Ein "Botschafter des Hospiz- und Palliativgedankens" - so beschreibt ihn Staatsministerin Ulrike Scharf (CSU). Für sein Engagement für sterbende und schwerkranke Menschen hat Gunther Kachel, 72, aus Schwabhausen jetzt die Auszeichnung "Weißer Engel" erhalten. Er gehört damit zu den neun Preisträgern aus Oberbayern, die aufgrund ihrer ehrenamtlichen Tätigkeit im Gesundheits- und Pflegebereich vom Bayerischen Staatsministerium für Gesundheit und Pflege geehrt wurden.
Für ihn war es einst eine "sehr persönliche Entscheidung", sich für die Palliativ- und Hospizarbeit zu engagieren, wie Kachel erzählt. Ein nahes Familienmitglied, das an einer schweren Tumorerkrankung litt, sei "viel zu spät in die Richtung Palliativbehandlung" geleitet worden. Dieses Erlebnis war für Kachel prägend. Viel Leid und Schmerz hätten erspart bleiben können.
"Der Mensch soll nicht alleine sterben", sagt Gunther Kachel
"Es ist sinnvoll, die Palliativmedizin zu erlernen und auch zu betreiben", sagt Kachel, der etwa 50 Jahre Erfahrung als Mediziner vorweisen kann. 27 Jahre lang arbeitete er im Dachauer Klinikum. Im Jahr 1988 wurde er Chefarzt der Gastroenterologie. Drei Jahrzehnte Dachauer Klinikgeschichte konnte Kachel so miterleben. Jahre, in denen er auch die Wichtigkeit der palliativen Arbeit erkannte. Er gründete ein Palliativteam, das es dort nun seit 15 Jahren gibt. Das Palliativteam, erklärt Kachel, sei "extrem wichtig" im Klinikalltag, weil es das übernehme, wofür Ärzte und Pflegekräfte oft nicht ausreichend Zeit fänden: Gespräche mit den Angehörigen führen, bei Ängsten und Fragen zum Sterbevorgang zur Seite stehen - immer dann, wenn der Verlauf der Krankheit durch kurative, medizinische Behandlung nicht mehr verbessert werden kann. "Irgendwann muss man die Waffen strecken, wenn der Krieg nicht mehr zu gewinnen ist", sagt Kachel.
2015 ging Kachel in Ruhestand. Im selben Jahr trat er dem Dachauer Elisabeth-Hospizverein bei und ist dort seit sieben Jahren im Vorstand aktiv. Er und sein Team, das aus 53 ehrenamtlichen Hospizbegleitern und zwei Koordinatoren besteht, übernehmen die emotionale, seelische und soziale Unterstützung des Schwerkranken und seiner Angehörigen im Sterbeprozess. Etwa vier Stunden aufgeteilt auf mehrere Besuche verbringen die Hospizbegleiter pro Woche mit dem Betroffenen und seiner Familie. "Der Mensch soll nicht alleine sterben, sondern eine qualifizierte Begleitung haben", erklärt Kachel den Hospizgedanken.
Hospiz:Zusammen bis zum Ende
Hospizbegleiter sind für Sterbende und deren Angehörige eine enorme Hilfe - wie ein tragischer Fall in Dachau zeigt.
In den Grund- und Aufbaukursen erlernen die Hospizbegleiter beispielsweise, welche körperlichen Erscheinungen beim Tod eintreten, welche seelischen Zusammenhänge oder welche religiösen Unterschiede es im Umgang mit dem Tod gibt. Medizinische Vorkenntnisse sind nicht notwendig. Die beiden Koordinatoren dagegen sind gelernte Gesundheits- und Krankenpfleger und haben zusätzlich die Palliativausbildung absolviert. Sie kümmern sich um die Einteilung der Patienten und stehen im permanenten Austausch mit den Hospizbegleitern. "Das Wohl des Begleitenden, dass er stabil ist, ist sehr wichtig", erklärt Kachel. Die emotionale Begleitung in den letzten Lebensmonaten kann für alle Seiten sehr kräftezehrend sein.
Als Zweiter Vorstand widmet Kachel etwa einen Tag pro Woche dem Hospizverein. Er kümmert sich vor allem um die Öffentlichkeits- und Bildungsarbeit und hält Vorträge und Diskussionen über Sterbebegleitung und assistierten Suizid. Besonders wichtig ist es ihm, dass auch junge Menschen für das Thema Sterben sensibilisiert werden. Beim gemeinsamen Projekt "Hospiz macht Schule" mit der Montessori-Schule setzen sich die Schüler mit Tod und Trauer auseinander. Ein "sehr berührendes Projekt", wie Kachel findet: "Es war toll, wie die Kinder zu dem Thema gemalt und musiziert haben." Es sind solche Projekte, für die sich Kachel in Zukunft mehr Zeit wünscht. "Es gibt so viele Gedanken rund um das Thema Sterben. Man könnte noch so viel machen", sagt er.
Dass der 72-Jährige nun für sein ehrenamtliches Wirken eine Auszeichnung erhielt, habe er anfangs "etwas albern" gefunden: "Aber letztendlich habe ich mich sehr gefreut, weil wir Anerkennung bekommen für das, was wir täglich tun." Es sei eine Auszeichnung für jeden Ehrenamtlichen, den gesamten Verein und Motivation für die Zukunft.