Volksfest Dachau:Nach vier Jahren gibt es wieder einen Kinderfestzug

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Der letzte Dachauer Kinderfestzug fand 2019 statt. Wegen Corona musste die Veranstaltung zwei Jahre später ausfallen. (Foto: Niels P. Joergensen)

Farbenfroh kostümiert zieht heuer ein ganzer Tross verkleideter Kinder aufs Dachauer Volksfest. Dahinter steckt ein enormer Aufwand. 200 Ehrenamtliche helfen mit.

Von Elisabeth Klaushofer, Dachau/Hebertshausen

Der Drache aus dem Kinderfilm "Drachen zähmen leicht gemacht" bekommt noch seinen letzten blauen Farbanstrich, an den zur Lokomotive umgebauten Traktor wird noch eine rote Frontschürze montiert, fleißige Hände breiten ein hellgelbes Stofftuch über einem Wagen aus und verstecken darunter die abgewetzten Holzplanken und die Räder des Wagens. Zu sehen ist danach nur mehr Aschenputtels mobiles Schloss mit Efeu bewachsenen Pfeilern und Schmuckketten, die von der Decke baumeln und im Wind leicht hin und her schwingen.

Auf dem Firmengelände von Otto Reischl in Hebertshausen laufen gerade noch die letzten Vorbereitungen für den Dachauer Kinderfestumzug, der am Sonntag, 13. August, endlich wieder stattfinden kann. "Um Schlag elf", wie Günter Dietz, Stadtrat und Mitorganisator des Kinderfestzugs, sagt, werde sich der Zug aus 500 Kindern und zwölf Wagen in Bewegung setzen; begleitet von sieben Musikgruppen, unter anderem der Knabenkapelle Dachau und der Blaskapelle Sittenbach.

Gertrud Stock (rechts) tackert mit ihren Helfern die Stoffbahnen auf dem Motivwagen des Aschenputtel-Märchens fest. (Foto: Niels P. Jørgensen)
Die Vorbereitungen auf den Kinderfestzug laufen in Hebertshausen auf Hochtouren. (Foto: Niels P. Jørgensen)
Auch dieses Jahr ist der Wagen mit dem acht Meter langen und vier Meter hohen Drachen wieder mit dabei. (Foto: Niels P. Jørgensen)

Vier Jahre lang hatte die schöne Tradition wegen der Corona-Pandemie pausieren müssen; normalerweise findet der Zug alle zwei Jahre statt. Nun können sich die Besucher wieder auf einen farbenfrohen Festumzug durch die Altstadt und hinunter zur Thoma-Wiese freuen.

Der Ansturm auf die Kostüme sei dieses Mal groß gewesen, die Gewänder waren beim Einkleiden schnell weg. Auch bei den Großen ist die Ungeduld enorm: "Von den Leuten hört man schon das ,Endlich!'", erzählt Dietz. Seit 40 Jahren engagiert er sich gemeinsam mit Gertrud Stock und der bald 81-jährigen Heidi Fitzthum für den Dachauer Kinderfestzug.

Ihnen stärkt ein ganzes Heer von Helfern den Rücken. Ob beim Semmelschmieren für die Brotzeit, beim Eintüten der Volksfest-Gutscheine für die Kinder oder beim Werkeln an den Festwägen: 200 ehrenamtliche Helferinnen und Helfer sind heuer im Einsatz. Bereits im Frühjahr fanden die ersten Vorbereitungen und Sitzungen statt. Denn zunächst mussten die Wägen von den Bauern und die Autos von den Autohäusern organisiert werden, die die geschmückten Wagen ziehen. Jetzt fehlen nur noch die letzten Handgriffe.

Ebenfalls aus dem Kinderfilm "Drachen zähmen leicht gemacht" stammt der katzenäugige Drache "Ohnezahn". (Foto: Niels P. Jørgensen)
"Jim Knopf und Lukas der Lokomotivführer" dürfen beim Umzug nicht fehlen und damit auch nicht die Haltestelle Lummerland. (Foto: Niels P. Jørgensen)

Mit Tacker und Schere legen die Frauen und Männer die Stoffbahnen und bessern mit Farbpinsel und Bohrer aus, was noch nicht ganz perfekt aussieht. Für diese letzte Woche vor dem Kinderfestzug nehmen sich laut Dietz sogar zehn bis zwanzig Helfer extra frei. Die "unzähligen Stunden Arbeit" der Freiwilligen hebt auch Dachaus Oberbürgermeister Florian Hartmann (SPD) hervor, damit werde der Umzug wieder so, "wie wir es gewohnt sind".

Die Auflagen werden immer strenger

Neu im altbekannten Reigen aus 1001 Nacht, Jim Knopf und Rapunzel auf ihrem knapp zwei Meter hohen Turm sind dieses Jahr die Szenen aus den Märchen "Aschenputtel" und "Sterntaler". Jetzt muss nur noch das Wetter mitspielen. "Wenn es regnet, brauchen wir nicht gehen", sagt Heidi Fitzthum, denn dann würden die Kinder in ihren Wikingerkostümen, Prinzessinnenkleidern oder Kettenhemden nass. Bis jetzt sei es aber immer gut gelaufen. Nur einmal habe der Kinderfestzug von Sonntag auf Montag verschoben werden müssen. Und bis jetzt sehen die Wetterprognosen ganz gut aus.

Der Umzug startet wie üblich am Sonntag an der Brucker Straße, passiert die Konrad-Adenauer-Straße und die Ludwig-Thoma-Straße samt Festwiese und endet nach einer Kehre an der Amperbrücke in der Münchner Straße. Auf dem rund drei Kilometer langen Weg begleiten Erwachsene den Zug und achten darauf, dass die Kinder nicht stürzen oder gar unter die Räder kommen. Auf den Wagen sitzen die Kinder gesichert mit Gurten. "Da haben wir wahnsinnige Vorschriften mittlerweile", sagt Günter Dietz. Teilweise finde er das sehr schade, trotzdem lohnt sich die Mühe für ihn. "Wenn du die Kinder an dem Tag siehst, das ist irre", erzählt Dietz. "Das Strahlen, das ist die Entschädigung für mich."

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