Jetzendorf:MVV zeichnet kinderfreundlichen Busfahrer aus

Lesezeit: 3 min

Ein Brandenburger in Bayern: Stefan Jädicke wird am 24. Januar als beliebtester Busfahrer des Jahres 2016 im Landkreis Dachau geehrt. (Foto: Toni Heigl)

Stefan Jädicke ist bei seinen Fahrgästen äußerst beliebt. Der Familienvater befördert besonders gern Schüler.

Von Robert Stocker, Jetzendorf

Stefan Jädicke scheint ein Mensch zu sein, der in sich ruht. Er wirkt ausgeglichen und abgeklärt, ein Wesenszug, der für seinen Job nicht gerade ein Nachteil ist. Ebenso wie die Tatsache, dass er Kinder mag. Fünf hat der 42-Jährige selbst zu Hause, darunter ein elfjähriger, schwerbehinderter Sohn, der schon etliche Operationen hinter sich hat. Wenn Jädicke von ihm erzählt, wird ziemlich deutlich, dass ihm auch dieses Kind Freude macht. Der Umgang mit Kindern spielt auch im Berufsleben des 42-Jährigen eine große Rolle. Er chauffiert sie täglich zur Schule, holt sie von der S-Bahn ab und fährt sie nach Hause. Jädicke ist Busfahrer von Beruf, ein Job, in dem er aufgeht, den er leidenschaftlich ausübt. Das wirkt sich auch auf das Verhältnis zu seinen Kunden aus. Viele Fahrgäste sind so begeistert von ihm, dass sie wahre Lobeshymnen auf ihn singen. Sie haben auch die Jury beeindruckt, die den beliebtesten Busfahrer des Jahres 2016 kürt. Diesen Titel hat Jädicke im Landkreis Dachau errungen.

Die erste Fahrt beginnt um 5.26 Uhr

Der 42-Jährige fährt auf der MVV-Linie 707,die von Tandern nach Petershausen führt. Während der Schulzeit ist er auf dieser Linie nachmittags und abends unterwegs, in den Ferien bedient er sie den ganzen Tag. Außerdem ist er auf der Regionalbuslinie Augsburg im Einsatz, auf der er Fahrgäste von Petershausen nach Pfaffenhofen an der Ilm chauffiert. Seine erste Fahrt auf der Linie 707 startet um 5.26 Uhr, eine Zeit, zu der andere Berufstätige noch in den Federn liegen. Jädicke muss aber dann schon ausgeschlafen sein, besonders, wenn die ersten Schulkinder den Bus besteigen. Dann geht das Remmidemmi los, die Busse sind morgens knackig voll.

Kein Problem für Jädicke. Er bleibt freundlich und gelassen, strahlt Sicherheit und Ruhe aus. "Die Fahrten mit den Schülern machen mir am meisten Spaß, die Kinder sind am erfrischendsten", sagt Jädicke. Wenn ihm das Treiben der Kinder zu bunt wird, greift er hin und wieder auch mal durch. "Ein paar Regeln müssen schon sein." Trotzdem legt der 42-Jährige immer Wert auf Freundlichkeit. Als eine erkennbar missgelaunte junge Frau seinen Bus bestieg, begrüßte er sie mit einem Grüezi und lauten Hallo. "Seitdem ist die junge Dame auch immer freundlich zu mir".

Eine ältere Frau, die stets einen Rolli mit sich führt, lässt Jädicke immer hinten einsteigen. Normalerweise wird nur die vordere Tür des Busses geöffnet. Dann müsste sich die Dame mit ihrem Wagen durch die enge Gasse zwischen den Sitzen zwängen. Hinten dagegen hat sie mehr Platz. Als Dank hat die Frau ihrem Busfahrer ein Päckchen Pralinen geschenkt. Andere Fahrgäste haben ihn mit Plätzchen bedacht. Wenn die S-Bahn Verspätung hat, wartet Jädicke am Bahnhof Petershausen auf den Zug. "Fünf Minuten sind schon drin", sagt der Busfahrer, "die Leute kommen ja sonst nicht mehr weg und müssten einen Rufbus oder ein Taxi bestellen."

"Er ist hilfsbereit und zuverlässig"

Jädicke stammt aus dem brandenburgischen Eisenhüttenstadt, wo er als Privatbusfahrer tätig war. Er chauffierte auch schon eine acht Meter lange Limousine, was ihm die Aufmerksamkeit der örtlichen Presse einbrachte. Der gelernte Industriemechaniker arbeitete auch als Vermögensberater. Doch der Job des Busfahrers macht ihm am meisten Spaß. Vor vier Jahren zog er nach Bayern um, seitdem arbeitet er für das Busunternehmen Steiner KG in Jetzendorf. "Das habe ich nie bereut", sagt Jädicke. Seine Chefin Manuela Steiner hält große Stücke auf ihn. "Er ist hilfsbereit und zuverlässig und liebt Kinder. Das ist heute nicht mehr selbstverständlich." Außerdem lasse er bei Dienstschluss nicht gleich den Griffel fallen, was für einen Familienbetrieb sehr wichtig sei.

Dass es die Auszeichnung Busfahrer des Jahres gibt, wusste Jädicke lange Zeit nicht - er hatte das Infoplakat in seinem Bus nicht wahrgenommen. Ende 2016 überraschte ihn sein Chef Hans Steiner mit der Nachricht, dass der MVV ihm den Titel für den Landkreis Dachau verleihen will. "Damit habe ich überhaupt nicht gerechnet", sagt Jädicke. Einen Luftsprung hat er seiner Chefin zufolge trotzdem gemacht. Und sich gefreut wie ein kleines Kind.

© SZ vom 12.01.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: