sollen sie dafür sorgen, dass der Mindestabstand von 1,5 Metern, wo immer möglich, eingehalten wird und sich keine Menschenmassen sammeln. Das Papier des Wirtschaftsministeriums empfiehlt, vergrößerte Abstände zwischen den Ständen, Besucherlenkungen, und Hinweisschilder in das Infektionsschutzkonzept mit einzubeziehen. Als ein Konzept für einen "unbeschwerten und stimmungsvollen Marktbesuch", mit wirtschaftlichen Chancen für Veranstalter, Marktkaufleute und Schausteller preist Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger (Freie Wähler) diese Regeln an.

Ob sich die diesjährigen Märkte für Schausteller wirtschaftlich lohnen, bezweifelt Sedlmair allerdings: "Den Gedanken hat man schon, ob es sich für alle rechnet." Schließlich hätten andere Veranstaltungen gezeigt, dass die Besucherzahlen nicht an die der Zeit vor der Pandemie herankommen. Dementsprechend plant Sedlmair mit einem Drittel weniger Besuchern auf dem Dachauer Christkindlmarkt. Und auch unter den Marktleuten scheint es Zweifel zu geben, ob sich das Geschäft heuer lohnt. Der Betreiber des Süßwarenstands hat bereits abgesagt. Weil dieser schon auf anderen Märkten mit geringen Einnahmen kämpfen musste, wolle er nun keine weiteren Pleiten einfahren, erzählt Sedlmair.

Eine weitere Herausforderung: Weil viele Marktleute unsicher über den Verlauf der Pandemie sind, haben sie keine Waren vorbestellt, wie Naumann berichtet. Deshalb sei es vor allem für das Kunstgewerbe ein Problem, die Stände mit Artikeln zu bestücken. "Für hauptberufliche Schausteller ist es einfach schwierig", sagt Sedlmair, der seinen Getränkestand auf dem Dachauer Christkindlmarkt selbst nur als Hobby betreibt. Umso mehr freut es die Vereinsvorsitzenden, dass nun doch die meisten Marktleute zugesagt haben. "Sogar aus Peru kommt jemand", erzählt Naumann. Auch den Süßwarenstand konnten sie neu besetzen. So sei es in diesem Jahr eher ein solidarischer Akt, die Weihnachtsmärkte zu veranstalten: "Das ist ein Dienst an der Gesellschaft", sagt Sedlmair. "Man macht's, damit wieder etwas los ist."

Andere Landkreisgemeinden stecken ebenfalls schon mitten in den Vorbereitungen. Nur die Frage nach dem Wie ist vielerorts noch nicht geklärt. So heißt es aus Karlsfeld, dass der Hüttenzauber am zweiten und dritten Adventswochenende "in einem kleineren Rahmen" stattfinden werde. Wie der Markt genau aussieht, müsse noch intern besprochen werden. Auch in Markt Indersdorf wird "auf Hochtouren an der Planung gearbeitet", sagt Andrea Günther, Mitarbeiterin im Indersdorfer Bürgerbüro.

Indes ist nicht jeder gut auf das Vorgehen der bayerischen Ministerien zu sprechen. Das finale Rahmenkonzept sei völlig anders als in den vorangegangenen Schreiben, kritisiert der Vierkirchener Bürgermeister Harald Dirlenbach (SPD). Der Vierkirchener Weihnachtsmarkt findet zwar dennoch wieder statt. Um auf jedes pandemische Geschehen vorbereitet zu sein, ist Dirlenbachs Planung aber besonders breit angelegt: "Fläche vergrößern, Einzäunen", das alles stehe noch im Raum.

Folgende Weihnachtsmärkte finden m Landkreis statt (Termine noch unter Vorbehalt). Dachau: 21. November bis 23. Dezember; Karlsfeld: 3. bis 5. und 10. bis 12. Dezember; Bergkirchen: 27. November; Haimhausen: 26. bis 28. November; Hebertshausen: 4. Dezember; Markt Indersdorf: 4. und 5. Dezember; Odelzhausen: 27. und 28. November; Pfaffenhofen a.d. Glonn: 4. und 5. Dezember; Röhrmoos: 27. November; Schwabhausen: 27. November; Vierkirchen: 11. und 12. Dezember. Abgesagt ist der Weihnachtsmarkt in Weichs, in Altomünster ist die Entscheidung noch offen.

© SZ vom 23.10.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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