Kommunalfinanzen:Indersdorf spart an seiner grünen Mitte

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Am Indersdorfer Philosophenweg ist westlich der Roth ein Bürgerpark als neue grüne Mitte des Ortes geplant. Dafür stehen jetzt nur noch 100 000 Euro statt einer Million Euro zur Verfügung. (Foto: Niels P. Jørgensen)

Die Marktgemeinde verabschiedet einstimmig einen ausgeglichenen Haushalt. Wegen sinkender Schlüsselzuweisungen fehlt jedoch das Geld für eine geplante Grünanlage.

Von Jessica Schober, Markt Indersdorf

An einem "Lieblingsprojekt", wie es Bürgermeister Franz Obesser (CSU) nennt, muss Markt Indersdorf künftig sparen. Das hat der Gemeinderat zuletzt beschlossen und den Haushalt der Gemeinde einstimmig verabschiedet. Nachdem die Schlüsselzuweisungen an die Gemeinde deutlich gesunken sind, sahen sich die Gemeinderäte auch gezwungen, den Hebesatz für die Gewerbesteuer zu erhöhen.

Markt Indersdorf muss in diesem Jahr mit deutlich weniger Geld vom Freistaat auskommen als 2023: Die Marktgemeinde wird mit rund 600 000 Euro unterstützt, was einem Minus von etwa einer Million Euro entspricht. Auch deshalb entschied der Gemeinderat, den Hebesatz auf 350 Prozentpunkte anzuheben, um die Einnahmen der Gemeinde zu steigern. Seit 2004 sei an dieser Schraube nicht gedreht worden, sagt Obesser. "Jetzt war es an der Zeit, den Hebesatz für die Gewerbesteuer auf den Mittelwert des Landkreises anzuheben." Welchen Unterschied das in der Gemeindekasse macht, wird sich erst noch zeigen: Obesser rechnet mit 330 000 Euro Mehreinnahmen. Und die werden auch gebraucht.

Höhere Ausgabe, neue Aufgaben

Die Gemeinde muss in Zukunft mehr Geld an den Landkreis überweisen: 2022 hatte Indersdorf 6,7 Millionen als Kreisumlage abgeführt. 2024 werden es gut 8 Millionen Euro sein, rechnet Obesser vor. Dazu kommen rund zehn Prozent Mehrausgaben durch Lohn- und Personalkostensteigerungen, höhere Energiekosten und zusätzliche Aufgaben, die an die Gemeinde delegiert wurden. Obesser sagt: "Plötzlich haben wir ganz neue Aufgaben und müssen uns um Wärmeplanung, Baumkataster und die Grundschulkinderbetreuung kümmern."

Auch bei der Umrüstung auf LED-Lampen in der Straßenbeleuchtung wackelt die Finanzierung. Vor einem Jahr hat die Gemeinde dafür einen Förderantrag gestellt. "Vor Weihnachten haben wir eine Mitteilung bekommen, dass das Programm auf Eis liegt." Vieles sei unplanbar geworden. "Die Finanzausstattung der Kommunen durch Land und Bund ist insgesamt nicht vernünftig."

Eine Brücke über die Glonn ist zu teuer

Bisher habe Markt Indersdorf stets sparsam gewirtschaftet. "Aber jetzt mussten wir auch Lieblingsprojekte eindampfen", sagt Obesser. Damit meint er vor allem den geplanten Bürgerpark, der als sogenannte "Grüne Mitte" westlich der Roth geplant war und seit Jahren diskutiert wird. Bislang waren dafür eine Million Euro vorgesehen, jetzt bleiben nur noch 100 000 Euro für das Vorhaben übrig. "Wir wollen das Projekt nicht komplett in die Tonne treten, aber wir müssen schauen, was realisierbar ist", sagt Obesser, "Die geplante Brücke über die Glonn ist jedenfalls nicht finanzierbar."

Wenn zum 1. August 2026 stufenweise der Rechtsanspruch auf Ganztagesbetreuung für Kindergartenkinder eingeführt wird, steht die Gemeinde vor weiteren Herausforderungen. Obesser würde dafür gern die Schulgebäude - zumindest teilweise - nutzen. Doch er fragt sich, woher er Personal für eine Ganztags- oder Mittagsbetreuung bekommen soll. Immerhin: "Wir haben heute schon Hortplätze und eine verlängerte Mittagsbetreuung, wir stehen nicht bei Null." Letztlich blickt er auch zuversichtlich auf die Kommunalfinanzen. "Dass wir weniger Schlüsselzuweisungen bekommen, bedeutet ja auch: Die wirtschaftliche Entwicklung in der Marktgemeinde ist besser als woanders."

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