Mitten in Karlsfeld:"Make Karlsfelder See great again"

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Die Gemeinde Karlsfeld will das Image ihres Sees aufbessern. Der hat in den vergangenen einige Negativschlagzeilen gemacht. (Foto: Niels P. Jørgensen)

Mit einem abgewandelten Trump-Spruch wirbt die Gemeinde Karlsfeld für ihren etwas in Verruf geratenen See. Ist das wirklich eine gute Idee?

Glosse von Jacqueline Lang, Karlsfeld

Zugegebenen, der Karlsfelder See hat so seine Problemchen: Da sind zum einen die Gänse, die alles - pardon - vollkacken, da sind zum anderen Menschen, die offenbar zu faul sind, ihren - nochmals pardon - Scheiß zu entsorgen. Und dann gab es da mutmaßlich auch noch Jugendliche, die am See randaliert und Flaschen zerdeppert haben. Besonders förderlich ist es vermutlich auch nicht, dass die Wasserwacht nahezu jeden Sommer Leichen aus dem Wasser bergen muss.

Jedenfalls, der Karlsfelder See hat in den vergangenen Jahren einige Negativschlagzeilen gemacht. Kein Wunder also, dass die Gemeinde die Nase gestrichen voll hat und endlich das Image ihres doch eigentlich so schönen Naherholungsgebiets aufpolieren will: Und wie macht man das am besten? Ja richtig, mit einem Slogan. Einem, der ins Ohr geht. Einem, bei dem gleich Assoziationen wach werden. Seltsam nur, dass Karlsfeld sich da ausgerechnet von Donald Trump hat inspirieren lassen. Aus "Make America great again" hat die Gemeinde Karlsfeld nämlich kurzerhand "Make Karlsfelder See great again" gemacht.

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Ob sich die Gemeindeverwaltung darüber im Klaren ist, dass sie sich damit den Worten eines Mannes bedient, der, wir erinnern uns, seine Wahlniederlage noch heute anzweifelt und einen rechten Mob dazu angestachelt oder zumindest nicht davon abgehalten hat, das Kapitol zu stürmen? Man muss wohl sagen: Hoffentlich nicht.

Tatsächlich ist es aber wohl ohnehin wahrscheinlicher, dass die Gemeinde gar nicht so weit gedacht hat. Sie wusste nur: Der Karlsfelder See muss endlich raus aus der Schmuddelecke und der Burger- und Bowlladen "Fifty Seven", der dort in den kommenden Wochen eröffnet, könnte dabei helfen. Also her mit einem englischen Spruch - weil klar, Pommes und Burger ist gleich USA -, der genau das zum Ausdruck bringt: Die "greatness", auf gut Deutsch Großartigkeit dieser Nachricht, die unters Volk muss. Und ehe man sich versah, titelte jemand "Make Karlsfelder See great again". Naja.

Deutlich mehr Gedanken haben sich bei der Namensfindung des neuen Restaurants indes offenbar dessen Betreiber gemacht: Denn wer sich nun fragt, wie die zwei Junggastronomen Andy Le und Christian Kronseder auf Fifty Seven - in Zahlen: 57 - gekommen sind, der muss sich nur mal die Karlsfelder Postleitzahl genauer anschauen.

Korrektur: In der Glosse heißt es, der Slogan "Make Karlsfelder See great again" sei eine Idee der Gemeinde gewesen. Tatsächlich hatte diese aber lediglich eine unredigierte Pressemitteilung der Restaurantbetreiber, die nicht als solche gekennzeichnet gewesen ist, mit diesem Slogan auf ihrer Homepage veröffentlicht. Mittlerweile wurde dieser gelöscht. Gemeinde und Betreiber distanzieren sich eigenen Angaben zufolge "ausdrücklich von dem Zusammenhang einer politischen Ansicht aufgrund des Slogans".

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