Erinnerungskultur:Demokratiebündnis ruft zu Lichterkette auf

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Hunderttausende versammelten sich im Februar in München auf der Theresienwiese zu einem Lichtermeer gegen Rechtsextremismus, Rassismus und die AfD. In Indersdorf soll nun eine Lichterkette den Weg des Erinnerns beleuchten. (Foto: Lukas Barth/AFP)

Zum 79. Jahrestag der Befreiung des KZ Dachau versammeln sich Menschen mit Kerzen am Weg des Erinnerns - als Signal der Zuversicht in demokratiegefährdenden Zeiten.

Von Jessica Schober, Markt Indersdorf

Das Demokratiebündnis im Dachauer Land veranstaltet am Montag, 29. April, eine Lichterkette in Markt Indersdorf. Zum 79. Jahrestag der Befreiung des Konzentrationslagers Dachau ruft das Bündnis dazu auf, sich unter dem Titel "Lichter des Erinnerns" ab 20.30 Uhr am Indersdorfer Wasserturm zu versammeln. Teilnehmende werden gebeten, eigene Leuchtmittel mitzubringen - egal ob Kerzen, Taschenlampen oder Handylichter.

Zu Beginn der Veranstaltung ist laut Versammlungsleiter Hubertus Schulz ein Moment des Gedenkens geplant: Die jüngsten Opfer des Nationalsozialismus im Landkreis Dachau waren Kinder ukrainischer und polnischer Zwangsarbeiterinnen, die vor 80 Jahren in einer Baracke an der Klostermauer ums Leben gekommen sind. "Wir wollen uns zunächst vergegenwärtigen, welche Ungestalt diese Diktatur nicht nur in einem Konzentrationslager annahm, sondern auch an einem Ort, an dem wir stehen", heißt es in der Ankündigung. Die Befreiung des Konzentrationslagers Dachau vor 79 Jahren habe schließlich den Wendepunkt von der Diktatur zur Demokratie markiert. Bei der Lichterkette solle es jedoch nicht nur um die Vergangenheit, sondern auch um die Zukunft gehen.

Signal der Zuversicht

"Angesichts einer Demokratie, die zunehmend Gefährdungen ausgesetzt ist, wollen wir mit einer Lichterkette ein deutliches Signal der Zuversicht aussenden, dass wir gemeinsam unsere offene Gesellschaft bewahren können", so Schulz. Demokratie sei nicht nur eine Staatsform, sondern eine Grundhaltung ihrer Bürgerinnen und Bürger. Schulz hat die Veranstaltung für etwa 200 Menschen angemeldet und hofft für Montagabend auf milde Temperaturen, die angekündigt sind.

Geplant sind mehrere Beiträge bei der Veranstaltung. Der Historiker Tizian Bartling vom BRK Dachau spricht über die NS-Zwangsarbeit im Landkreis. Der Student der Geschichtswissenschaft hat für seine Bachelor-Arbeit mit dem Titel "Humanität im Schatten des Lagers" neun Monate lang Archive durchforstet und Akten gesichtet - und damit zu einem neuen Selbstbild von Sanitätern und Tätern beigetragen.

Auch Schülerinnen und Schüler der Realschule und der Fachoberschule Vinzenz von Paul gedenken der jüngsten Opfer des Nationalsozialismus im Landkreis Dachau, die in den letzten Kriegsmonaten in der Baracke starben. Die Historikerin Anna Andlauer, die sich persönlich für den Weg des Erinnerns einsetze, nannte diesen Ort ein "Sterbelager". Die Leiterin der Bildungsabteilung der KZ-Gedenkstätte Dachau Kerstin Schwenke spricht außerdem über die Befreiung des Dachauer Lagers, die Folgen der Lagerhaft für die Überlebenden und mögliche Schlussfolgerungen für die Gegenwart.

67 Organisationen unterstützen die Aktion

Musikalisch wird die Veranstaltung ebenfalls begleitet. Es singt ein zehnköpfiger ukrainischer Chor unter der Leitung von Daria Khramtsova aus Charkiw. Zwei Bläsergruppen des Gymnasiums Markt Indersdorf unter der Leitung von Markus Brandmair, sowie das Bläserensemble Schönbrunn unter der Leitung von Manfred Leitensdorfer spielen zudem die Europahymne. Mit dem Läuten der Indersdorfer Klosterglocken soll die Lichterkette laut Veranstaltern gegen 21.30 Uhr beendet werden.

Insgesamt unterstützen 67 Organisationen das Demokratiebündnis im Dachauer Land. Seit der vergangenen Kundgebung mit 800 Teilnehmenden am Indersdorfer Rathausplatz sind weitere Akteure hinzugekommen. Im Vorfeld hatten die Organisatoren auch darüber diskutiert, dass in Markt Indersdorf zuletzt in den Jahren 2021 und 2022 mehrere unangemeldete Märsche von Gegnern der Corona-Maßnahmen mit Teelichtern und Laternen mehrere Hundert Menschen auf die Straße gebracht hatten. "Wir wollen es uns aber nicht verbieten lassen, ein Licht zu zeigen", sagt Schulz. Alle Menschen, die ein Zeichen für die Demokratie setzen wollten, seien willkommen.

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