Landkreis Dachau:Umstrittene Geschäfte

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Die Kreistags-Grünen werfen den Sparkassen vor, mit den Preisen für Grundnahrungsmitteln zu spekulieren. Die Partei sieht darin eine Ursache für die Hungersnöte in der dritten Welt.

Robert Stocker

Wirbel um die Partnerschaft zwischen den Sparkassen und der Deka-Bank: Die Grünen im Kreistag vermuten, dass das Dachauer Geldinstitut über die Beteiligung an Investmentfonds mit den Preisen für Nahrungsmittel spekuliert. Die Partei kritisiert solche Spekulationen als unethisch und sieht darin eine der Ursachen für Hungersnöte in der Dritten Welt. In einer Stellungnahme tritt die Sparkasse Dachau dem Vorwurf entgegen, dass die Deka-Bank "aktiv und unmittelbar" auf die Preisentwicklung von Nahrungsmitteln spekuliere. Auch die Sparkasse halte keine Anteile an Rohstofffonds. Direkte und unmittelbar den Preis beeinflussende Investitionen in Nahrungsmittel seien nach dem Investmentgesetz nicht erlaubt.

Dass die Deka-Bank sich zumindest indirekt an solchen Spekulationen beteiligt, legt die Homepage des Bankkonzerns nahe, auf der sie den Investmentfonds "Deka-Commodities" präsentiert. Mit diesem Fonds, so lautet das Angebot der Bank, hätten potenzielle Anleger die Möglichkeit, die Wachstumschancen der Rohstoffmärkte direkt zu nutzen. Dabei investieren die Anleger nicht in Aktien von Rohstoffproduzenten, sondern in Derivate auf Rohstoff-Subindizes. Dadurch, so die Deka-Bank, könnten Investoren - anders als bei Rohstoffaktien - unmittelbar an der Preisentwicklung verschiedener Rohstoffmärkte partizipieren. Der Einsatz von Derivaten bietet nach Angaben der Bank noch einen weiteren Vorteil: Dadurch bestehe die Möglichkeit, selbst aus fallenden Notierungen Nutzen zu ziehen. Wenn das Fondsmanagement der Auffassung sei, dass etwa bei Öl eine Preisblase entstehe, könne es auf fallende Kurse setzen und so eine positive Rendite erzielen.

In seiner Stellungnahme stellt Sparkassen-Sprecher Arthur Fischer fest, dass Investmentfonds grundsätzlich auch institutionellen Anlegern wie Banken und Versicherungen für die Anlage von Geldern zur Verfügung stünden. Die Sparkasse halte jedoch keine Anteile an Rohstofffonds. Dies sei auch in der Vergangenheit nie der Fall gewesen. Unmittelbar preisbeeinflussende Investitionen in Nahrungsmittel oder Terminkontrakte auf Lebensmittel seien nach dem Investmentgesetz nicht erlaubt und würden von der Deka-Bank auch nicht getätigt. Somit sei ein aktives und unmittelbares Spekulieren auf die Preisentwicklung von Rohstoffen und damit auch Nahrungsmitteln ausgeschlossen.

Diese Antwort hatte auch Fraktionssprecherin Marese Hoffmann von Landrat Hansjörg Christmann, der Vorsitzender des Verwaltungsrats der Sparkasse ist, auf eine Anfrage hin erhalten. Hoffmann hatte Christmann aufgefordert, seinen Einfluss geltend zu machen, dass sich die Sparkasse nicht an Nahrungsmittelspekulationen beteiligt. Umso überraschter nahm sie die Ankündigung der Deka-Bank zur Kenntnis, das Spekulieren mit Grundnahrungsmitteln zu beenden. Die Fondsgesellschaft der Sparkassen habe beschlossen, bei dem 2006 aufgelegten Fonds "Deka-Commodities" künftig auf die Abbildung der Preise von Weizen, Soja, Mais, Rindern und Schweinen zu verzichten. Auch Sparkassen-Sprecher Fischer bestätigte, dass nach der Kritik an solchen Spekulationen "die Deka-Bank als eine der ersten Fondsgesellschaften ihren Rohstofffonds so umbauen wird, dass die Komponente Agrarrohstoffe nicht mehr abgebildet wird". Fraktionssprecherin Hoffmann begrüßt die Entscheidung, kritisiert aber die Informationspolitik der Sparkasse, die die Bürger täuschen und für dumm verkaufen wolle.

© SZ vom 17.04.2012 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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