Markt Indersdorf:Bayerns erstes Gigabit-Glasfasernetz in Betrieb

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1000 Megabit pro Sekunde: Markus Söder würdigt das Projekt in Markt Indersdorf als fundamentalen Schritt für die Zukunft.

Von Robert Stocker, Markt Indersdorf

Schnell, schneller, Markt Indersdorf: Die 10 000-Einwohner-Gemeinde hat am Mittwoch Bayerns erstes Gigabit-Glasfasernetz in Betrieb genommen. Es ist das bisher schnellste Netz im Freistaat, das Geschwindigkeiten bis zu 1000 Megabit pro Sekunde ermöglicht - flächendeckend im gesamten Gemeindegebiet. Der Breitbandausbau ist für die Kommune ein wichtiger Standortfaktor. "Indersdorf wird dadurch zur Zukunftsgemeinde", würdigte Markus Söder das Engagement der Beteiligten. Der bayerische Staatsminister für Finanzen, Landesentwicklung und Heimat hatte es sich nicht nehmen lassen, das Netz per Knopfdruck symbolisch zu starten. Es gilt als Vorzeigeprojekt für die digitale Zukunft im ländlichen Raum.

Nicht ganz so schnell wie das Internet: Markus Söder legte sich beim "Speedkick" mächtig ins Zeug, den strammsten Schuss hatte aber ein Schüler. (Foto: Niels P. Jørgensen)

Der bayerische Finanzminister entwickelt sich allmählich zum Stammgast im Landkreis. Vor Kurzem kam er zur Vernissage der Baselitz-Ausstellung ins Dachauer Schloss, jetzt war er in Sachen schnelles Internet nach Markt Indersdorf unterwegs. Das habe drei Gründe, erläuterte Söder. Zum einen sei er vom Dachauer Stimmkreisabgeordneten Bernhard Seidenath dazu gezwungen worden, sagte der Minister augenzwinkernd. Zum zweiten sei das Indersdorfer Projekt ohne staatliche Fördermittel ausgekommen. Und drittens werde mit dem Gigabit-Glasfasernetz "Zukunft gemacht". Söder zufolge spielt das schnelle Internet nicht nur für die Wirtschaft eine wichtige Rolle, sondern auch für die Bildung und den Gesundheitsbereich. Als Beispiel nannte der Minister digitale Operationen, die ohne ein leistungsfähiges Netz nicht möglich seien. Der Breitbandausbau sei ein fundamentaler Schritt für die Zukunft. In den vergangenen beiden Jahren wurden im Freistaat 400 000 Haushalte angeschlossen, 500 000 Anschlüsse sind derzeit im Bau. Laut Söder werden gerade 15 000 Kilometer Glasfaserkabel in Bayern verlegt. "Eine unglaubliche Dynamik", so der Minister, der auch auf den Ausbau des W-Lan-Netzes im gesamten Freistaat verwies. Jede Gemeinde werde an das Netz angeschlossen. Es sei vorbildlich, was Markt Indersdorf aus eigener Kraft aufgebaut habe. "Die Gemeinde war schneller als der Freistaat." Söder spielte damit auf das staatliche Förderprogramm an, das erst nach dem Baubeginn in Indersdorf aufgelegt wurde.

Knopfdruck mit vereinten Kräften: Rüdiger Schmidt, Franz Obesser, Markus Söder, Bernhard Seidenath, Hubert Böck und Helmut Zech (v.l.) (Foto: Niels Jørgensen)

Den Anstoß gab eine Bürgerinitiative

Den Anstoß für den Breitbandausbau in der Gemeinde gab die Bürgerinitiative Glasfaser-Indersdorf im Jahr 2012. Ziel war es, alle 59 Ortsteile mit schnellem Internet zu versorgen. Indersdorf verfolgte ein eigenes Modell: Die Gemeinde baute in kommunaler Eigenregie die Leitungen, die von dem Unternehmen Kabel & Medien Service betrieben werden. Mit der Pacht werden die Investitionskosten der Kommune in Höhe von zehn Millionen Euro abbezahlt. Innerhalb von zwei Jahren wurde das Projekt realisiert. Die Planungen begannen im Jahr 2013, im September 2015 wurden die ersten 400 Anschlüsse in Betrieb genommen. "Und jetzt haben wir in der Gemeinde einen technischen Quantensprung", freute sich Bürgermeister Franz Obesser (CSU) über die weitgehende Fertigstellung des Gigabit-Netzes. Um das Projekt wirtschaftlich realisieren zu können, war eine Anschlussquote von 60 Prozent aller Haushalte nötig. Die Bürger ließen sich nicht lumpen - die Zahl wurde ziemlich punktgenau erreicht. Obesser zufolge beträgt die Anschlussquote mittlerweile 70 Prozent. Alle Vertragsnehmer sind bis Ende des Jahres ans Netz angeschlossen. Von August an fließen durch das Netz 400 Megabit, Ende des Jahres werden es bis zu 1000 Megabit sein.

Jeder Indersdorfer Bürger könne entscheiden, welches Angebot er haben will, betonte Rüdiger Schmidt, Geschäftsführer des Unternehmens Kabel & Medien Service. Tausend Megabit seien auch auf abgelegenen Höfen möglich. Schmidt: "Das Besondere an unserem Netz: Es ist flächendeckend." CSU-Landtagsabgeordneter Bernhard Seidenath würdigte die "Pioniertat" der Gemeinde, aber auch das Engagement des Freistaats für den Breitbandausbau. Schließlich gaben Minister Söder, Bürgermeister Franz Obesser und weitere Kommunalpolitiker im großen Sitzungssaal des Rathauses den symbolischen Startschuss für das Gigabit-Glasfasernetz. Was den Minister besonders erfreute: "Normalerweise drücke ich bei solchen Anlässen auf einen roten Knopf. Hier ist er Gott sei Dank einmal schwarz."

© SZ vom 23.06.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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