Mitten in Dachau:Wohnung gesucht

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Nicht nur Menschen haben es im Landkreis Dachau schwer, eine Bleibe zu finden. Auch Vögel suchen derzeit flügelringend nach einen Nistplatz. Ein Online-Kurs könnte Abhilfe schaffen.

Glosse von Jacqueline Lang, Dachau

Ein Vogel müsste man sein: Man wäre frei und könnte den eisigen deutschen Winter einfach stets in wärmeren Gefilden verbringen und erst dann wiederkommen, wenn der Frühling naht. So ein Zuhause aus Unrat und kleinen Stöckchen in Form eines Nests, das ist ja schnell gemacht. So zumindest malt man sich das aus als einfältiger Mensch.

Doch so einfach ist das alles nicht. Das geht aus der jüngsten Pressemitteilung des Landesbund für Vogelschutz (LBV) hervor: "Ein passender Ort zum Nestbau ist nicht immer leicht zu finden, und so kämpfen Vögel zunehmend mit Wohnungsnot", erklärt darin die LBV-Biologin Angelika Nelson. Die intensive Nutzung der offenen Landschaft, aber auch die "trostlosen Schotter- und Rasenwüsten" mancher Hausgärten auch im Landkreis Dachau erschwerten es den gefiederten Tieren, einen geeigneten Nistplatz zu finden.

Doch der LBV wäre nicht der LBV, wenn er nicht eine Idee parat hätte, wie man zumindest einigen der Vögel helfen könnte. Den Höhlenbrütern unter den Singvögeln, etwa Kleiber oder Star, kann den Vogelschützern zufolge ganz leicht unter die Flügel gegriffen werden, indem man ihnen eine Nisthilfe im Garten oder auf dem Balkon aufhängt. Wer für mehr Artenvielfalt im eigenen Garten sorgen will, kann Kästen anbringen, bei denen sich etwa die Einfluglöcher unterscheiden. Immerhin gilt für Vögel, dasselbe wie für Menschen: Längst nicht jede freie Wohnung passt. Sich etwa ständig beim Eintreten den Kopf an der Tür anzuhauen nervt.

Bevorzugt werden Nistkästen in luftiger Höhe

Egal, für welches Modell man sich entscheidet: Die Zeit drängt. "Mit dem Aufhängen von Nisthilfen sollte man sich beeilen, denn einige Vogelarten, wie zum Beispiel Meisen, haben sich schon zu Paaren zusammengefunden und verschaffen sich nun einen Überblick über den aktuellen Wohnungsmarkt", so Nelson. Bevorzugt werden den Experten zufolge hierbei Plätzchen in bis zu drei Metern Höhe, um vor Nesträubern geschützt zu sein. Schön wäre außerdem, wenn die Kästen vor Beginn der Brutzeit noch einmal gereinigt werden könnten. Wer kommt schon gerne in eine Wohnung, in der noch der Müll vom Vormieter rumliegt?

So manch eine Dachauerin mag es nun ungerecht finden, dass ihr nicht auch bei der Suche nach einer Wohnung geholfen wird. Und klar, wieder könnte man denken: Ein Vogel müsste man sein. Was man dabei vergisst: Der Mensch muss dem Vogel nur deshalb bei der Wohnungssuche helfen, weil es der Mensch ist, der perfekte Nistplätze in der Natur zur Mangelware macht.

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