Pfaffenhofen:Windkraftpläne mit Bürgerbeteiligung

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Pfaffenhofen hat sich dem landkreisweiten Planungen für Windräder nicht angeschlossen. Jetzt stellen sich die Stadtwerke Dachau und München sowie der Bauernverband als bereits mögliche Anlagenbetreiber für die zwei Flächen auf dem Gemeindegebiet vor.

Renate Zauscher

Pfaffenhofen an der Glonn verfügt über zwei kleinere Flächen in Gemeinde- und Privatbesitz, die sich als Standorte für Windkraftanlagen eignen würden und für die es bereits einen genehmigten Vorbescheidsantrag gibt. Um die Frage zu klären, welcher Partner für die Errichtung und den Betrieb der Anlagen in Frage käme, wurden drei mögliche Kooperationspartner eingeladen, die sich am Montag im Gemeinderat vorstellten. Er wolle das Thema Windkraft mit größter "Transparenz" behandeln, erklärte Bürgermeister Helmut Zech (CSU): Pfaffenhofen wolle im Bereich Windkraft zwar "keine Vorreiterrolle spielen - im Gegenteil". Ihm gehe es darum zu versuchen, "neutral und vernünftig zu informieren" und den Grundeigentümern entsprechende Entscheidungshilfen an die Hand zu geben.

In Sachen Windkraft sind andere Regionen Deutschlands schon wesentlich weiter als die Gemeinden im Landkreis Dachau, etwa in Sachsen-Anhalt: Wohnhäuser vor einem Windpark in Prittitz im Burgenlandkreis an der Autobahn A9. (Foto: Niels P. Jørgensen)

Pfaffenhofen ist eine der drei Landkreisgemeinden, die in Sachen Windkraft einen eigenen Weg gehen wollen und sich dem Gesamtkonzept der übrigen 14 Gemeinden zur Ausweisung von Konzentrationsflächen nicht anschlossen. Laut Untersuchung eines Planungsbüros, das vom Kriterium einer 900 Meter weiten Distanz zur nächsten Wohnbebauung ausgegangen ist, kommen zwei 8,3 beziehungsweise 9,3 Hektar große Flächen im Norden von Unterumbach für den Bau zweier Anlagen in Frage.

Die Konzepte der drei potentiellen Partner für die Gemeinde unterscheiden sich vor allem in ihrer Herangehensweise an das Thema. Während man beim Bayerischen Bauernverband vor allem die Interessen der Grundeigentümer im Blick hat, beratend agieren und auf mögliche Gefahren bei Vertragsabschlüssen hinweisen will, sehen sich die Stadtwerke München oder die Stadtwerke Dachau der eigenen Kommune und deren Bürgern verpflichtet, wollen gleichzeitig aber auch "auf Augenhöhe" mit der Partnergemeinde zusammenarbeiten. Ihnen geht es neben wirtschaftlichen Zielen auch um das ökologische Ziel der Energiewende: So will München bis 2025 und Dachau bis 2050 den gesamten Strom aus erneuerbarer Energie gewinnen.

Die wohl wichtigste Frage, die bei der Vorstellung der Konzepte diskutiert wurde, war die nach der Eignung des Standorts. "Grundsätzlich", erklärten Barbara Huber und Jakob von Gleichenstein, Vertreter der Stadtwerke München, "reichen Windgeschwindigkeiten, die wir in Bayern finden, aus für einen wirtschaftlichen Anlagenbetrieb". Aber ohne aussagekräftige Daten aus der Umgebung oder Windmessungen und unabhängige Gutachten, die eine ausreichende Wirtschaftlichkeit erwarten ließen, "würden wir nicht bauen", erklärte Huber.

Von nötigen Messungen über ein halbes Jahr, am besten in Nabenhöhe, sprach auch Gerald Nübel von den Stadtwerken Dachau. Nübel ist allerdings skeptisch, was den Standort bei Unterumbach angeht: Er sei sich "nicht sicher", ob der Standort geeignet sei, sagte der Ingenieur, man müsse "genauer hinschauen". Während Nübel von einer Windhöffigkeit von 5,5 bis 6 Metern pro Sekunde ausgeht, liegt das Windpotential des Standorts, laut Ulrich Hintermair von der BBV-Landsiedlung, nach einer ersten Analyse, die allerdings nur eine "grobe Schätzung" darstelle, lediglich bei 4,93 Metern pro Sekunde. "Unserer Meinung nach ist das zu wenig", erklärte Hintermair.

Alle drei in Frage kommenden Partner wollen "die Bürger mit ins Boot holen". Am detailliertesten dazu, wie das geschehen könnte, äußerten sich die beiden Vertreter der Stadtwerke München: "Wenn wir eine Anlage errichten, wollen wir sie auch betreiben", sagte Jakob von Gleichenstein. Die Kommune und Bürger als Kommanditisten könnten sich bis maximal 50 Prozent an dem Projekt beteiligen. Der Vorteil: Die Gemeinde kann mit ihrer Entscheidung über eine Beteiligung bis zur Inbetriebnahme der Anlage warten; Planung und Errichtung würden von den Stadtwerken vorfinanziert. Eine solche "Minimierung des Risikos" höre sich gut an, erklärte Zech. Der Gemeinderat will rasch klären, welcher der drei potentiellen Partner am überzeugendsten war. Die Entscheidung soll Grundlage sein für die Empfehlung der Gemeinde an die Grundeigentümer.

© SZ vom 09.05.2012 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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