Nachruf auf KVD-Künstler:Trauer um Klaus Eberlein

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Der Kopf voller Ideen und Werkzeuge: Klaus Eberlein setzt sich in dieser Keramikfigur selbstironisch in Szene. (Foto: Niels P. Jørgensen)

Weit über Deutschland hinaus hat er sich einen Ruf als Buchillustrator gemacht. Auch in seinen Grafiken und Plastiken nutzte der vielseitige Künstler sein Talent, um Geschichten zu erzählen - mit Witz und Warmherzigkeit . Nun ist er mit 82 Jahren gestorben.

Von Gregor Schiegl, Dachau

Wer Klaus Eberlein in München-Solln besuchte, staunte, wie viel Kunst man in so einem Wohnhaus unterbringen kann. Die Fülle an Radierungen, Holzschnitten und Lithografien ließ kaum Raum an den Wänden, in den Regalen sah man überall Eberleins bunt bemalte Terrakottafiguren, darunter manch nackte Figurinen, tagträumend oder innig umschlungen mit einem Schwan. An der heiteren Würde ihrer Darstellung erkannte man, welche Verehrung er den Frauen entgegenbrachte, der Liebe und dem Leben.

Für den Münchner Künstler war Dachau immer ein wichtiger Eckpunkt seines Schaffens, von den Dachauern wurde er auch stets als "ihr Künstler" wahrgenommen und das nicht ohne Grund. Seit 1968 gehörte er der Künstlervereinigung Dachau (KVD) an. Im Jahr 2020 widmete die Dachauer Volksbank ihm eine große Einzelausstellung. Der Besucherandrang zeigte die ungeheure Popularität des Künstlers.

In seinen Werken griff Eberlein oft mythische Stoffe auf und antike Sagen, in denen er mit warmherziger Ironie den menschlichen Kern der berühmten Geschichten offenlegte. "Mit einem Übermaß an Witz, feiner Ironie und Phantasie schaffte er in seinen Bildern eine Welt voller faunartiger Gestalten, lasziver Frauen, geflügelter Fabelwesen, Engel, Musiker, Könige und Artisten", würdigte ihn der ehemalige Bezirksheimatpfleger Norbert Göttler. "Seine Figuren und Szenen erzählen Geschichten, mitunter ganze Lebensgeschichten."

Die Bücher brachten ihn zur Kunst

Das kann kaum verwundern, wenn man weiß, dass Klaus Eberlein über die Welt der Bücher zur Kunst kam: Geboren wurde er 1941 in Sendling, seine Eltern waren vor dem Zweiten Weltkrieg nach München gezogen, wo sie eine Buchhandlung betrieben. Das Buch sei ihm "sozusagen in die Wiege gelegt worden", sagte Klaus Eberlein einst. Als Buchillustrator wurde er später zu einer echten Institution im deutschsprachigen Raum.

Nach dem Gymnasium machte er eine Ausbildung zum Chromolithografen, in seiner Freizeit streifte er ausgerüstet mit Zeichenstift und Aquarellkasten durch die Natur. An der Akademie der Bildenden Künste in München widmete er sich vor allem der Lithografie, der Radierung und dem Holzschnitt. Sein Lehrer, Professor Hermann Kaspar, gab seinen Studenten einmal im Monat eine Buchillustration zur Übung auf, es waren lauter Werke der Weltliteratur, von Gogol, Kafka, Villon. Eberlein erwies sich als außergewöhnlich talentiert und avancierte zu Kaspars Meisterschüler; mehrmals wurde er mit Preisen ausgezeichnet, darunter für seine Illustration der Schöpfungsgeschichte.

"Ein talentierter Alleskönner"

1963 heiratete Eberlein seine Frau Marita, ein Jahr später kam die gemeinsame Tochter Petra zur Welt. Das Wohnhaus in München-Solln bezog die junge Familie 1966, dort richtete sich der Künstler ein Atelier ein und eine Druckwerkstatt. Die Kuratorin der Volksbank, Bärbel Schäfer, nannte den produktiven Klaus Eberlein einmal einen "talentierten Alleskönner". Er selbst drückte es in seiner Bescheidenheit so aus: "Wenn ich zu dem Einen keine Lust habe, kann ich immer noch das Andere machen."

Die Ausstellung in der Volksbank trug den Titel "Unterwegs und Anderswo". Klaus Eberlein war ein reiselustiger Mann, der immer auf der Suche war nach neuen Impressionen, neuen Begegnungen, neuen Menschen und neuen Geschichten. Stets im Gepäck hatte er ein paar Kupferplatten und Ätzflüssigkeit, um an Ort und Stelle seine Eindrücke festhalten zu können.

Wie nun bekannt wurde, ist Klaus Eberlein am vergangenen Dienstag zu seiner letzten Reise aufgebrochen. Diesmal konnte er seine Arbeitsutensilien nicht mitnehmen. Er wurde 82 Jahre alt.

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