Haimhausen:Unbedingt harmonisch

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Ohne Gegenkandidat: Bürgermeister Peter Felbermeier in Haimhausen setzt auf Konsens.

Von Rudi Kanamüller

Wer sich einen schnellen und nachhaltigen Überblick über die kommunalpolitischen Machtverhältnisse in Haimhausen verschaffen möchte, dem sei ein Blick auf die amtliche "Bekanntmachung der zugelassenen Wahlvorschläge für die Wahl des ersten Bürgermeisters am 16. März 2014" empfohlen. Auf dem weißen Blatt Papier, der "Anlage 15 (§ 51 GLKrWO)" stehen die "folgenden Wahlvorschläge": Nummer 1: "Christlich Soziale Union, Felbermeier Peter, Bürgermeister, 1968". Das war's. Felbermeier hat keinen Herausforderer. Hätte vermutlich auch nicht viel Sinn gemacht - diesmal zumindest. Peter Felbermeier ist ein freundlicher, verbindlicher, vor allem aber ein unvoreingenommener Mann. Felbermeier ist zwar ein CSU-Mann und regiert Haimhausen seit 2008. Man würde ihm aber Unrecht tun und ihn beleidigen, würde man ihm auch nur im entferntesten unterstellen, er sei lediglich einer von vielen strammen Parteisoldaten auf dem Bürgermeistersessel.

Im Gegenteil: Haimhausen macht vor, wie Kommunalpolitik auch sein kann und gelebter Konsens aussieht. Schwarz regiert, aber stark grün angehaucht. Haimhausen setzt seit vielen Jahren auf regenerative Energien wie Wasserkraft und Photovoltaik. Und in Haimhausen steht eine der wenigen Ökotstrom-Tankstellen. Streit ist im Gemeinderat kein Thema: Das zeigt das Abstimmungsverhalten mit einer fast hundertprozentigen Zustimmungsquote. Und dabei hat die mittlerweile über 5000 Einwohner zählende Gemeinde vorbildliche Projekte - mit Beteiligung der Bürger - gestemmt. Der Ausbau der stark befahrenen Dorfstraße oder das neue Baugebiet am Schrammerweg zum Beispiel.

Gestritten wird wenn überhaupt in den Ausschüssen, nicht auf der großen Bühne. Deshalb wirkt Haimhausen nach außen kuschelig - aber auch irgendwie verdächtig. Den Beweis, dass, wie der eine oder andere meint, in den Hinterstübchen gemauschelt werde, hat jedoch noch niemand erbracht. Vielleicht ist es der geradezu vorbildliche Umgang mit der Gemeindeordnung, der Argwohn hervorruft und sich im Auftritt einer neuen kommunalpolitischen Gruppierung bei der diesjährigen Kommunalwahl manifestiert: Nämlich in der "Bürgerstimme Haimhausen". Deren Protagonisten mahnen mehr Mitbestimmung und Transparenz bei Entscheidungen im Gemeinderat an. Der Angriff zielt in Richtung CSU, aus deren geistigem Umfeld die meisten der Vertreter der "Bürgerstimme" kommen. Sie wohnen überwiegend im Ortsteil Ottershausen. Die Bürgerstimme betritt das kommunalpolitische Parkett Haimhausens in einer Phase des Umbruchs. Haimhausen wandelt sich von der kleinen Dorfgemeinde zu einer Gemeinde, die im Schatten der Landeshauptstadt München und des nahen Großflughafens Münchens neue Herausforderungen meistern muss: erhöhtes Verkehrsaufkommen, hoher Siedlungsdruck, stark gestiegene Grundstückspreise, neue Anforderungen an die vorhandene Infrastruktur wie der Neubau eines Kinderhauses oder der einer neuen Turnhalle zeigen.

Der Warnruf der Überparteilichen Wählergemeinschaft, Haimhausen laufe Gefahr zum "Grünwald des Münchner Nordens" zu werden, hat durchaus einen ernsten Hintergrund, wie das Beispiel des Haimhauser Baugebiets Mooswiesen zeigt, das als sogenanntes Einheimischen-Modell ausgewiesen wurde. Denn zahlreiche Bau-Interessenten mussten abgewiesen werden. Sie verdienten schlicht zu viel. Bezahlbare Mieten und Wohnungen treiben auch die Haimhauser Sozialdemokraten um - eine Forderung, mit der sie nicht alleine stehen und die konsensfähig ist über alle Parteigrenzen hinweg.

Und wenn es noch eines Beweises der Haimhauser Harmoniesüchtigkeit bedurfte, dann wurde er in einer jüngsten Gemeinderatssitzungen bestätigt: Wie selbstverständlich wurde dort der Vorschlag der Grünen gut geheißen, den Bedarf eines Bürgerbusses durch eine Bürgerbefragung für die Gemeinde zu ermitteln. Mit ganz vorne dabei: CSU-Bürgermeister Peter Felbermeier, der sich in diesem Kommunalwahlkampf allenfalls darüber Gedanken machen muss, weshalb sich für ihn wirklich kein Gegenkandidat gefunden hat.

© SZ vom 10.03.2014 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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