Bildung:Schule mit Marktplatz und Imkerei

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So soll der Eingang des Röhrmooser Gymnasiums zum Schulstart in rund drei Jahren aussehen. (Foto: Auer Weber (Visualisierung))

Der Landkreis Dachau will bis 2025 zwei neue Gymnasien errichten: Während in Karlsfeld bereits gebaut wird, laufen für den Standort in Röhrmoos noch die Planungen. Inzwischen ist klar, wie die Schule einmal aussehen soll.

Von Anna Schwarz, Röhrmoos

An den drei Landkreisgymnasien wird es zu eng, unter anderem wegen der Umstellung von G8 auf G9: Deshalb baut der Landkreis Dachau im kommenden Jahr zwei weitere Gymnasien: In Karlsfeld rollten die Bagger schon im vergangenen Mai an, in Röhrmoos soll ab kommenden Sommer gebaut werden. Geplant ist, dass die beiden Gymnasien zum Schulstart 2025 fertig sind. Noch in dieser Woche werden die Verträge mit der Baufirma unterschrieben, zuletzt wurde die finale Planung des Röhrmooser Gymnasiums im Kreistag vorgestellt. Kritik gab es lediglich von ÖDP-Kreisrat Leonhard Mösl.

Der Standort des neuen fünften Gymnasiums liegt zwischen der Indersdorfer und Arzbacher Straße nahe des Röhrmooser Sportzentrums. Vor allem "das Thema Nachhaltigkeit war uns sehr wichtig", erklärte Jörg Bögeholz, Sachgebietsleiter Hochbau und Gebäudemanagement im Landratsamt vor den Kreisräten: Zum Beispiel sind die Fassade und Fenster aus Holz geplant, zudem wird Recycling-Stahl sowie 30 Prozent Recycling-Beton verwendet. Eine Hackschnitzelheizung wird das Gymnasium aber nicht bekommen, wie ursprünglich von den Kreisräten und Kreisrätinnen angeregt. Stattdessen wird das Gebäude mithilfe einer Luft-Wasser-Wärmepumpe beheizt, Strom produziert eine Photovoltaik-Anlage auf dem Schuldach.

ÖDP-Kreisrat kritisiert, dass das Gymnasium nur teilweise aus Holz gebaut wird

Leonhard Mösl ging das nicht weit genug: In Hinblick auf den Klimawandel verstehe er nicht, dass man auf eine Hackschnitzelheizung verzichte und lediglich die Fassade der Schule aus Holz gebaut werde. Bereits vor rund zwei Jahren versuchte der ÖDP-Kommunalpolitiker seine Kollegen im Schul- und Kreisausschuss davon zu überzeugen, das Gymnasium komplett aus Holz zu bauen, damals fand sich aber keine Mehrheit.

Landrat Stefan Löwl (CSU) zeigte sich überzeugt von den Entwürfen des Architekturbüros Auer Weber: "Ich denke, es wird etwas sehr Ansehnliches." Unter anderem sind in Röhrmoos grüne Klassenzimmer geplant: Der Unterricht kann auch nach draußen verlagert werden, zum Beispiel in den Schulgarten oder in die Schauimkerei, auch Bienenwiesen mit Totholz sind geplant. Einige Grünflächen werden aber ganz bewusst noch freigelassen: "Dort hat die Schulfamilie noch die Möglichkeit, etwas selbst zu gestalten", sagte Bögeholz. Zudem sind Tischtennisflächen geplant, für den Sportunterricht werden die Schülerinnen und Schüler die Halle der Spielvereinigung Röhrmoos-Großinzemoos nutzen - damit spart sich der Landkreis zumindest den Neubau einer Schulturnhalle.

"Im Landratsamt haben wir nicht die Ressourcen, um eine weitere Baustelle zu stemmen."

Wie viel das Röhrmooser Gymnasium einmal kosten wird, ist noch unklar: Zur "finalen Summe" habe das Landratsamt von der beauftragen Baufirma Goldbeck aus Bielefeld, die eine Niederlassung in München hat, noch keine Rückmeldung. In Röhrmoos übernimmt das Unternehmen nicht nur die Organisation der Baustelle, sondern auch die Instandhaltung in den kommenden 25 Jahren, "wenn zum Beispiel Risse im Boden entstehen würden", so Landratsamt-Sprecherin Sina Török. Hintergrund für diese Entscheidung ist: "Im Landratsamt haben wir nicht die Ressourcen, um eine zusätzliche Baustelle zu stemmen." Schließlich ist der Landkreis schon Bauherr des Karlsfelder Gymnasiums.

Auch eine lichtdurchflutete Aula ist geplant. (Foto: Auer Weber (Visualisierung))
Im sogenannten Lernhaus-Forum können die Schülerinnen und Schüler lernen, aber auch entspannen. (Foto: Auer Weber (Visualisierung))
Im Jahr 2025 soll auch das Karlsfelder Gymnasium nahe des S-Bahnhofs fertig werden. Hier laufen die Bauarbeiten schon. (Foto: Niels P. Jørgensen)

Jedoch habe der Landkreis einen Anforderungskatalog an die Baufirma übergeben: Darin steht unter anderem, dass das Röhrmooser Gymnasium ein "DGNB Label Gold" bekommen soll. Das hat der Kreistag entschieden, es gilt als Nachweis für mehr Nachhaltigkeit im Bauen. Um es zu bekommen, bewertet die Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen (DGNB) etwa die Ökobilanz des Gebäudes, Barrierefreiheit und Schallschutz oder die verantwortungsbewusste Ressourcengewinnung. Wenn der Bauherr 65 Prozent der Kriterien erfüllt, bekommt er Gold.

Eine weitere Anforderung seitens des Landkreises: Die Schule soll nach dem Münchner Lernhauskonzept gestaltet werden. Dabei lernen Schüler aller Jahrgangsstufen in Clustern, die aus mehreren Klassenzimmern sowie Räumen für die ganztägige Betreuung und einem Teamzimmer für Lehrkräfte und pädagogisches Personal bestehen. Diese Räume gruppieren sich um den "Marktplatz", der die Mitte der Einheit bildet, es soll viele Möglichkeiten für Individualisierung sowie Gruppenarbeiten, aber auch Entspannung bieten. Darüber hinaus wurde der Antrag der Grünen in die Bauplanungen aufgenommen, das Röhrmooser Gymnasium mit gleich vielen Toiletten für Jungen und Mädchen auszustatten.

"Wir sind im Soll", sagte Bögeholz über den Zeitplan

Rund 900 Kinder und Jugendliche werden die Schule einmal besuchen. Seit diesem Schuljahr gibt es bereits zwei Vorläuferklassen am Gymnasium in Markt Indersdorf, sie werden im Jahr 2025 nach Röhrmoos wechseln. Der Zeitplan bis zur Einweihung des fünften Gymnasiums sei "weiterhin sportlich", so Löwl, vor allem in der aktuellen Situation, in der es immer wieder dazu komme, dass Baumaterialien fehlen. Sachgebietsleiter Bögeholz zeigte sich wiederum optimistisch: "Wir sind im Soll", sagte er, alles laufe nach Zeitplan.

Im Kreistag sagte der Röhrmooser Bürgermeister Dieter Kugler (CSU), er sei schon gespannt darauf, wenn die ersten Gymnasiasten durch den Schuleingang laufen und sagen: "Schön ist es geworden." Zuletzt diskutierte der Röhrmooser Gemeinderat darüber, ob die Gemeinde etwa eine Fußgängerüberführung über die Indersdorfer Straße im Bereich Flurstraße/An der Leiten bauen soll, um den Schulweg vom Bahnhof in Richtung Gymnasium zu verkürzen. Doch die Räte lehnten ab, weil die Überführung keinen positiven Effekt gehabt hätte, so Geschäftsleiter im Rathaus Patrick Westermair. Für die künftigen Gymnasiasten und Gymnasiastinnen, die mit der S-Bahn anreisen, bleibt es also bei einem Fußweg von rund zehn Minuten.

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