Radverkehr:Karlsfeld wartet auf Dachaus Votum

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Die Alte Bayernwerkstraße ist sehr eng, das macht sie für Radfahrer gefährlich. (Foto: Toni Heigl)

Die Gemeinde will die Alte Bayernwerkstraße zur Fahrradstraße machen. Allerdings ist noch nicht klar, wie man dann mit dem Autoverkehr umgeht. Das hängt von einer anderen Entscheidung ab.

Von Anna Schwarz, Karlsfeld

Über zwei Jahre kämpft Fahrradreferent Franz Trinkl (SPD) nun schon dafür, dass aus der Alten Bayernwerkstraße zwischen Dachau und Karlsfeld eine Fahrradstraße wird. Denn bislang leben Radfahrer auf dem Schleichweg gefährlich, die Straße ist sehr eng, sodass sich entgegenkommende Autos kaum aneinander vorbeikommen. Deshalb argumentierte Trinkl im Oktober 2021, die Alte Bayernwerkstraße in eine Fahrradstraße umzuwidmen, damit Pendlern der Umstieg aufs Rad leichter fällt. Die Gemeinderäte stimmten unisono zu. Doch das Projekt zieht sich.

Schließlich gibt es drei Beteiligte: die Gemeinde, die Deutsche Bahn und die Stadt Dachau. Denn die nördlichen 160 Meter der Alten Bayernwerkstraße liegen in Dachau auf einem Grundstück der Bahn. Sie musste einer Fahrradstraße zustimmen und habe das nun auch getan, so Günther Rustler vom Karlsfelder Ordnungsamt. Doch damit ist die Planung noch nicht zu Ende. Am Dienstagabend entschied sich der Karlsfelder Verkehrsausschuss, noch die Entscheidung des Dachauer Ausschusses am 27. Februar abzuwarten und dann endlich die Schilder für die Fahrradstraße zu montieren.

Die Straße ist ein beliebter Schleichweg

Denn bislang ist die Frage noch offen, wie man künftig mit dem Autoverkehr auf der Alten Bayernwerkstraße umgeht. Schließlich ist sie ein beliebter Schleichweg in Richtung Karlsfeld und zum dortigen Bahnhof - für Pendler aus Dachau-Süd, aber auch bei Staus auf den Hauptverkehrsstraßen. Auf einer Fahrradstraße gilt jedoch nur noch Tempo 30, Radfahrer haben dort Vorrang und sie dürfen nebeneinander fahren. Generell ist eine Fahrradstraße auch für den motorisierten Verkehr gesperrt, allerdings können Zusatzschilder mit "Anlieger frei" oder "Kfz-Verkehr frei" montiert werden.

Laut einem Grundsatzbeschluss will die Stadt Dachau ihre 160 Meter der Alten Bayernwerkstraße ebenfalls als Fahrradstraße mit dem Zusatzschild "Anlieger frei" ausweisen. Allerdings habe die Stadtverwaltung Bedenken, dass die Beschilderung von den Autofahrern ignoriert werde, so Rustler vom Ordnungsamt. Deshalb überlege die Stadt, zum Beispiel einen umlegbaren Pfosten zu montieren, sodass nur noch berechtigte Anlieger durchkommen. Doch diese bauliche Maßnahme müsse in Dachau noch diskutiert werden. Zuletzt riet die Stabsstelle Recht im Dachauer Rathaus davon ab, denn bauliche Hürden seien nur dort möglich, wo eine Gefährdungslage nachweisbar sei.

"Die Straße gibt eh keine höhere Geschwindigkeit her als Tempo 30"

Die Entscheidung in Dachau beeinflusst auch, welche Schilder die Gemeinde Karlsfeld bestellt: Wenn die Stadt eine Fahrradstraße mit "Anlieger frei" ausweist und etwa einen Pfosten montiert, beschildert Karlsfeld genauso mit dem Hinweis auf die Sperrung. Für den Fall, dass Dachau keine Fahrradstraße einrichtet, wird Karlsfeld diese trotzdem auf ihrer eigenen Flur einrichten mit dem Zusatzschild "Kfz frei".

Darüberhinaus rät die Polizei, die Schilder für die Fahrradstraße in Karlsfeld und Dachau gleichzeitig zu montieren, damit Verkehrsteilnehmer in der gleichen Straße nicht mit zwei unterschiedlichen erlaubten Höchstgeschwindigkeiten konfrontiert sind: die bislang erlaubten 50 Stundenkilometer und 30 Kilometer in der Fahrradstraße;

Fahrradreferent Trinkl sagte, er freue sich, dass die Bahn zugestimmt habe. Verkehrsreferent Bernd Wanka (CSU) konnte den Hinweis der Polizei nicht nachvollziehen: "Die Straße gibt eh keine höhere Geschwindigkeit her als Tempo 30." Sein Parteikollege Bürgermeister Stefan Kolbe sagte, die Gemeinde werde die Fahrradstraße definitiv einrichten - auch wenn sich die Stadt Dachau dagegen entscheiden würde. Auf Nachfrage von Bündnis-Gemeinderat Peter Neumann sagte Günther Rustler, dass es nach der Bestellung der Straßenschilder wohl drei bis vier Wochen dauern werde, bis sie geliefert werden - pünktlich zur "florierenden Fahrradsaison", so Rustler. Michael Fritsch (Grüne) widersprach: Die Fahrradsaison habe jetzt schon begonnen.

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