Bis vor zehn Jahren war das Leben von Maria V. in Ordnung. In einer Bäckerei war sie als Verkäuferin angestellt, ihr Mann hat in einer Spedition gearbeitet, die fünf Kinder waren noch klein, der jüngste Sohn gerade ein Jahr alt, doch eine Bekannte hatte die Betreuung übernommen. Wohlhabend war Familie V. nie. "Aber das Geld hat uns immer gereicht, nie musste ich Unterstützung beantragen", erinnert sich die heute 35-Jährige.
Doch plötzlich hat sich ihr Mann massiv verändert, wurde aggressiv. Eine schwere psychische Erkrankung wurde schließlich diagnostiziert. "Als er aus der Klinik zurückkam, war er ein anderer", erzählt Maria V. Der ehemals aktive und gesunde Mann muss starke Medikamente nehmen, ist arbeitsunfähig, nimmt am Familienleben kaum noch teil. Ab sofort musste die fünffache Mutter Haushalt, Erziehung und Beruf alleine schultern, das Geld reichte hinten und vorne nicht. "Aber ich wollte meinen Kindern alles ermöglichen", erinnert sich die 35-Jährige. Sie traf eine folgenschwere Entscheidung: Mit der Bankkarte ging sie einkaufen, obwohl das Konto längst leer war. Kleidung, Möbel, Spielzeug und Geschenke für die Kinder, "es funktionierte". Allerdings nicht lange.
Wegen Betrugs musste die fünffache Mutter ins Gefängnis, auch ihr Mann, der ebenfalls einige Lastschriftbelege unterzeichnet hat, wurde verurteilt. Die Schwiegermutter hat die fünf Kinder nach einigen Monaten aus dem Heim geholt, aber die lange Trennung von Vater und Mutter haben sie schwer verkraftet. "Ich bin nicht stolz darauf was ich getan habe, aber es war wie eine Sucht", sagt Maria V. Am meisten schmerzt sie, dass die Kinder für ihre Straftaten mit bezahlt haben. Die größte Last hat die älteste Tochter getragen, die jetzt mit 18 selbst schon Mutter ist. "Weil ich nicht für sie da war", macht sich Maria V. Vorwürfe.
Seit die Eltern aus der Haft entlassen sind, lebt die Familie nun schon einige Jahre ein bescheidenes Leben, stottert die Betrugsschulden in kleinen Raten ab. Die 35-jährige putzt in Kliniken, kann aber die inzwischen achtköpfige Familie dennoch nicht ernähren. Lebensmittel holt Maria V. von der Tafel, "ich spare wo ich kann". Als das Auto defekt war, mit dem sie von ihrer Wohnung auf dem Land zu den Kliniken pendelt, hat die Arge ein Darlehen bewilligt. Denn mit den öffentlichen Verkehrsmitteln kann sie ihre Schichtzeiten nicht einhalten, hätte dann die Arbeit verloren. Maria V. macht Überstunden, um diese Auto-Schulden wieder abzutragen. Aber jetzt bräuchte der Jüngste Schrank und Schreibtisch, mit einer Gefriertruhe könnte die Familie, die abgelegen wohnt, Sonderangebote besser nutzen. Solche Anschaffungen sind aber im knapp kalkulierten Budget nicht drin, Sonderzahlungen wie früher in der Sozialhilfe gibt es in Hartz-IV nicht mehr.
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