Ladesäulen in Karlsfeld:Neuer Anlauf zur Elektromobilität

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Auf dem Parkplatz am Karlsfelder Rathaus ist eine Ladestation für E-Automobile installiert worden. (Foto: Toni Heigl)

Karlsfeld will neue Ladestationen für E-Autos errichten. Die bisher einzige, 2009 am Bahnhof, ist nicht genutzt worden

Von Christiane Bracht, Karlsfeld

Walter Weinfurtner kennt das Problem nur zu gut: Vier Jahre hat der Karlsfelder von Komfort und Fahrgefühl eines Tesla geschwärmt, bis er sich im vergangenen Jahr seinen Traum erfüllte. Seither ist er nicht nur PS-stark, sondern auch umweltschonend mit Elektrotechnik unterwegs. Doch die Ernüchterung ließ nicht lange auf sich warten: In Karlsfeld gibt es keine öffentliche Ladesäule für E-Autos. Zum Tanken muss Weinfurtner ins Bergkirchener Gewerbegebiet Gada fahren - 25 Kilometer weit. "Das macht keinen Spaß", sagt er. "Auch ich habe vor drei Jahren überlegt, mir ein E-Auto anzuschaffen", erzählt Bernd Wanka (CSU) im Umweltausschuss. Doch mangels Lademöglichkeit habe er es dann doch gelassen. "Wir müssen in Vorleistung gehen", erklärt Bürgermeister Stefan Kolbe (CSU). Sonst würden die Karlsfelder nicht auf Elektromobilität umsteigen. Die Gemeinde will nun nach einem Partner suchen, der Strom anbietet, die entsprechende Technik und ein Abrechnungssystem.

Angestoßen hat die Debatte um eine Infrastruktur für Ladesäulen der Landkreis Dachau. Ein Planer hat bereits ein Konzept entwickelt und eine Bestandsaufnahme gemacht. Im Juli gab es 427 zugelassene E-Autos im Landkreis und 36 öffentlich zugängliche Ladepunkte. Der Planer schlägt nun vor, den Bestand an Ladepunkten langfristig auf bis zu 220 zu erhöhen. Private Ladestationen etwa in der eigenen Garage, am Supermarktparkplatz oder vor einem Hotel sind nicht mitgerechnet. Für Karlsfeld hatte der Planer als Basis fünf bis sechs Ladesäulen avisiert: am Bahnhof zwei, am Rathaus zwei, an der Grundschule eine und in Karlsfeld Süd eine. "2009 hatten wir schon einmal eine am Bahnhof", erinnert sich Bürgermeister Kolbe. Ganze acht Ladevorgänge habe es in zwei Jahren gegeben, zwei davon seien am Einweihungstag gewesen, deshalb habe man sie wieder abgebaut.

Beim zweiten Versuch, sich dem Thema E-Mobilität anzunähern, steht nun nicht mehr der Bahnhof im Fokus, "Wohngebiete sollen erste Priorität haben", sagt Verkehrsexperte Günther Rustler. Vor allem dort, wo große Wohnblocks stehen, sollen die ersten Ladesäulen aufgestellt werden. Denn wer dort wohne, könne sonst sein E-Auto nicht betanken. Nachträglich eine Starkstromleitung in die Tiefgarage zu legen, "ist wirtschaftlich nicht machbar", sagt Wanka. Seine Eigentümergemeinschaft habe mal darüber nachgedacht, doch es hätte einen sechsstelligen Betrag gekostet. Das Problem sei der hohe Grundwasserspiegel, erklärt Thomas Nuber (Grüne). Es müssten neue Kabel zwischen Tiefgaragen und der Wanne gezogen werden, die vor dem Wasser von unten schützt.

Walter Weinfurtner, der seinen Tesla inzwischen vor der Haustür tankt mit Hilfe eines provisorischen Kabels, warnt die Gemeinderäte am Ende der Sitzung eindrücklich: Am besten seien schnell ladende Säulen und zwar dort, wo man ohnehin was erledigen müsse, also beispielsweise am Supermarkt. Denn die Autos müssten, wenn sie aufgeladen sind, weggefahren werden, andernfalls drohe dem Fahrer eine Strafe. An einer Schnellladesäule dauere die Stromaufnahme etwa eine halbe Stunde, an normalen Säulen drei. So lange könne niemand warten, ohne Zeit zu verplempern, sagt Weinfurtner.

© SZ vom 02.02.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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