Nach massiven Elternprotesten ist das neue pädagogische Konzept für die Grundschule Hilgertshausen-Tandern erst mal vom Tisch. Es bleibt dabei: Sowohl am Schulstandort Hilgertshausen, als auch im Nachbarort Tandern gibt es je vier Klassen von der ersten bis zur vierten Jahrgangsstufe.
Dass es zwei Schulen in den nur vier Kilometer voneinander entfernt liegenden Ortsteilen gibt, hat mit den Protesten gegen die 1976 erfolgte Eingemeindung von Tandern nach Hilgertshausen zu tun. Jahrzehntelang herrschte Streit. Die beiden Schulen blieben, um die Gemüter nicht weiter zu erzürnen, auch wenn es verwaltungstechnisch längst eine Grundschule ist.
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Leiter Dieter Gruber hat voriges Jahr ein neues pädagogisches Konzept erarbeitet und im Gemeinderat vorgestellt, es soll die Organisation erleichtern und die örtlichen Gegebenheiten der Schulen besser nutzen. Danach wären nach einem Übergangsjahr mit zwei Klassen ab Schuljahr 2025/26 alle ersten und zweiten Klassen in Hilgertshausen unterrichtet worden, alle dritten und vierten in Tandern. Jeweils die Hälfte der Kinder aus beiden Orten hätte also mit dem Bus fahren müssen.
"Es wäre schon viel einfacher, wenn zwei Klassen einer Jahrgangsstufe im Haus wären", sagt Dieter Gruber am Telefon. Derzeit besuchen 70 Kinder die Schule in Hilgertshausen und 58 Kinder die in Tandern. Allerdings schwanken die Zahlen. 13 Kinder braucht Gruber, um eine Klasse bilden zu können, schon jetzt müssen einzelne in den anderen Ort pendeln. Dazu müssen die Klassengrößen ähnlich sein. Wird das Ungleichgewicht zu groß, kommt zumindest eine Neustrukturierung der Jahrgangsstufe wieder auf den Tisch.
Und dann führt Gruber noch rein pädagogische Gründe für eine Klassenverlagerung an, das Schulhaus in Tandern habe eine Turnhalle und einen großen Werk- und Gestaltungsraum, wäre also geeigneter für die dritten und vierten Klassen.
Die Kritik der Eltern vor allem bei den Bürgerversammlungen im Herbst war jedoch so vehement, dass der Gemeinderat zurückgerudert ist. Dass die Kinder mit Linienbussen fahren sollen, erachteten viele für zu gefährlich, vor allem für die Kleinsten. Schulbusse aber würden die Gemeinde noch mehr kosten.
Viele Eltern fürchten die Zusammenlegung
Viele Eltern befürchten auch, dass alles auf eine Zusammenlegung der Schulstandorte hinausläuft. Damit sehen manche die eigenständigen Entwicklungen der beiden Ortsteile und die Lebensqualität dort gefährdet. Auch auf die Gefahr von zerrissenen Dorf-Gemeinschaften wird verwiesen. Dieter Gruber, der das sechste Jahr Schulleiter im Ort ist und schon früher in Hilgertshausen-Tandern war, kennt die Animositäten: "Wir dachten, mit gemischten Klassen könnten wir harmonisieren, aber da haben die Eltern den Spieß umgedreht."
Bürgermeister Markus Hertlein (Wählergemeinschaft Hilgertshausen-Tandern) betont auf Nachfrage, es bestehe derzeit kein Handlungsdruck. Der Runde Tisch aus Eltern und Schule habe gezeigt, dass noch einige Fragen zu klären sind.