Kultur in Dachau:"Glückliche Kinderaugen sind uns Ansporn"

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Am Sonntag beginnen die 22. Dachauer Theatertage. Hauptinitiator Frank Striegler ist deshalb im Stress. Ein Interview

Interview von Petra Neumaier, Dachau

Das Telefon steht bei Frank Striegler auch an Allerheiligen nicht still. Gerade telefonierte er zum Beispiel lange mit einem Künstler, dessen Veranstaltungen im Rahmen der Dachauer Theatertage bereits ausgebucht sind - und der um Verlegung derselben bat. Der Hauptinitiator, Gründer des gemeinnützigen Vereins und Organisator des 22. Events hat in diesen Wochen oft Schweißperlen auf der Stirn. Zumal zum Auftakt des 13-tägigen Veranstaltungsmarathons, der am 7. November beginnt und am 19. November endet: 34 Vorstellungen, 16 verschiedene Stücke von acht herausragende Künstler und Theatern, die mit ihren Geschichten Kinder und Erwachsene gleichermaßen in ihren Bann ziehen.

SZ: Oh je, Herr Striegler, Sie hören sich ganz schön gestresst an.

Frank Striegler: Es ist auch eine wahnsinnige Arbeit. Christine Albrecht und ich kommen an die Grenze. Immer neue Regeln und dann die Künstler. Wir müssen ständig Entscheidungen treffen.

Auch was die Auswahl der Künstler betrifft?

Unter anderem. Nachdem im vergangenen Jahr die Österreicher nicht einreisen durften, verzichteten wir heuer auch auf Bewerber aus der Schweiz. Außerdem führten wir einige Vorstellungen bereits im September und Oktober durch: wir ahnten, dass es im November wieder schwieriger werden könnte. Ich glaube zwar nicht, dass die steigenden Infektionszahlen unsere Theatertage durch Schließungen gefährden, trotzdem wird es spannend.

Sie haben gut vorgesorgt?

Bestmöglich jedenfalls. Natürlich gelten die 3G-Regeln und Abstand. Aber gerade beim Figurentheater macht es keinen Sinn, die Zuschauer in 1,50 Meter Ab- stand zu setzen. Viele würden die Figuren gar nicht sehen können. Deshalb haben wir bei diesen Veranstaltungen circa einen Meter Abstand und dafür Maskenpflicht.

Im September - im Rahmen des Kult-Festivals - war das Publikum noch zögerlich gekommen.

... da bekamen wir dann schon Panik. Nur zwei von fünf Vorstellungen waren gut besucht.

Im Oktober lief es aber wieder besser?

Zum Glück. Die "Kakerlaken-Mafia" war ausverkauft und das andere Stück so gut wie.

Und wie läuft der Vorverkauf jetzt?

Sehr viele Veranstaltungen sind tatsächlich schon ausgebucht.

Das ist ja sehr erfreulich.

Ja, aber man muss auch bedenken, dass wir durch die Abstandsregeln rund ein Drittel weniger Karten verkaufen können. Wenn alles gut geht, schaffen wir vielleicht 4000 Besucher. Der Rekord lag bei 7500. Allein bei den Schülervorstellungen können nur etwa 2000 Kinder dabei sein. Sonst waren es doppelt so viele. Obwohl wir noch mal Zusatzvorstellungen eingeschoben haben.

Viele Vorstellungen sind bereits ausverkauft. Doch es gibt noch Karten, etwa für die "Regentänzerinnen". (Foto: Frank Striegler/oh)

Müssen Kinder eine Maske tragen?

Das lässt sich nicht vermeiden. Aber viele Kinder haben mir erzählt, dass es ihnen egal ist. Hauptsache, sie können wieder ins Theater gehen.

Denken die Erwachsenen genauso?

Hmm. Sonst waren ihre Vorstellungen immer gleich ausverkauft. Diesmal nicht. Sogar für "Adams Apfel", für den es im vergangenen Jahr sofort keine Karten mehr gab, sind jetzt noch einige übrig. Dabei kann ich diese Vorstellung nur wärmstens empfehlen. Ein fantastisches Stück mit einem herausragenden Schauspieler.

Haben Sie noch weitere Empfehlungen?

"Königs Weltreise" - das Schattenspiel ist auch eher etwas für Erwachsene. Das Stück hat sehr viele Preise und Auszeichnungen bekommen. Und natürlich die "Berliner Stadtmusikanten". Bezaubernd ist "Teddy Brumm" für Kinder.

Die Stücke sind allesamt sehr reduziert: Kein Bühnenbild, kaum Requisiten.

Genau das ist ja das Faszinierende und regelrechter Balsam in dieser überreizten Zeit. Unsere Stücke leben von der Geschichte und von den hochkarätigen Schauspielern und Erzählern. Und von ihrem Humor. Oft bekomme ich nach den Vorstellungen Briefe von Zuschauern, die erzählen, schon lange nicht mehr so gelacht zu haben.

Für Erwachsene empfiehlt der Gründer der Veranstaltungsreihe das Schattenspiel "Königs Weltreise". (Foto: Jörg Metzner/oh)

Das ist wunderbar!

Allerdings. Und genauso schön ist, dass sich unser Verein inzwischen so gut etabliert hat. Auch die Stadt und der Landkreis stehen voll hinter uns. Unsere Sponsoren sind ebenfalls treu geblieben. Und das Publikum sowieso. Das Gefühl, sich mit der Idee endlich durchgesetzt zu haben, ist toll.

Sie und der Verein geben sich Corona also nicht geschlagen.

Niemals. Denn alleine die glücklichen Augen der Kinder und ihre Begeisterung während den Aufführungen sind uns Ansporn genug, weiterzumachen.

Aktuelle Informationen sowie verfügbare Karten gibt es unter www.theatertage-dachau.de

© SZ vom 04.11.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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