Vivaldi-Orchester Karlsfeld:Eine "grandiose, phänomenale Erfolgsgeschichte"

Lesezeit: 3 min

Es kommen immer wieder neue Talente nach: das Jugendorchester der Vivaldis. (Foto: Niels P. Jørgensen)

Bei ihrem Jubiläumskonzert zeigen die Karlsfelder Zupfensembles herausragende Qualität und große Spielfreude. Viel Lob gibt es auch für Monika Fuchs-Warmhold, die das Orchester vor 52 Jahren ins Leben gerufen hat und es immer noch weiter entwickelt.

Von Renate Zauscher, Karlsfeld

Nach Jahren des Planens, der pandemiebedingten Verschiebungen und Umplanungen konnte am Samstag in Karlsfeld endlich groß gefeiert werden: Das 1970 gegründete Vivaldi-Orchester Karlsfeld ist 2020 fünfzig Jahre "alt" geworden - und ist heute so jung und aktiv wie eh und je. Und es wird, man glaubt es kaum, seit nunmehr 52 Jahren von seiner Gründerin Monika Fuchs-Warmhold geleitet, die auch das Jubiläumskonzert dirigierte.

Von einer "grandiosen, phänomenalen Erfolgsgeschichte" sprach Reinhold Werstler, Erster Vorstand des Vivaldi-Orchesters Karlsfeld, bei der Begrüßung der Gäste im ausverkauften Bürgerhaus, unter ihnen viel Politprominenz. Verbunden ist diese Erfolgsgeschichte eng mit der Persönlichkeit von Monika Fuchs-Warmhold. Gerade einmal 19 Jahre alt kam sie nach Karlsfeld. Was sie hier vermisste, war das Musizieren auf Zupfinstrumenten, das in ihrer Heimat, dem Saarland, die gleiche Bedeutung hatte und hat wie in Bayern die Blasmusik. Weshalb die junge Frau kurzerhand eine Musikschule gründete und dort Unterricht an Gitarre und Mandoline anbot.

"Ein exzellentes Gespür für Talent"

Ein Jahr später folgte dann die Gründung einer kleinen Spielgruppe mit ihren Schülerinnen und Schülern, die sich zunächst unter dem Namen "Zupforchester Karlsfeld", ab 1978 als "Vivaldi-Orchester Karlsfeld", dem Musikverein Karlsfeld anschloss. Die Gruppe wuchs, nur ein paar Jahre später, 1974, wurde das Kinder- und spätere Jugendorchester mit den "Vivaldi-Tigern" und den "Vivaldi-Mäusen" gegründet. Erste Auftritte in renommierten Konzertreihen wie etwa bei den Blutenburger oder den Ameranger Konzerten schlossen sich an, ebenso erste Rundfunk- und Fernsehaufnahmen. Bei zunächst landesweiten, später internationalen Orchesterwettbewerben wurden Preise über Preise gewonnen, und immer wieder erzielte der Orchester-Nachwuchs große Erfolge bei "Jugend musiziert". Heute umfasst das "große" Orchester etwa 40 Musiker- und Musikerinnen, alle von ihnen Laienmusiker, und noch einmal rund zwei Dutzend Mitglieder im Jugendorchester.

Das alles kam nicht von ungefähr. Thomas Hammer, Präsident des Landesverbands Bayern im Bund Deutscher Zupfmusiker, attestierte Monika Fuchs-Warmhold am Samstag "ein exzellentes Gespür für Talent", darüber hinaus "Einfühlungsvermögen und die Fähigkeit, Spaß an der Musik zu vermitteln". Daraus habe sich der größte und am breitesten aufgestellte Verein in der Zupfmusikszene entwickelt. Mit seiner Größe verbinde der Verein eine "einzigartige Kombination aus musikalischer Breite und höchster musikalischer Qualität".

Jugendarbeit spielt eine wichtige Rolle

Vor dem Hintergrund dieser Erfolgsgeschichte, verbunden mit zahlreichen Konzertreisen in ganz Europa sprach auch der Zweite Bürgermeister von Karlsfeld, Stefan Handl, vom Vivaldi-Orchester als "hervorragendem Botschafter Karlsfelds". Die Bedeutung des Vereins für die Gemeinde hängt nicht zuletzt mit seiner kontinuierlichen Jugendarbeit zusammen, sowohl innerhalb von Musikschule und Jugendorchester wie auch an den von Fuchs-Warmhold initiierten "Zupferklassen" an Karlsfelder Grundschulen.

Mitglieder des Vivaldi-Orchesters an der Mandoline. (Foto: Niels P. Jørgensen)
Monika Fuchs-Warmhold, Dirigentin und Gründerin des Vivaldi-Orchesters Karlsfeld. (Foto: Niels P. Jørgensen)
Ungeachtet aller exzellenten Einzelleistungen: Beim Vivaldi-Orchester steht das Miteinander im Vordergrund, hier das Jugendorchester, unterstützt von den erwachsenen Musikern. (Foto: Niels P. Jørgensen)

Mit wie viel musikalischem Können und mit welcher Spielfreude sowohl im "großen" Orchester wie auch im angeschlossenen Jugendorchester musiziert wird, bewies das Jubiläumskonzert selbst. Gemäß dem Konzertmotto "Vier Jahreszeiten - fünf Jahrzehnte" wurden Teile des Werks von Namensgeber Antonio Vivaldi aufgeführt wie "Der Winter" aus dem Concerto opus 8, Nr. 4, aber auch moderne Kompositionen wie "The Song of Japanese Autumn" von Yasuo Kuwahara oder Francesco Civitareales "Danza dello struzzo", der am Samstag in der Uraufführung zu hören war. Filmmusik von Ennio Morricone oder Adeles "Rolling in the Deep" zeigen ebenfalls eindrucksvoll, in welch unterschiedlichen Genres das Vivaldi-Orchester unterwegs ist.

Immer wieder setzten im Konzert einzelne Solistinnen und Solisten besondere Akzente: die renommierte Mandolinenspielerin Veronika Schleicher als Gast etwa, ebenso das Orchestermitglied Brigitte Rost, auch an der Mandoline, Julia Hiller als Gesangssolistin oder die Flötistinnen Ulrike Pobel, Katrin Nozicka und Angelika Tausch.

Lebensfreude pur

An der E-Gitarre brillierte Andreas Froschmayer, während Martin Ziegenaus nicht nur als Solo-Saxofonist im Fokus stand sondern sich auch noch als Meister an der "Singenden Säge" erwies: ein Instrument, das offenbar von ganz wenigen Könnern in der Szene beherrscht wird. Per "Fernstudium", erklärten Angelika Tausch und Ralf Hanrieder, die als Moderatoren kenntnis- und geistreich durch das Konzert führten, habe Ziegenaus den Umgang mit der ausgefallenen Materie erlernt.

Ob auf Led Zeppelins "Stairway to Heaven", ob auf Zugaben wie "Music" von John Miles oder "Tequila" - immer wieder reagierte das Publikum mit Begeisterungsstürmen und lautem Jubel. Und das nicht nur beflügelt von Freibier mit Brezen samt Bayerischem Defiliermarsch vor und während der Pause zur Feier der in Bayern traditionell "fünften Jahreszeit", der Wiesn-Zeit, und auch nicht wegen des "Mitmachpakets", das man, mit "Shaker" und kleinen LED-Kerzchen bestückt, unterm Sitz vorfand - sondern ganze einfach: weil Musik von und mit dem Vivaldi-Orchester Karlsfeld Lebensfreude pur mit hohem Ansteckungspotential vermittelt. "Ihr habt mein Leben sehr bereichert", erklärte Monika Fuchs-Warmhold in ihrer Dankesrede an die Orchester-Mitglieder gewandt. Gleiches aber lässt sich über die Orchester-Gründerin und Leiterin selber sagen: Sie hat das Musikleben in Karlsfeld und weit darüber hinaus in hohem Maße bereichert.

© SZ - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

SZ PlusPodiumsdiskussion bei der Ludwig-Thoma-Gemeinde Dachau
:Namenspatron birgt Diskussionsstoff

Die Ludwig-Thoma-Gemeinde lädt hochkarätige Fachleute zur Podiumsdiskussion über die Zwiespältigkeit Thomas. Sie stellt sich damit der rechtsradikalen und antisemitischen Seite des bayerischen Kult-Autors. Auch die Stadt Dachau wird das tun müssen.

Von Alexandra Vettori

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: