Tierquälerei in Erdweg:Mit dem Besenstiel geschlagen

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Der Nachbar hörte grässliche Schreie. Weil er dachte, ein Baby werde misshandelt, rief er die Polizei. Das Opfer des 27-jährigen Erdwegers aber war ein kleiner Hund.

Helmut Zeller

Nicht nur die Tierfreunde in Erdweg sind sprachlos und erschüttert: In ihrer Gemeinde hat ein 27-jähriger Kfz-Mechaniker in seiner Wohnung in der Hauptstraße offenbar schon einige Zeit einen sieben Monate alten Hund gequält. Details der Misshandlungen wollte Polizeisprecher Michael Richter nicht bekanntgeben, da gegen den Mann noch ermittelt werde. Er sagte aber: "Der Hund hat nicht gut ausgesehen."

Die sieben Monate alte französische Bulldogge Buffy ist jetzt im Tierheim. (Foto: Toni Heigl)

Der Mann soll die Französische Bulldogge mit Namen Buffy immer wieder vermutlich mit einem Besenstiel geschlagen haben. Am Mittwoch vor einer Woche rief ein Nachbar die Polizei. Der Mann hatte in seinem Büro "grässliche Geräusche" aus der Wohnung des Tierquälers gehört. "Das ging 15, 20 Minuten lang so. Ich dachte, da wird ein Baby misshandelt."

Eine Polizeistreife verschaffte sich Zugang zur Wohnung des Täters und fand statt eines Babys eine völlig verschreckte, am ganzen Körper zitternde Hündin vor. Die Tat erinnert an eine andere grausame Tierquälerei in Moosach. Ein 73-jähriger Rentner hatte an Heilig Abend mit einem Wasserstrahl einen Kater zu Tode gefoltert.

Buffy konnte aber dank der Reaktion des Nachbarn gerettet werden. Die Beamten beschlagnahmten den Hund und brachten ihn in Sicherheit. Nach der tierärztlichen Untersuchung im Dachauer Tierheim steht fest, dass Buffy verheilte, aber auch frische Verletzungen hat, die massive Schläge über einen längeren Zeitraum hinweg vermuten lassen.

Der Täter hat offenbar auch auf Buffys Kopf geschlagen, der Arzt konnte keinen Augendruck mehr feststellen. Noch ist nicht klar, ob das misshandelte Tier innere Verletzungen erlitten hat.

Der Nachbar erinnert sich noch genau an diesen Mittwoch: "Durch das ganze Haus waren die Schreie des Tieres zu hören." Der Mann müsse völlig durchgedreht sein, erklärte der Zeuge der SZ. "Das waren Schreie, die ich gar nicht beschreiben kann."

Der 27-Jährige soll Buffy gegen den Heizkörper oder die Wand geworfen haben. Der Nachbar, der selbst einmal einen Hund hatte, ist über die Brutalität entsetzt. "Heute ist es ein Tier, morgen ein Kind", sagte er. Wie lange genau der Täter und seine 23-jährige Lebensgefährtin den Hund bereits in ihrer Wohnung hielten, sagte Polizeioberkommissar Richter nicht.

Die Frau ist die Tierhalterin und soll die Hündin nicht misshandelt, aber gegen die Quälerei auch nichts unternommen haben. Sie erklärte den Beamten sofort, dass sie und ihr Freund mit dem offenbar nicht stubenreinen Haustier überfordert seien. Aber wie Richter sagte, lebte das Paar mit Buffy in einer "völlig verwahrlosten, unhygienischen Wohnung", die man nicht einmal einem Hund zumuten möchte. Von artgerechter Haltung könne keine Rede sein, sagte Richter.

Die Polizei ermittelt gegen den 27-Jährigen wegen Tierquälerei. Kommt es zu einer Anklage, droht dem Mann eine Haft- oder Geldstrafe. In Erdweg fragt man sich, wie ein Mensch in der Lage ist, einen kleinen Hund so zu quälen.

Die Französische Bulldogge ist ein bis zu 35 Zentimeter hoher und maximal 14 Kilogramm schwerer Hund mit Fledermausohren. Von Züchtern wird er als idealer Haus- und Familienhund beschrieben, der vor allem Kinder über alles liebt.

© SZ vom 11.02.2011 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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