Dachau:Teig aus der Flasche

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Claudia und Karl-Heinz Wenisch kochen mindestens einmal in der Woche mit eatly. (Foto: Niels P. Jørgensen/ Niels P. Jørgensen)

Inspiriert von den Straßenküchen Südindiens entwickelte das Dachauer Ehepaar Wenisch den fermentierten Flüssigteig "eatly", der das Kochen leichter machen soll.

Von Isabell Gielisch, Dachau

In einer Glasflasche stecken nur sechs Zutaten: Wasser, Reis, Linsenbohnen, Kichererbsen, Ursalz und Bockshornklee. Es ist ein fermentierter Flüssigteig, genannt "eatly". Über ein Jahr habe es gedauert, die perfekte Zusammensetzung zu finden, berichtet der Dachauer Karl Heinz Wenisch. Er hat den Teig mit seiner Frau Claudia entwickelt und vertreibt ihn seit rund zwei Jahren. "Eatly ist ein extrem erklärungsbedürftiges Produkt" weiß Wenisch. Täglich würden er und seine Frau damit kämpfen, zu erklären, wie man es zubereitet.

Denn der Flüssigteig ist vielseitig einsetzbar: Süß und herzhaft als Pfannkuchen, Pizza, Fladen oder Brötchen kann der Teig gegessen werden. Die Fermentation des Teiges führe dazu, dass dieser leichter verdaulich sei. "Jedes Böhnchen ein Tönchen- das kennt man ja" witzelt Wenisch. Bei eatly hingegen bleibe das Tönchen aus, denn bei der Fermentation werden die Proteine der Hülsenfrüchte so gespalten und vorbereitet, dass der Körper diese optimal aufnehmen kann. Viele Kunden mit Reizdarm würden sich freuen, nun endlich auch Hülsenfrüchte genießen zu können. Die Inspiration für das Produkt stammt aus den Straßenküchen Südindiens. Dorthin reiste das Ehepaar, nachdem das eigene Unternehmen für Hard- und Software-Produkte verkauft war. "Dann haben wir uns erstmal erholt, bis uns wieder langweilig geworden ist", berichtet der Gründer mit einem Schmunzeln. Es folgte ein langes Experimentieren in der heimischen Küche, bis die beiden schließlich mit dem Ergebnis zufrieden waren. Ermutigt durch positives Feedback von Freunden wagten die Wenischs den Schritt zum eigenen Start-up. "Wir haben gesagt, wenn wir schon etwas Neues machen, dann einfach mal etwas ganz Anderes."

"Der Herstellungsprozess ist nicht so einfach wie beim Pfannkuchen-Teig."

Zwar ist die Lebensmittelbranche Neuland für das Gründer-Ehepaar, die Erfahrung in der Unternehmensführung sei jedoch von großem Vorteil. Sie seien gewöhnt daran, echte Allrounder zu sein: Vertrieb, Marketing, Verwaltung und Einkauf zählen unter anderem zu ihren Aufgaben. Die Überwindung, ein eigenes Start-Up zu gründen, sei nicht groß gewesen - die Abenteuerlust habe gesiegt, so Wenisch. Teil dessen sei auch die Entscheidung für ein so erklärungsbedürftiges Produkt wie eatly: "Wir wollten uns dieser Herausforderung stellen, wobei wir uns bewusst sind, dass das so ziemlich das Schwierigste ist, was man machen kann".

Pfannkuchen, Pizza, Fladen oder Brötchen - die Zubereitungsmöglichkeiten von eatly sind vielseitig. (Foto: Niels P. Jørgensen)

In den sozialen Medien gäbe es immer wieder Kritik an ihrem Produkt: Warum sollte man sich den Teig nicht einfach selbst mischen? Karl-Heinz Wenisch hat selbstverständlich eine Antwort parat: Mindestens zwei Tage würde es dauern, bis man den Teig selbst fertiggestellt habe. Außerdem bedürfe es der entsprechenden Geräte, Geduld und Erfahrung. "Der Herstellungsprozess ist nicht so einfach wie beim Pfannkuchen-Teig. Den würde ich mir auch nie fertig kaufen", so der Gründer. Mindestens einmal die Woche kommt eatly übrigens bei den Wenischs auf den Tisch. Gerne auch in Form einer Sushi-Variation mit Nori-Blatt und fermentierten roten Rüben als Lachs-Ersatz - das Lieblingsgericht von Karl-Heinz Wenisch. Man merkt: Wenn man das Produkt einmal durchschaut hat, ist der Zubereitungsfantasie keine Grenzen gesetzt.

Zu kaufen gibt es eatly unter anderem im Unverpackt-Laden SIMPErL in der Steinkirchener Straße in Dachau. Erika Eisenmann, Mitgründerin von SIMPErL, freut sich über die stetig wachsende Produktvielfalt aus der regionalen Start-Up Szene. Da wären unter anderem das "CoKo's Seiferl", handgemachte Naturseife der Karlsfelderin Cornelia Köhl, "WUID Kombucha" der Dachauerin Eva-Maria Reiter oder der "Kienader Quinoa" der Brüder Ludwig und Tobias Heitmeier aus Bergkirchen.

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