Badesaison 2022:Ein bisschen mehr Frieden am Karlsfelder See

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Der Karlsfelder See hat eine hervorragende Wasserqualität. Die Liegewiesen sind leider oft nicht so sauber. (Foto: Toni Heigl)

Seitdem mehr Sicherheitspersonal im Naherholungsgebiet unterwegs ist, gibt es weniger Beschwerden über Müll und feiernde Jugendlichen. Ein Problem indes bleibt ungelöst.

Von Jacqueline Lang, Karlsfeld

Der Karlsfelder See ist nicht ein beliebter Naherholungsort, in der Vergangenheit gab er den Erholungssuchenden aber immer wieder Anlass für Ärger. Mal ging es um Gänsekot oder das Baum- und Gehölzpflegekonzept, mal um abgeladenen Müll oder feiernde Jugendliche. Als die Beschwerden über Feiergelage und die vermutlich daraus resultierenden Glasscherben im vergangenen Sommer überhand nahmen, erließ die Gemeinde kurzerhand sogar eine Allgemeinverfügung, der Landkreis zog kurz darauf mit einer Satzungsänderung nach.

Seitdem ist das Mitbringen von Glasflaschen von 18 Uhr an verboten. Eine Bilanz zur aktuellen Lage, die Jörg Bögeholz, Sachgebietsleiter Hochbaumaßnahmen, jüngst im Kreisausschuss vorstellte, zeigt nun: Die Lage hat sich tatsächlich entspannt, es gibt "deutlich weniger Beschwerden". Allerdings, auch das gehört zur Wahrheit: Die Sommersaison 2022 steht erst noch bevor.

Schon im Vorfeld zu Bögeholz' Ausführungen ging es aufgrund eines Antrags der AfD, in dem sie die "Prüfung der Entnahme von Gänsen am Karlsfelder See" forderte, um ein besonders leidiges Thema. Die Kreistagsfraktion der AfD hatte sich gewünscht, dass der Population der Federtiere nun endlich Einhalt geboten werde, was in letzter Konsequenz deren Abschuss bedeuten würde. Laut Verwaltung ist da aber nichts zu machen. "Die Möglichkeiten sind ausgeschöpft", bekräftigte auch der Karlsfelder Bürgermeister Stefan Kolbe (CSU). Carsten Schleh (Grüne) ergänzte, dass die Tiere und ihre Ausscheidungen "lästig" seien, doch sie seien nun mal "natürliche Gäste". Wer damit nicht leben könne, müsse mit dem Freibad vorlieb nehmen.

"Die Gänse haben dort einen gedeckten Tisch"

Außerdem, auch das gab Landrat Stefan Löwl (CSU) zu bedenken: "Die Gänse haben dort einen gedeckten Tisch", selbst wenn sie nicht aktiv gefüttert würden, würden nach Grillabenden immer noch genug Lebensmittelreste liegen bleiben. Und, auch das dürfe man nicht vergessen: Trotz der Gänse habe der Karlsfelder See eine der besten Wasserqualitäten im Münchner Umland, eine Gesundheitsgefährdung für den Menschen, die ein Handeln zwingend notwendig mache, sei deshalb auch nicht gegeben. Gegen die Stimme von Antragsteller Markus Kellerer (AfD) sprachen sich die übrigen Kreisrätinnen und Kreisräte dafür aus, das Thema Gänse nicht noch einmal zu behandeln.

In der Beratungsvorlage von Bögeholz heißt es dazu lediglich: "Der Gänsekot wird in den Sommermonaten mittels eines Aufnahmemähers einmal wöchentlich aufgenommen. Des Weiteren wird ganzjährig das Fütterungsverbot durchgesetzt. Nachdem während der Badesaison ein Bejagen der Gänse ausgeschlossen ist, sind damit die Möglichkeiten von Seiten der Verwaltung ausgeschöpft."

In einem Antrag aus dem vergangenen Sommer hatte die CSU-Kreistagsfraktion ihrerseits einen Lagebericht dazu gewünscht, inwiefern die neuen Maßnahmen - das Glasflaschenverbot, aber auch die erhöhte Präsenz von Sicherheitspersonal - sich auf die Lage am Karlsfelder See auswirkten. Hier wusste Bögeholz ebenfalls Positives zu berichten: "Durch die hohe Präsenz der Sicherheitsleute ist eine merkliche Besserung der Lage am See zu beobachten, Bürgerbeschwerden über Verstöße sind stark zurückgegangen, Sachschäden, Vermüllungen sind ebenfalls merklich zurückgegangen."

Eine Videoüberwachung ist datenschutzrechtlich unzulässig

Dem Vorschlag der CSU, das Gelände mit Kameras zu überwachen, erteilt die Verwaltung eine Absage: Eine Videoüberwachung sei aus datenschutzrechtlichen Gründen nicht möglich, auch sei es nur schwer zu gewährleisten, dass die installierten Kameras nicht beschädigt werden. Auf Unterstützung seitens der Polizei könne man dabei nicht hoffen.

Schon seit 2015 gibt es rund um den Karlsfelder See ein Baum- und Gehölzpflegekonzept "zur Pflege, Erhaltung und Gewährleistung der Verkehrssicherheit". Vor allem von Naturschützern war dies anfangs heftig kritisiert worden. Mittlerweile, das bestätigte auch Kolbe, hätten die Kritiker verstanden, dass es nicht um einen "Kahlschlag" gehe. Tatsächlich, ergänzte Löwl, seien von rund 10 000 Bäumen gerade einmal 750 aus Sicherheitsgründen gefällt worden. Denn es handle sich eben nicht um ein Naturschutzgebiet sondern um ein Naherholungsgebiet, in dem der Mensch "Vorrang" habe.

Vor nunmehr zwei Jahren wurde laut Bögeholz außerdem eine Generalsanierung des Naherholungsgebietes durch den Erholungsflächenverein vorgenommen, die der Landkreis finanziell unterstützt hat. Seitdem gibt es rund um den See neue Bänke und Müllbehälter. Dabei handelt es sich laut Bögeholz, wie vom Landkreises gewünscht, um "stabile, vandalismussichere Modelle". Das gilt auch für die im vergangenen Jahr renovierte WC-Anlage.

Weil es ganz ohne Klagen dann aber doch nicht geht, gibt es aufgrund "einiger massiver Bürgerbeschwerden" in diesem Winter erstmalig einen Winterdienst, der "auf dem Rundweg und den Zufahrten" eingesetzt werden soll. Der Karlsfelder See ist damit das erste zum Erholungsflächenverein gehörige Naherholungsgebiet, bei dem laut Bögeholz "derartiges eingeführt wird". Die intensive Nutzung rechtfertigt dieses Vorgehen aus Sicht der Verwaltung jedoch. Dies sehen offenbar auch die Kreisrätinnen und Kreisräte so, denn sie stimmten dieser freiwilligen Leistung, die pro Saison mit 9000 Euro zu Buche schlägt, einstimmig zu.

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