Windkraft:Das lange Warten auf den Windpark

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Vier Windräder sollen im Riedholz (hier rot eingekreist) entstehen, eines auf Röhrmooser Flur, drei auf Haimhauser. Die Gemeindegrenze verläuft durch den Wald. (Foto: Windkraft Haimhausen)

Anfang 2024 hat das Projektteam den Bauantrag für vier Windräder zwischen Haimhausen und Röhrmoos gestellt. Die Investoren hoffen auf eine baldige Genehmigung - sonst gerät das Vorhaben ins Stocken.

Von Alexandra Vettori, Haimhausen

Der Investor Vitus Hinterseher wird zum Dauergast bei Bürgerversammlungen in Haimhausen. Ziemlich genau vor einem Jahr haben er und seine Mitstreiter dort ihr Windkraftprojekt in einem Wald namens Riedholz zwischen Haimhausen und Röhrmoos erstmals vorgestellt. Vergangenen Dienstag nun hatte Hinterseher vor den gut 90 Anwesenden der diesjährigen Bürgerversammlung schon Konkreteres zu berichten.

Die Genehmigung steht bevor, spätestens bis zum Sommer ist es so weit, hofft das Projektteam, es fehlt nur noch der Segen von Umwelt- und Immissionsschutz. Baubeginn an den vier Windrädern ist dann Ende nächsten Jahres, Ende 2026 würden sie in Betrieb gehen. Auf der Homepage können sich Privatleute bereits vormerken lassen, so sie sich über ein Nachrangdarlehen finanziell beteiligen möchten. "Da ist auch schon rege Gebrauch gemacht worden", so Hinterseher. Möglich ist das ab 500 Euro, der Zinssatz steht noch nicht fest, werde aber, betonte er, "eine Ecke über dem liegen, was Banken anbieten".

Über 60 Kartierungsdurchgänge

Die Projektgesellschaft aus Grundbesitzern und regionalen Investoren hat sich für den Anlagen-Typ WEA Vestas entschieden, 265 Meter hoch, mit einer Nabenhöhe von 175 Metern und einem Rotordurchmesser von 172 Metern. Jedes Windrad hat eine Leistung von sieben Megawatt und produziert jährlich rund 14 Millionen Kilowattstunden Strom, alle vier zusammen versorgen damit 13 000 Vier-Personen-Haushalte.

Nach einem Jahr, die das Genehmigungsverfahren benötigte, und mehr als 60 Kartierungsdurchgängen ist sehr genau bekannt, was im Riedholz und auf den Feldern ringsum kreucht und fleucht, von Brutvögeln über Uhu bis Amphibien, und das nicht nur an den Windradstandorten, sondern auch entlang der künftigen Zufahrten. Vor allem die Bauarbeiten richten Schäden im Wald an, dauerhaft befestigt bleiben nur insgesamt 1,5 Hektar, vorwiegend mit Schotter. Als Ausgleich wird eine Fläche dieser Größe in unmittelbarer Nähe aufgeforstet.

Eine Reihe von Auflagen müssen die Betreiber dennoch einhalten. Zum einen sind wegen des Eingriffs in das Landschaftsbild 600 000 Euro Ausgleich an den bayerischen Naturschutzfonds zu entrichten, zum anderen 150 Meter neue Hecken zu pflanzen. Für die menschlichen Anwohner sind vor allem Lärm und Schattenwurf relevant. Noch steht die Genehmigung der Immissionsschutzbehörde aus, doch werden die vorgesehenen Abstände zur nächsten Bebauung laut Projektanten ausreichen. Die betragen zu Siedlungen mehr als 1000 Meter, zu Einzelhöfen mindestens 550 Meter.

Das sei, betonte Vitus Hinterseher, deutlich mehr Abstand, als der Regionale Planungsverband München im Steuerungskonzept Windenergie zugrundelege, "insoweit ist unsere Planung eine bürgerfreundliche, denn wir schließen den Raum für andere Projekte".

Bürger- und vogelfreundlich ist auch die Abschaltautomatik: Fällt etwa zu einer bestimmten Zeit der Schatten auf nahe Häuser oder wird der Geräuschpegel durch Wind zu groß, bleiben die Räder stehen. "Das ist technisch ganz gut in den Griff zu bekommen", so Hinterseher. Es gibt sogar die Möglichkeit, dass Bauern melden, wenn sie ackern. Weil man weiß, dass schlaue Greifvögel dann auf Mäusejagd gehen, werden die Windräder abgeschaltet.

Ohne Genehmigung geht nichts weiter

Für die Projektanten drängt die Zeit. Mehrere Hunderttausend Euro haben sie laut Hinterseher bereits investiert, doch ohne Genehmigung dürfen sie nicht an der Ausschreibung der Bundesnetzagentur mitmachen. Mehrmals im Jahr schreibt diese eine bestimmte Strommenge aus, auf die sich Energieproduzenten bewerben. Das günstigste Gebot erhält den Zuschlag, "und erst dann", so Hinterseher, "wissen wir, ob wir Geld für unseren Strom bekommen und wie viel". Die Ausschreibung sei dennoch sinnvoll: "Das ist für uns unangenehm, bringt der Gesellschaft aber niedrigere Strompreise."

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