Festival:Willkommenskultur für alle

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Die Werbeaktion der kult-Veranstalter am Dachauer Volksfest war schwer zu übersehen. (Foto: Niels P. Jørgensen)

Das "kult"-Festival kehrt nach der Wiederauflage im Jahr 2021 ab Mitte nächster Woche auf die Thoma-Wiese zurück. Auf die Besucher jeden Alters wartet eine Menge an Programm.

Von Dorothea Friedrich, Dachau

Nach dem Volksfest ist heuer vor kult'23, dem Zelt- und Kulturfestival auf der Ludwig-Thoma-Wiese mit der kult-Arena, dem Café Sonderbar, einem Sinnesgarten und einer riesigen Spielwiese. Von Mittwoch, 13., bis Sonntag, 17. September, gibt es rund um die kult-Arena jede Menge Programm, buchstäblich für alle: für junge und nicht mehr ganz so junge Menschen, für Familien und Singles, für Menschen mit Handicap, für Migrantinnen und Migranten - alles von rund einem Dutzend Dachauer Vereinen und Institutionen organisiert.

Für den Trägerverein jetzt e.V. und rund 150 ehrenamtlich Mitwirkende ist das eine Riesenaufgabe. Zumal nach dem Neustart des legendären Festes im Jahr 2021 die Herausforderungen nicht weniger geworden sind. Warum sie dennoch mit- und weitermachen? "Wir wollen Kulturinseln vernetzen", sagt jetzt-Geschäftsführerin Sabine Seeholzer. Konkret heißt das: Ein echt bunter Querschnitt der Dachauer Szene gestaltet kult'23 gemeinsam. Das sind jetzt e.V., Kurzschluss e.V., der Kreisjugendring, das Franziskuswerk Schönbrunn, die KVD, Freiraum e.V. Dachau, die TheaterTage Dachau., Echo e.V., Musik-Theater-Kinder (MutheKi), Move together, Outer Circle, der Runde Tisch gegen Rassismus e.V. und der Bund Naturschutz.

Klingende Willkommenskultur zum Auftakt

Was sie bei aller Kreativität gerade etwas ausbremst, sind die gestiegenen Kosten für Technik, Veranstaltungslogistik, Security und Ähnlichem. "Im Vergleich zu 2021 sind die Kosten jetzt dreimal so hoch", sagt Sabine Seeholzer. Ein Großteil sei zwar durch Zuschüsse und Sponsoren finanziert, "doch den Rest müssen wir erst mal reinkriegen". Wie sie das schaffen wollen? "Wir hoffen auf Kulturförderung durch die Dachauerinnen und Dachauer", sagt sie. "Wenn ganz viele auf die Thoma-Wiese kommen, in unsere Konzerte gehen, essen und trinken und sich gut unterhalten, dann kommen wir über die Runden." Dazu sollte man wissen, dass bei vielen Konzerten gar kein Eintritt verlangt wird - und der Eintrittspreis ansonsten recht moderat ist. Um es mal locker-flockig auszudrücken: Sämtliche Abendkonzerte kosten weniger als eines der Riesenkonzerte, mit denen die Landeshauptstadt gerne punktet - und sind garantiert friedlich-fröhlicher als so manches dieser Großevents.

Am Eröffnungsabend, Mittwoch, 13. September, rocken die Dachauer Bands T4U, Owing tot he Rain, Aerochicks und Boxheads das Festival. Am Donnerstag, 14. September, geht mit Bluekilla sowie Dub Spencer und Trance Hill die Post ab. Am Freitag, 15. September, sollte man sich auf Set Ambessa, Molo Elekin, Wicked Corporation und Unlimted Culture am besten schon am Nachmittag eingrooven. Bei Unlimited Culture ist der Name Programm: Ihre soulig-bajuwarische Reggae-Tunes geben dem etwas aus der Mode gekommenen "Multikulti" eine ganz neue Bedeutung. Was auch für die Banda Communale aus Dresden zutrifft. "Klingende Willkommenskultur mit dem Prädikat 'besonders wertvoll", sagt Michi Braun, einer der Organisatoren. Die Banda Communale und Affentheater treten am Samstag, 16. September, auf. Am Sonntagabend geht es irisch zu: Tir Nan Og und Fiddlers Green spielen zum kult-Finale. Das sind nur einige der mehr als zwanzig kult-Acts. Ukrainische Folklore, rockig-poppige Volksmusik, bayerisch-böhmische Blasmusik, das legendäre Olchinger Männerballett und nicht zuletzt die Veterinary Jazz Band sind ebenfalls mit ihrer Musik vertreten.

Wen es nach so viel Action hungert und dürstet, muss keine Sorge haben

Wer das eine oder andere Konzert ohne Kids genießen will - oder vielleicht selbst mal wieder Kind sein möchte, ist auf der Spielwiese am richtigen Ort. Spielwiese-Organisatorin Anna Bauregger vom Kreisjugendring sieht im Kinder- und Jugendprogramm eine seltene Möglichkeit, "mit der Kinder und Jugendliche ihre Anliegen selbst in den öffentlichen Raum bringen können". Dieser sei weitgehend von Erwachsenen geprägt und stehe fast ausschließlich ihnen zur Verfügung. Mit den vielen Aktionen sollen Kinder und Jugendliche "selbst sichtbarer werden". Wie das gehen kann? Endlich mal Sprayerin sein und der eigenen Meinung eine große Fläche geben, ist ebenso möglich wie Straßenmalerei, einen Podcast oder eine Fotoserie zu gestalten, selbst auf der Bühne zu stehen und auch einmal die tollen Konzerte und das Tanztheater zu genießen.

"Eichhorn und der lila Hund" machen am Donnerstag nicht nur Kids beim Kindermitmachkonzert Lust aufs Tanzen. Judith Seibert und ihr Tanztheater lassen am Freitag mit Nils Holgersson ihre Zuschauer staunen. Muckemacher nennt sich die Berliner Band, die garantiert auch erschöpfte Erziehungsberechtigte bei ihrem Mitmachkonzert am Samstag wieder auf die Beine bringt. Am Sonntag schließlich gibt es mit Heinz-Josef Braun und Stefan Murr das Live-Hörspiel "Der bayerische Robin Hood". Für Schulklassen gibt es ein eigenes Vormittagsprogramm. Hier sind noch Anmeldungen seitens der Lehrerinnen und Lehrer möglich.

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Wen es nach so viel Action hungert und dürstet, muss keine Sorge haben: Food Trucks sorgen für die notwendige Stärkung. Für eine längere Ruhepause empfehlen sich das Café Sonderbar und der Sinnesgarten. In der Sonderbar warten die - liebevoll Lady Cimbali genannte - riesige Kaffeemaschine auf Espresso-Süchtige. Diese können sich auf echten Unikaten - nämlich in monatelanger Klein- und Feinarbeit aufgehübschtem Mobiliar - anschauen, wie die KVD unter dem Motto "Sonderbare Flugobjekte oder schräge Stelen" Sonderbar und Sinnesgarten ausgestattet hat.

Musik darf auch an diesem Ruhepol nicht fehlen. Hier treten täglich Solisten, Duos oder Bands auf - und das bei freiem Eintritt. Wobei sich die Künstler über eine Spende freuen dürften. Ein echter Hit dürften am Donnerstag "Impro à la Turka", ein Improvisationstheater, der Forro- und der Latein-Tanzkurs am Samstag und die Silent Disco, ebenfalls am Samstag, werden. Michi Braun, dessen Herz für die Sonderbar geradezu glüht, sagt: "Sonderbar und Sinnesgarten sind Orte zum Verweilen, zum schöne Dinge betrachten, zum Inspirationen sammeln und nebenbei der Musik lauschen." Das vollständige Programm gibt es unter https://2023.kult-festival.de. Hier können auch Karten bestellt werden.

Wichtig zu wissen, ist noch, dass die Ludwig-Thoma-Straße gesperrt ist. Die Anfahrt zur Ludwig-Thoma-Wiese ist zwar möglich, aber nicht wirklich ratsam, da nur sehr wenige Parkplätze vorhanden sind. Zu Fuß oder mit dem Radl ist man womöglich sehr viel bequemer unterwegs.

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