Stichwahl in Dachau:OB Bürgel abgewählt

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Der erst 27 Jahre alte SPD-Kandidat Florian Hartmann besiegt den seit zwölf Jahren amtierenden Rathauschef. Während die Sozialdemokraten jubeln, herrscht bei der CSU Fassungslosigkeit.

Von Walter Gierlich

Bei der SPD-Wahlparty in der Kulturschranne herrscht Jubelstimmung. Florian Hartmann, künftiger OB von Dachau, macht einen Luftsprung. (Foto: Niels P. Jørgensen)

Damit hatte niemand gerechnet: Dachaus Oberbürgermeister Peter Bürgel (CSU) ist in der Stichwahl am Sonntag von seinem SPD-Konkurrenten Florian Hartmann sensationell deutlich mit 53,69 zu 46,31 Prozent geschlagen worden. Bürgel kündigte noch am Wahlabend an, dass seine politische Karriere zu Ende ist. Im ersten Wahlgang hatte er noch mit 47,30 zu 26,67 Prozent deutlich vor Hartmann gelegen. Er wird sein Stadtratsmandat nicht annehmen. Eher als dem erst 27 Jahre alten Hartmann hatte man dem SPD-Landratskandidaten und Landtagsabgeordneten Martin Güll einen Sieg über den CSU-Bewerber Stefan Löwl zugetraut, doch Güll scheiterte knapp: Löwl gewann am Ende mit 50,20 zu 49,80 Prozent und einem Vorsprung von 185 Stimmen.

Im Traditionsgasthof Kochwirt hatte sich die CSU versammelt, doch schon um 18.15 Uhr, als noch nicht einmal 20 der 48 Stimmbezirke ausgezählt waren, herrschte dort Totenstille. Und je mehr Ergebnisse einliefen, desto länger wurden die Gesichter. OB Bürgel schaute fassungslos und angespannt auf die Leinwand, auf die von einem Beamer die Resultate geworfen wurden. Auf der gegenüberliegenden Seite der Augsburger Straße, in der Kultur-Schranne, herrschte Feierstimmung: Schon bevor das Endergebnis der OB-Stichwahl vorlag, feierten die Sozialdemokraten, die aus dem gesamten Landkreis zusammengeströmt waren, den völlig überraschten Wahlgewinner Hartmann mit rhythmischem Klatschen und Sprechchören: "So sehen Sieger aus."

"Ich war ja schon von meinen 27 Prozent im ersten Wahlgang überwältigt. Jetzt gibt es ja keine Steigerung", sagte Hartmann. Er müsse das Resultat erst einmal setzen lassen und wolle nichts überstürzen, sagte der 27-Jährige, der seit 2008 dem Stadtrat angehört. Zunächst einmal müsse er einige private Dinge regeln, kündigte er an. Gespräche mit der CSU habe die SPD bereits vor der Stichwahl geführt. Er dankte den Wählern für ihr Vertrauen in einen jungen Kandidaten und sprach von einer Herausforderung. "Aber ich freue mich darauf und möchte sie auch angehen."

Nichts mehr angehen wird der geschlagene OB Bürgel: "Mein Stadtratsmandat werde ich nicht annehmen", sagte er, nachdem er seinem Konkurrenten zum Sieg gratuliert. Er werde wieder in den Beruf zurückkehren, sagte der gelernte Rechtsanwalt. "Das ist Demokratie. Politik ist ein Amt auf Zeit." Eine Analyse über die Gründe für die klare Niederlage wollte er am Wahlabend nicht machen. Auch sonst mochte niemand in der Dachauer CSU über Gründe für das Debakel sprechen. "Ich kann nicht mehr sagen, als dass es eine Überraschung ist", sagte etwa CSU-Stadträtin Gertrud Schmidt-Podolsky. Und der stellvertretende Kreisvorsitzende Tobias Stephan machte die mangelnde Mobilisierung der CSU-Wähler verantwortlich: "Bei 47 zu 27 Prozent denkt jeder, das ist schon gelaufen." Beim knappen Vorsprung des CSU-Kandidaten Löwl in der Landratswahl seien die eigenen Anhänger stärker motiviert gewesen.

Hartmann hingegen machte zumindest einen Versuch zu ergründen, worauf sein Sieg zurückzuführen sei. "Das waren die Themen, mit denen wir Wahlkampf gemacht haben", meint er: Das MD-Gelände, der Verkehr, die Kinderbetreuung und bezahlbares Wohnen nannte er als Hauptgründe, warum er so viele Stimmen eingefahren habe. Zum Wahlkampfthema Umzug des TSV 1865 sagte Hartmann knapp: "Ich will, dass alle Fakten auf den Tisch kommen." Dann könne man mit allen Beteiligten einen Finanzierungsplan aufstellen. Man werde im Stadtrat in den nächsten sechs Jahren politisch streiten, glaubt er, kündigte aber an: "Ich werde versuchen, das Ganze mit Sachpolitik anzugehen."

© SZ vom 31.03.2014 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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