Kommunalpolitik:Energiefragen im Vereinsstüberl

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Von den etwa 10 500 Einwohnern der Marktgemeinde Indersdorf sind etwa 50 zur Bürgerversammlung gekommen. (Foto: Niels P. Jørgensen)

Rund 50 Indersdorfer kommen zur Bürgerversammlung in Niederroth. Bürgermeister Franz Obesser erklärt, wo die Gemeinde einen Solarpark bauen will und warum sie mit ihren Plänen für eine gemeinsame Windkraftanlage mit Schwabhausen scheitert.

Von Martin Wollenhaupt, Markt Indersdorf

Als Franz Obesser (CSU) das Wort erhebt, klingen im Vereinsstüberl des SV Niederroth die letzten Gespräche aus. Von den rund 10 500 Einwohnern der Marktgemeinde Indersdorf sind etwa 50 zur Bürgerversammlung gekommen. Hinter dem Bürgermeister über der Bar stehen Wein- und Schnapsflaschen aufgereiht. Metaphysisch wird es aber nicht werden an diesem Abend. Dafür gibt es von Obesser Fakten. Was geht in der Gemeinde voran? Wo drückt den Bürgerinnen und Bürgern der Schuh? Um den Haushalt, Bauprojekte und Straßensanierungen wird es gehen, um Kinderbetreuung, Naherholung und Pumptracks, Energiegesetze, Solar- und Windparks.

"Ohne Moos nichts los", erklärt Obesser zum Haushalt. 24 Millionen Euro Einnahmen seien 2023 in die Gemeindekasse geflossen, der größte Teil durch die Einkommenssteuer. "Wenn's den Leuten gut geht, geht's uns auch gut." Bei den Ausgaben stechen die Personalkosten ins Auge: Mit 21,4 Prozent "hoch im Vergleich zu anderen Kommunen. Der Bürgermeister verdient proportional viel und das ist auch gut so", witzelt Obesser. Aber Spaß beiseite. Der Grund: Betreuende von Kindertageseinrichtungen wurden bisher direkt von der Gemeinde angestellt. Seit September verwaltet der Zweckverband Jugendarbeit die Betreuung. Geld bleibt dadurch nicht übrig. Statt des Personals zahlt die Gemeinde nun den Zweckverband.

Vergünstigte Wohnungen der Gemeinde sind im Frühjahr 2024 bezugsfertig

Schulden nimmt die Gemeinde vor allem für zwei Wohnprojekte auf. Diese würden, beschwichtigt der Bürgermeister, sich "grob über die nächsten 25 Jahre" selbst finanzieren. Ein Mehrfamilienhaus mit zehn Wohneinheiten ist in der Undeostraße im Bau, voraussichtlich bezugsfertig im Frühjahr 2024, ein weiteres mit neun Einheiten im Greta-Fischer-Weg, fertig Ende 2024. Ein Vergabeschlüssel soll darüber entscheiden, wer den vergünstigten Wohnraum zur Miete bekomme, dabei sei vor allem die soziale Situation entscheidend und wie lange Bewerber schon in der Gemeinde lebten.

Bürgermeister Franz Obesser (CSU) erklärt den Indersdorfern bei der Bürgerversammlung: "Ohne Moos nichts los". (Foto: Niels P. Jørgensen)

Zudem informierte er darüber, dass die Ortsdurchfahrt Langenpettenbach Ende Oktober fertiggestellt werden soll. Der Radweg im Norden Langenpettenbachs ist bereits seit vergangenem Jahr gebaut, 75 Prozent zahlt der Bund. In der Aichacher Straße wurden 720 Meter komplettsaniert, teilweise auch der Kanal darunter. Der neue Weg an der Roth zwischen Kreisverkehr und Brücke werde "sehr, sehr gut angenommen." Weitere Flächen seien erworben worden, damit der Weg ausgebaut werden könne. Fortgesetzt werden solle auch der Lückenschluss des Radwegs zwischen Kleinschwabhausen und Hilgertshausen.

Ein Solarpark soll in Stachusried entstehen

Die Bebauungspläne der Gemeinde, zum Beispiel in der Birkenstraße und in Langenpettenbach, verzögerten sich. Das "beschleunigte, vereinfachte Verfahren" habe das Bundesverwaltungsgericht gekippt. Alle Planungen, die bereits liefen, müssten nun noch einmal von Neuem angegangen werden. "Dauert länger, kostet mehr", ärgert sich Obesser.

In Stachusried, nördlich von Ainhofen, ist auf 15 Hektar ein Solarpark in Planung. Probleme bereite hier die Einspeisung. Ein Umspannwerk in Neuried müsse noch an dasjenige in Stetten angebunden werden. Im nächsten Jahr soll der Bau beginnen.

Neben dem Bau neuer Kinderspielplätze und eines Kunstrasenplatzes beim TSV Indersdorf hatte die Gemeinde in den vergangenen Sommerferien ein ganz besonderes Angebot: einen mobilen Pumptrack für Mountainbiker. Vorgeschlagen wurde die künstlich angelegte Rundbahn bei einer Jungbürgerversammlung. "Die waren super vorbereitet", schwärmt Obesser über das Engagement der Jungen, "das war einer super Geschichte."

Krieg und Klimakrise beschäftigen auch die Gemeinde

Der "Weg des Erinnerns", den Obesser jedes Jahr vorstellt, sei ihm in diesem Jahr besonders wichtig. "Alle sagen 'Nie wieder'. Jetzt meint man, die Welt steht Kopf und hat aus der Vergangenheit nichts gelernt." Die Auswirkungen der Gewalt in anderen Teilen der Welt bleiben auch in Indersdorf nicht unbemerkt. Die Asylbewerberunterkunft an der Riederstraße werde um 100 Plätze erweitert.

Grundsätzlich wird der Bürgermeister beim Thema Klimawandel: "Jeder bekommt's am eigenen Leib mit. Das Klima ändert sich. Wir haben mehr Starkregenereignisse." Dass Indersdorf im Gegensatz zu vielen anderen Teilen Bayerns von größeren Zerstörungen verschont geblieben ist, liege daran, dass die Gemeinde "bislang schlichtweg Glück" gehabt habe. Der Bürgermeister rät, auch selbst zu Hause zu schauen, wo beispielsweise noch Dachrinnen sinnvoll wären.

Straßen sollen sicherer werden

Nach Obessers Vortrag melden sich Bürger zur Aussprache. Joachim Osterauer bedankt sich beim Bürgermeister für die gute Arbeit. Ihn beschäftigt der Durchgangsverkehr, man komme als Fußgänger fast nicht mehr über die Straße. "Es ist eine Katastrophe." Obesser kennt das Problem. Da der Durchgangsverkehr auf einer Staatsstraße sei, könne die Gemeinde nicht selbst Querungshilfen bauen. Das staatliche Bauamt teile auf seine wiederholten Anfragen nur mit, es käme mit der Arbeit nicht nach.

Thomas Loderer, ehemaliger Gemeinderat für den Bürgerblock Niederroth, schlägt vor, das Ortsschild von Niederroth auf der Staatsstraße Markt Indersdorf weiter ortsauswärts zu stellen, damit die Autos frühzeitig abbremsen. Obesser wird sich darum kümmern, sichert er zu und schlägt vor, außerdem eine elektronische Geschwindigkeitsanzeige aufzustellen: "Die bringt wirklich was."

Das Windkraftprojekt mit Schwabhausen scheitert

Josef Seitz möchte wissen, was aus dem geplanten Windpark geworden ist, einem gemeinsamen Projekt von Markt Indersdorf und Schwabhausen. "Leider Gottes wird das so, wie wir es wollten, nicht funktionieren", teilt Obesser mit. Nicht alle Anlieger hätten zugestimmt. Trotzdem wolle er die Grundstückseigentümer, die Interesse hätten, mit dem Planungsbüro in Verbindung setzen. "Vielleicht gibt es andere Lösungen", meint er.

Als letzter möchte Franz Krutzlinger, erster Vorstand des Bürgerbündnis Niederroth, wissen, ob es schon kommunale Gedanken zum Erneuerbare-Energien-Gesetz gebe. "Selbstverständlich", freut sich Obesser über die Frage. Die Gemeinde plane ein regeneratives Wärmenetz mit den Nachbarkommunen. Wer privat Fragen hat, könne einmal monatlich zur Energieberatung ins Rathaus kommen, jeweils am dritten Donnerstag im Monat.

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