Abschiedskonzert:Tschüss, Monika!

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Mit ihrem Taktstock, Temperament, Einfühlungsvermögen und einem wilden Ritt durch die musikalischen Genres leitet Monika Fuchs-Warmhold das Vivaldi-Orchester Karlsfeld durch ihr eigenes Abschiedskonzert. (Foto: Toni Heigl)

"Spaß haben und genießen können", das hatte sich die langjährige Dirigentin des Vivaldi-Orchesters Karlsfeld für ihren letzten Auftritt gewünscht. Es ist ein Wunsch, den ihre Zöglinge nur zu gerne erfüllen.

Von Dorothea Friedrich, Karlsfeld

"Lasst die Kinder gemeinsam musizieren, egal, welche Musik. Das ist durch nichts zu ersetzen", ruft Monika Fuchs-Warmhold am Ende eines langen Abends voller großer Gefühle und großer Musik ihrem Publikum zu. Sie weiß, wovon sie spricht. Hat sie doch das Vivaldi-Orchester Karlsfeld sowie dessen Jugendorchester vor 54 Jahren gegründet und bis zum vergangenen Samstag geleitet. Nun heißt es "Monika sagt Goodbye". Sie sagt das mit ihrem Taktstock, mit Temperament und Einfühlungsvermögen und mit einem wilden Ritt durch die musikalischen Genres. Das Orchester folgt ihr willig, das Publikum im vollbesetzten Karlsfelder Bürgerhaus tobt vor Begeisterung.

Sie wolle "Spaß haben und genießen können", habe sich Monika Fuchs-Warmhold für ihr Abschiedskonzert gewünscht, erzählt Geli Tausch, die gemeinsam mit Ralf Hanrieder die Moderation übernommen hat. Beides hatte die Dirigentin sicht- und hörbar, obwohl sich bei ihr auch ein paar Momente der Wehmut eingestellt haben mochten, etwa bei den vielen Fragen ihres Orchesters, die alle mit "Monika, weißt du noch ..." begannen. Bürgermeister Stefan Kolbe (CSU), der selbst kurzzeitig Gitarrenunterricht bei der engagierten Monika Fuchs-Warmhold hatte, sprach vom "Spirit", den die Musikpädagogin in die Gemeinde gebracht habe und von ihrem Engagement weit über Instrumentalunterricht und Orchester hinaus, wie etwa mit den sogenannten Zupferklassen an beiden Karlsfelder Schulen.

Als "Mentorin, Antreiberin und Freundin" wird Monika Fuchs-Warmhold geehrt

Hier haben auch Kinder aus sozial schwächeren Familien die Möglichkeit, ein Instrument zu erlernen und im Klassenensemble zu spielen. Heiko Holzknecht vom Landesverband Bayern des Bunds deutscher Zupfmusiker sprach vom "größten Zupforchester Bayerns", das unter Monika Fuchs-Warmhold entstanden sei.

Die Vorstände Anna Pobel und Adam Haranghy sowie etliche Orchestermitglieder, von denen einige von Anfang an dabei waren, charakterisierten ihre Dirigentin als "Mentorin, Antreiberin und Freundin", die "das Beste aus jedem einzelnen herausgeholt und das Orchester zu einem Klangkörper zusammengefügt hat".

Davon konnte man sich beim anspruchsvollen Programm mit Werken aus der Barock- bis in die Neuzeit überzeugen. Geschmeidige Barockklänge, beispielsweise von Massimiliano Neri oder John Baston - letztere mit Flötistin Veronika Schiela - waren Balsam für gestresste Seelen. Das großartige Konzert für Cembalo, Pauken und Zupforchester von Gustav Gunsenheimer mit seinen monoton-meditativen und dann wieder nervenzerfetzenden Klangbildern, die die Solisten Kaori Mune-Maier (Cembalo) und Jürgen Schieber (Pauken) genüsslich ausspielten, war eine Musikerfahrung der ganz anderen Art. "Wir spielen das gerne", sagte Dirigentin Fuchs-Warmhold in der Pause und fügte lachend hinzu: "Da muss das Publikum durch."

Dirigentin Monika Fuchs-Warmhold hat für ihre Verdienste um den musikalischen Nachwuchs als Erste den Vivaldi-Award verliehen bekommen. (Foto: Toni Heigl)

Gut möglich, dass sie mit dieser Einstellung über die Jahre erreicht hat, was den großen Orchestern in der Landeshauptstadt München nur schwer gelingt: Ausgetretene Pfade verlassen, moderne Töne in klassische Orchesterliteratur bringen - und damit neue Hörerlebnisse schaffen. Dem Vivaldi-Orchester gelingt das immer wieder, auch mit der ebenfalls schon öfter aufgeführten "Sinfonia Parnassus" von Hiro Fujikake oder dem romantischen "Tears of Stella" von Timotheos Arvanitakis. "Ein Orchester ist wie ein Schatzkästlein", sagt Monika Fuchs-Warmhold an diesem fröhlichen und zugleich berührenden Abend. Diesen Schatz hat sie mehr als ein halbes Jahrhundert lang gehegt und gepflegt - und immer dafür gesorgt, dass neue Kostbarkeiten die Preziosen ergänzten - und zwar mit intensiver Nachwuchspflege.

Mehr als 50 Preisträgerinnen und Preisträger von Jugend musiziert sind mittlerweile aus dem Jugendorchester hervorgegangen. Das spielte erstmals unter der Leitung von Nadezhda Pantina. Es war eine Freude zu sehen, wie hochkonzentriert sie "Johnny und die Indianertrommel" aufführten, wie sie den "Ghost Train 999" auf die Reise schickten oder mit der 007-Erkennungsmelodie Kino für die Ohren von Eltern und Großeltern zauberten. Dass diese aufgeregt mit ihren Handys vor den Gesichtern ihrer Sitznachbarn herumfummelten, um ja keinen Ton der Kids zu verpassen, versteht sich von selbst - und gehört seit Jahren zu jedem Konzert des Vivaldi-Orchesters dazu. Auch das ist nämlich typisch für "die Vivaldis": die heitere, unkomplizierte und völlig uneitle Art des Umgangs miteinander und mit dem Publikum. Nur so kann diese einzigartige Atmosphäre entstehen, in der sich Musikliebende auf dem Podium und im Zuschauerraum ohne Worte verständigen.

Bleibt noch die Frage, wie es weitergeht. Sie spielte beim Abschiedskonzert keine Rolle, wohl weil sich noch niemand so recht dieses Orchester ohne seine Dirigentin vorstellen kann. Doch es geht natürlich weiter, auch wenn die Vivaldis sich bei der Nachfolgesuche Zeit lassen wollen. Und Monika Fuchs-Warmhold? Die hat jetzt Zeit, ihren - erstmals verliehenen - Vivaldi-Award zu bestaunen und sich der geliebten Malerei zu widmen.

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