Löwenclub Dachau:"Ich glaube nicht, dass Monatzeder durchkommt"

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Der Dachauer Löwenclub-Vorsitzende Herbert Gertitschke sieht den TSV 1860 vor einer neuen Zerreißprobe.

Christine Heumann

Leidensfähig und seit 50 Jahren Stammgast bei den Löwen: Herbert Gertitschke, Delegierter aus Dachau. (Foto: DAH)

"Klar können wir über den TSV 1860 München sprechen", sagt Herbert Gertitschke. Nur nicht zu lange. Er muss noch zum Arzt und danach hat er einen entspannenden Nachmittag in der Sauna geplant. Entspannung tut offenbar Not, denn an diesem Donnerstag wird der 64-Jährige gute Nerven brauchen. Der Gründer und Vorsitzende des Dachauer Löwenclubs nimmt in Planegg an der außerordentlichen Delegiertenversammlung der Sechziger teil. "Vielfach und immer wieder. Ich bin ja schon seit 1978 Delegierter", sagt er. Das Programm klingt simpel. Der Verein will zum Mitgliederwahlsystem zurückkehren und Hep Monatzeder als Präsidenten bestätigen lassen. Doch so einfach wird's nicht werden, denn dahinter steckt mehr, viel mehr.

Wie so oft in der Vergangenheit ist in Gertitschkes Lieblingsfußballverein, bei dem er seit 50 Jahren Stammgast ist, mal wieder das Chaos ausgebrochen. Und der Dachauer prophezeit für den heutigen Tag schon die nächste Posse: "Ich glaube nicht, dass Monatzeder durchkommt. Er wird eher als 25-Tage-Präsident in die Geschichte des Vereins eingehen." Wird er dem Grünen-Politiker seine Stimme geben? Gertitschke lacht. "Das darf ich doch nicht sagen. Aber wenn ich diese Behauptung aufstelle, sehe ich das auch so."

Steht 1860 also vor einer neuen Zerreißprobe? "Ja", vermutet Gertitschke. Und das aus vielerlei Gründen. Er nennt nur einige: die Machtspiele zwischen Investor Hasan Ismaik ("Wir hatten die Wahl zwischen Tod und Teufel") und den Entscheidungsträgern des Vereins ("Die haben unseren alten Präsidenten Dieter Schneider absolut sinnlos geopfert und sind selbst kläglich gescheitert, eine absolut blöde und dumme Aktion"); die finanziellen Sorgen ("Wir wurden schuldenfrei gestellt, jetzt stehen wir schon wieder mit Millionen in der Kreide. Unfassbar. Schulden, Schulden, Schulden, alles auf Kredit"); Trainer Alexander Schmidt - einst Spieler beim FC Pipinsried - ("Der Wechsel hat gar nichts gebracht, die letzten Zuschauer wurden daheim aus dem Stadion gespielt, selbst die mit Jahreskarte"); Sportchef Florian Hinterberger ("Es gibt sicher namhaftere, aber wer kein Geld in der Tasche hat, tut sich halt schwer").

Ist denn der TSV 1860 überhaupt noch zu retten? "Wenn man von Hasan Ismaik was will, muss Monatzeder weg", sagt Gertitschke. Und dann? "Dann kommt wohl mit Erich Meidert der nächste Kandidat ins Spiel. Offenbar versteht sich Meidert mit dem Investor aus Jordanien ganz gut." Und ohne Ismaik? "Für die nächste Saison sehe ich noch keine Gefahr", glaubt Gertitschke. 1860 werde auch ohne arabischen Investor die Lizenz für die Zweite Bundesliga bekommen. "Aber wir werden vor uns hin dümpeln - ohne Aufstiegschance." Und von der übernächsten Saison will er lieber noch nicht sprechen. Zumindest jetzt nicht. Er ist in Eile.

© SZ vom 25.04.2013 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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