Tierschutz:Veterinäramt stoppt Eröffnung von Hundehotel

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Die Eröffnung des Hundehotels in der Amperpettenbacher Straße in Haimhausen war für Dezember geplant. Doch das Veterinäramt Dachau durchkreuzte die Pläne. (Foto: Toni Heigl)

Nachdem ein Tierquäler-Video im Internet aufgetaucht ist, unterbindet die Behörde die Pläne für eine Hundetagesstätte in Haimhausen. Der Grund: In einer anderen Pension der Betreiberin arbeitete der Mann, der in den Aufnahmen zu sehen ist.

Von Anna Schwarz, Haimhausen

Die Videoaufnahmen, auf denen der mutmaßliche Münchner Tierquäler in Aktion zu sehen ist, sind verstörend: Immer wieder tritt der Mann nach einzelnen Hunden, hebt sie hoch und wirft sie durch den Raum. Der Mann zieht einen Hund an den Ohren und setzt sich später auf das Tier drauf. In einer Szene soll eine andere Person im Raum zu sehen sein, die nicht einschreitet.

Die Aufnahmen stammen von einer Überwachungskamera eines Münchner Hundehotels in Freimann und wurden der Tierschutzorganisation Peta zugespielt. Sie haben nun auch zu einer Entscheidung des Veterinäramts Dachau geführt.

Als mutmaßlichen Tierquäler hat die Polizei einen 29-jährigen Mann mit Wohnsitz im Landkreis Dachau identifiziert, die Inhaberin der Hundepension ist seine Ehefrau, wie das Kreisverwaltungsreferat München auf SZ-Anfrage bestätigt. Sie wollte nun auch ein Hundehotel in der Amperpettenbacher Straße in Haimhausen eröffnen. Doch das Veterinäramt Dachau hat die Eröffnung vorerst gestoppt, nachdem das Video des Ehemannes Anfang Dezember aufgetaucht ist.

Landratsamt wartet Gerichtsverfahren gegen mutmaßlichen Tierquäler ab

Die Betreiberin des geplanten Haimhausener Hundehotels hatte bereits im November beim Landratsamt angefragt und eine Erlaubnis für das gewerbsmäßige Halten von Hunden nach Paragraf 11 des Tierschutzgesetzes beantragt, wie die Behörde mitteilt. Außerdem sollte das Haus in Haimhausen tiergerecht umgebaut werden, auch dafür ging bereits im März eine Anfrage ein: Der Bauvorbescheid sei genehmigt worden, aber bis heute liege dem Landratsamt kein Bauantrag für die Tierpension vor, schreibt die Behörde: "Da der Umbau noch nicht fertig war und gleichzeitig Videos gegen den Ehemann aufgetaucht sind, wurde die Erteilung der Erlaubnis bis auf Weiteres ausgesetzt, bis über die Zuverlässigkeit der Antragstellerin entschieden ist".

Tierschutz
:Vorwurf der Tierquälerei

Die Tierrechtsorganisation Peta klagt an: In einer Münchner Hundetagesstätte sollen Tiere massiv misshandelt worden sein. Die Polizei hat jetzt einen 29-jährigen Mann als Tatverdächtigen ermittelt.

Das Veterinäramt Dachau habe die Eröffnung und den Betrieb des Hundehotels jedoch "nicht direkt untersagt, nur darauf hingewiesen, dass ein Betrieb ohne Paragraf-11-Erlaubnis eine Ordnungswidrigkeit darstellt". Nun wartet das Veterinäramt das Gerichtsverfahren und das Urteil im Fall des Ehemannes ab. Danach werde entschieden, ob das Veterinäramt eine Betriebserlaubnis für das Haimhausener Hundehotel erteilt. Dort können Tiere abgegeben werden, wenn deren Halter zum Beispiel in den Urlaub fahren.

Auf SZ-Anfrage antwortet die Betreiberin des geplanten Hundehotels in Haimhausen per E-Mail, dass sie es zum jetzigen Zeitpunkt als nicht angebracht sehe, über ihre Pläne rund um die Tierpension zu sprechen. Aktuell liege ihr Fokus auf der Aufarbeitung der Geschehnisse, dabei versuche sie, "die Behörden bestmöglich in den Ermittlungen gegen meinen Ex-Partner zu unterstützen".

"Ich bin schockiert und fassungslos über seine Taten"

Zu den Vorwürfen gegen ihren Ehemann, den mutmaßlichen Münchner Tierquäler, schreibt sie: "Ich bin schockiert und fassungslos über seine Taten und habe mich als Konsequenz umgehend sowohl beruflich als auch privat von ihm getrennt." Zudem habe sie Strafanzeige gegen ihn erstattet.

Sie habe ein großes Interesse daran, dass die Ermittlungen schnell und umfassend ablaufen. Denn nachdem die Tierquäler-Videos in sozialen Netzwerken geteilt worden seien, sei eine "regelrechte Hetzjagd" gegen sie, ihre Familie und ihre Mitarbeiter gestartet worden: "Ich werde von Fremden aufs Übelste beleidigt und erhalte Morddrohungen, in einer meiner Einrichtungen wurden Fenster eingeworfen." Weiter schreibt sie: "Es ist für mich schockierend und beängstigend zu erleben, wie Selbstjustiz um sich greift und dass für die Taten eines Einzelnen das gesamte Team und sogar meine Kinder in Sippenhaft genommen werden."

Ermittlungen zum Tierquäler-Video dauern an

Die Dachauer Vorsitzende des Tierschutzvereins, Silvia Gruber, hat sich die Videos des mutmaßlichen Tierquälers angesehen und sei entsetzt gewesen, wie sie sagt: "Es tut einem im Herzen weh, und man kriegt eine Wut, wenn man sieht, zu was Menschen fähig sind." Sie hoffe, dass so jemand nie wieder ein Tier halten dürfe. Sie verstehe auch nicht, dass solche "Gräueltaten" nicht schon früher entdeckt wurden: "Aufnahmen von Überwachungskameras sind doch dafür da, um sie anzuschauen."

Grundsätzlich, so Gruber, sei es zwar wichtig, im Landkreis weitere Hundehotels zu schaffen. Denn bislang wisse sie nur von einer Hundepension am Waldschwaigsee und bekomme vor allem in der Ferienzeit viele Anfragen von Tierhaltern, die in den Urlaub fahren und ihre Hunde in dieser Zeit im Dachauer Tierheim unterbringen wollen. Doch Gruber muss ihnen absagen, dafür habe ihre Einrichtung derzeit keine Kapazitäten: "Wir sind seit Monaten randvoll." Allerdings müssten sich Hundebesitzer auch sicher sein können, dass ihr Tier in dem Hotel gut untergebracht sei und nicht misshandelt werde, so Gruber.

Laut Polizeipräsidium München laufen die Ermittlungen zu dem Tierquäler-Video, bislang gebe es keine Hinweise darauf, dass das Video gefälscht sein könnte.

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