Gymnasium:Auf zu neuen Höhen

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Die letzte Ehrung: Landrat Stefan Löwl, Bürgermeister Franz Obesser sowie Albert Herbst und Gerd Müller vom Landratsamt (von links) bei ihrem Abschiedsbesuch bei Thomas Höhenleitner (Mitte). (Foto: Robert Stark/Gymnasium Markt Indersdorf)

Schulleiter Thomas Höhenleitner verlässt nach zehn Jahren das Gymnasium Markt Indersdorf. Von Jodelunterricht, Singstammtischen, einer Alpenüberquerung zu Fuß und der Bedeutung von Wertschätzung. Ein Portrait.

Von Maximilian Kornprobst, Markt Indersdorf

In der Aula des Gymnasiums Markt Indersdorf (GMI) steht eine große Bühne, Schüler sind mit dem Aufbau beschäftigt. Wer den Gang am Pausenverkauf vorbei zum Sekretariat entlanggeht, hört Schlagzeug- und Trompetenklänge durch das Schulgelände hallen. Ziemlich schief, zugegebenermaßen, aber das GMI ist ja auch noch nicht lange ein musisches Gymnasium. Dass es überhaupt eines wurde, ist eine der Errungenschaften von Thomas Höhenleitner, dem Schulleiter, der jetzt nach zehn Jahren im Amt die Schule verlassen wird.

Zur Musik hatte Höhenleitner schon immer eine besondere Bindung. Gerade bayrischer Gesang und Tanz haben es ihm angetan. "Ich war eigentlich schon als Jugendlicher davon begeistert", sagt er in seinem von der Sommersonne aufgeheizten Büro. "In den letzten Jahren hatte ich auch immer einen kleinen Singstammtisch, bei dem die Leute einfach vorbeigekommen sind und traditionelle bayerische Lieder und Jodler gesungen haben." An die große Glocke gehängt habe er das aber nie. "Das war immer mein Privatvergnügen", sagt er. "Außer bei unserem Amerikaaustausch. Da habe ich dann mit den Austauschschülern immer noch ein wenig bayrisch getanzt." Außerdem gibt Höhenleitner Jodelkurse und hat schon als Jugendlicher gelernt, die Zither zu spielen. Inzwischen packt er die aber nur noch an Heiligabend aus.

Eine Schule zu leiten, das sei "ein bisschen so wie im mittelalterlichen Lehenssystem"

Und das wird sich so bald wohl nicht ändern. Denn Höhenleitner tritt zum neuen Schuljahr die Stelle als Schulleiter am Max-Born-Gymnasium in Germering an. Um noch einmal eine neue Herausforderung anzugehen, bevor vor der Pension nicht mehr genug Zeit ist, wie er sagt. Dabei sei ihm bewusst, was er in Markt Indersdorf aufgibt. "Tolle Menschen, perfekte Rahmenbedingungen und ein sehr engagiertes Lehrerkollegium, das den Weg mitgegangen ist."

Darauf sei man als Schulleiter angewiesen, sagt Höhenleitner. "Es ist ein bisschen so wie im mittelalterlichen Lehenssystem. Im Prinzip waren da alle dem Lehensherren Gefolgschaft schuldig, aber mit Autorität kam der nicht weiter. Auch als Schulleiter muss man die Leute mitnehmen, etwas anbieten, offen und klar kommunizieren, dann kann man auch etwas erreichen."

Als Ausgleich zieht es den gebürtigen Fürstenfeldbrucker oft in die Alpen. Manche Gipfel besteigt er schon zum dritten oder vierten Mal. Das Wandern sei einfach eine Möglichkeit, um nach der ganzen Arbeit als Schulleiter den Kopf freizubekommen, wie er sagt. Dabei komme es Höhenleitner gar nicht so sehr auf das Ziel an - eher auf das Unterwegs sein an sich. Über die Jahre hat ihn diese Einstellung zu einigen beachtlichen Touren geführt. Als 28-Jähriger ist er mit Freunden vom Marienplatz bis zum Markusplatz in Venedig marschiert. Übernachtet wurde in Alpenvereinshütten, Heustadln, im Zelt oder "in was gerade halt her ging". Insgesamt 28 Tage seien sie damals unterwegs gewesen. "Die Leute an der Adria haben ganz schön geschaut, wie wir bei größter Mittagshitze mit den Bergschuhen und den schweren Rucksäcken am Strand entlang Richtung Fähre am Lido marschiert sind", erzählt Höhenleitner, "aber diese Tour ist natürlich eine ganz große Erinnerung".

Eine, die er gerne noch einmal wiederholen würde. Am liebsten mit der Familie - Höhenleitner ist verheiratet und hat zwei Kinder. Das lässt der stressige Arbeitsalltag als Schulleiter aber nicht zu. Dabei müsste er eigentlich bald noch einmal aufbrechen. "Sonst laufen meine Kinder mir davon", sagt er.

"Ich hoffe, unsere Schüler wissen besser über ihre Möglichkeiten Bescheid als ich damals"

Selbst als Lehrer zu arbeiten, das vermisst Höhenleitner nicht. Er unterrichtet schließlich noch zwei Stunden in der Woche. Es habe ihm vor der Schulleiterkarriere auch selbst immer sehr viel Spaß gemacht, sagt er. Die Entscheidung für die Schulleiterlaufbahn sei nie eine Flucht aus dem Klassenzimmer gewesen. Dabei wäre er fast nicht in dem Beruf gelandet. Nach seinem Abitur waren die Anstellungschancen als Lehrer so schlecht, dass er zunächst eine Lehre zum Bankkaufmann bei der Sparkasse Fürstenfeldbruck machte. Allerdings schon damals mit dem Hintergedanken, eventuell an der Berufsschule doch noch Wirtschaft zu unterrichten.

Nach zwei Jahren kam dann das Umdenken und die Entscheidung für das Lehramtsstudium. Wo Höhenleitner erst am Tag der Einschreibung erfuhr, dass man seine gewünschte Fächerkombination - Geschichte und Latein - gar nicht zusammen studieren konnte. "Ich musste dann eines von beiden fallen lassen und stattdessen Deutsch nehmen", erinnert er sich. "Ich hoffe, unsere Schüler wissen inzwischen ein bisschen besser über ihre Studienmöglichkeiten Bescheid als ich damals."

Schule als ein Ort, an dem nicht nur Wissen, sondern auch Werte vermittelt werden

Nach Lehrstationen an verschiedenen Gymnasien in Bayern, einer Station am Kultusministerium sowie als stellvertretender Schulleiter am Ignaz-Kögler-Gymnasium in Landsberg am Lech, zog es Höhenleitner 2013 dann ans GMI. Hier war ihm in seiner Tätigkeit vor allem eines wichtig: Wertschätzung. Oder wie er es ausdrückt: "Eine Schule der Wertschätzung." Dazu gehören für ihn drei Aspekte: Die Wertschätzung im Umgang miteinander, der Wert der Bildung und die Schule als ein Ort, an dem nicht nur Wissen, sondern auch Werte vermittelt werden.

Dass davon etwas hängengeblieben ist, merke er vor allem an den Abiturreden der vergangenen Jahre, so Höhenleitner. Die seien nie mehr Abrechnungen gewesen, sondern gut überlegte und souverän vorgetragene Texte, denen klare Werte zugrunde liegen. Darauf sei er nach zehn Jahren durchaus stolz.

Vor Kurzem hat er zum letzten Mal eine Abiturfeier am GMI geleitet. "Ich bin jetzt nicht melancholisch geworden", sagt er, "aber es ist natürlich schon etwas Besonderes, wenn da Schüler vor einem sitzen, die man schon als Fünftklässler begrüßt und dann acht Jahre begleitet hat - in manchen Fällen sogar neun." Höhenleitner lacht.

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