Rigider Sparkurs:Kultur im Notbetrieb

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Tobias Zeitz und Herbert Müller (r.) in der Hoftheater-Produktion "Eine Kuh so wie du". (Foto: Toni Heigl)

Der Landkreis fährt die Zuschüsse für Konzertveranstalter und die Budgets für Künstler empfindlich zurück. Das Hoftheater Bergkirchen bekommt weiter den vollen Zuschuss. Es gilt schon jetzt als "extrem gefährdet".

Von Gregor Schiegl, Dachau

Der Landkreis Dachau muss sparen, das bekommen auch die Künstler und Kulturschaffenden zu spüren. Im Jahr 2024 sollen die Ausgaben in diesem Bereich um gut zehn Prozent sinken, von insgesamt rund 970 000 Euro auf rund 880 000 Euro im Jahr. Diesen Vorschlag der Verwaltung hat der Kulturausschuss des Landkreises am Freitag einstimmig gebilligt.

Die Kreisräte sprachen sich sogar für weitergehende Einschnitte aus. So sollen die Mittel für die kleineren Kulturzuschüsse bis 2000 Euro auf die Hälfte eingedampft werden auf 8000 statt 16 000 Euro. Zudem folgte das Gremium einer Initiative der CSU-Fraktion, Mittel für größere Kulturprojekte im Landkreis um 20 Prozent zu kürzen.

Bilder wird der Landrat bei Vernissagen nicht mehr so oft kaufen

Dies betrifft unter anderem den "Dachauer Musiksommer", das Veranstaltungsprogramm von Kult A8 im westlichen Landkreis, die Musical-Projekte von Cantori, die Konzerte des Dachauer Jugendsinfonieorchesters und das Programm des Jazz e. V. Wegen seiner "herausragenden internationalen Bedeutung" und vor dem Hintergrund der besonderen historischen Verantwortung Dachaus wollte CSU-Kreisrat Anton Kerle allein den "Tag der Begegnung" von diesen Kürzungen ausnehmen. Die Internationale Jugendbegegnung organisiert die Veranstaltung alljährlich zum Jahrestag der Befreiung des KZ Dachau Ende April. Die Kreisräte folgten dem Vorschlag einstimmig.

Unangetastet bleibt auch die Förderung der Künstlervereinigung Dachau (KVD) mit mehr als 20 000 Euro. Große Spielräume sieht Landrat Stefan Löwl (CSU) hier nicht: "Die KVD würde sonst ins Wanken kommen." Der Verein hat hohe Fixkosten, allein schon durch die Miete für ihre Räumlichkeiten, die Galerie und die Druckwerkstatt.

"Die Künstler lassen wir unten durchfallen"

Dennoch müssen sich die Künstler im Landkreis auf harte Zeiten einrichten. Ankäufe von Stadt und Landkreis bildeten in der Vergangenheit eine verlässliche Einnahmequelle, die ihnen half, die hohen Lebenskosten im Landkreis abzufedern. Laut Landrat Löwl wurde dieses Budget nun "extrem zusammengestrichen", sogar eine komplette Aussetzung der Käufe für ein Jahr wollte er nicht grundsätzlich ausschließen. SPD-Kreisrätin Anita Engelbrecht übte Kritik an diesem Kurs: "Wir kümmern uns um alle, aber unten durchfallen lassen wir die Künstler."

Dass der Sparkurs bei vielen im Kulturbereich Tätigen schon jetzt an die Substanz geht, zeigt das Hoftheater Bergkirchen, das vom Landkreis weiterhin 10 000 Euro erhalten soll - und wohl auch muss. Denn bei weiteren Einsparungen wäre dessen Existenz "extrem gefährdet", warnte Löwl. Das kleine Theater hat mit rückläufigen Zuschauerzahlen zu kämpfen. CSU-Kreis- und Bezirksrätin Stephanie Burgmaier erinnerte zudem daran, dass die Corona-Pandemie noch nicht lange zurückliege. Auf Kulturbetriebe wie das Hoftheater habe sich diese Zeit "existenziell ausgewirkt".

"Eine gefährliche Abwärtsentwicklung"

Der größte Brocken, die Deckelung der Ausgaben von 600 000 Euro für den Zweckverband Dachauer Galerien und Museen ist in diesem Jahr allerdings nicht mehr möglich, wie Landrat Löwl bereits zu Beginn der Sitzung mitteilte. Die Zweckverbandsversammlung hat den Etat für das laufende Jahr bereits im Oktober 2023 beschlossen. Ob sich daran im Haushaltsjahr 2025 etwas Grundlegendes ändert, wird wohl auch von der Überzeugungskraft Nina Möllers' abhängen. Die Leiterin des Zweckverbandes ist im Juli in die Kreisgremien eingeladen, ihre Sicht auf mögliche Einsparpotenziale dazustellen.

Die Gründungsdirektorin des zukünftigen Dachauer Museumsforums mit Arbeiter- und Industriemuseums soll die Dachauer Museen grundlegend neu modernisieren, die Museumslandschaft neu ordnen und unter dem Dach der denkmalgeschützten Industriehallen der Dachauer MD-Papierfabrik in einem neuen Museumsforum bündeln.

Im Gespräch mit der SZ hatte sie bereits im Februar die Dachauer Kreisräte davor gewarnt, mit ihrem rigiden Sparkurs könnten sie "eine gefährliche Abwärtsentwicklung" in Gang zu setzen, bei der die Umsetzung dieses Jahrhundertprojekts nur noch schwer umsetzbar wäre. Finanziert wird es über den Zweckverband Dachauer Galerien und Museen von der Stadt Dachau, dem Bezirk Oberbayern und dem Landkreis Dachau. Die Gesamtkosten beziffert eine Vorstudie auf rund 27 Millionen Euro.

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