Neubaugebiet:Wohnen ohne Grün

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Der Haimhauser SPD-Gemeinderat Ludwig Meier möchte, dass alle Bäume im Neubaugebiet Grundfeld Nord zeitnah gepflanzt werden. (Foto: Alexandra Vettori)

Im jüngsten Bauabschnitt des Haimhauser Neubaugebiets Grundfeld fehlen Blumenbeete und Bäume. Keiner weiß, wie lange die Menschen dort noch auf eine nackte Kieswüste schauen. Handlungsbedarf in Sachen Begrünung gibt es aber nicht nur dort.

Von Alexandra Vettori, Haimhausen

Haimhausen wächst, vor allem im Osten des Hauptortes schieben sich die Neubauten in Reih und Glied vorwärts auf die früheren Äcker. Das jüngste Stadtviertel ist das "Grundfeld", im letzten, dem nördlichen Bauabschnitt gibt es sogar Geschosswohnungen mit drei Etagen. Hier findet sich auch das bisher größte gemeindliche Wohnbauprojekt mit 42 Wohnungen. Einzugstermin war Herbst vergangenen Jahres.

Seitdem schauen die Bewohner auf eine Ödnis aus Kies. Denn Bäume und Grünflächen sollen erst entstehen, wenn auch der letzte Bauplatz gefüllt ist. Wann das sein wird, weiß niemand. Das sei im Prinzip "gutes Recht der Grundbesitzer", sagt SPD-Gemeinderat Ludwig Meier, es gebe schließlich keinen zeitlichen Bauzwang. Wofür er aber kein Verständnis hat, ist, dass Bewohner und Bewohnerinnen, Erwachsene wie Kinder, bis dahin auf Bäume und Grünflächen verzichten müssen. Meier möchte das Landschaftskonzept gleich umsetzen, wie es der Gemeinderat vor zwei Jahren beschlossen hat. Jüngst hat er dazu sogar einen förmlichen Antrag gestellt.

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Mit den Wohnblocks hat das Haimhauser Kommunalunternehmen Liegenschaften neue Wege bei der Schaffung vergünstigten Wohnraums für Einheimische beschritten: Statt der üblichen Reihenhäuser im Baulandmodell gab es hier, noch einmal kostengünstiger, Wohnungen zur Miete und zum Kauf. Dass die 5800-Einwohnergemeinde das Bauvolumen von 15 Millionen Euro stemmen konnte, machten Fördergelder des Bundes möglich.

Im November 2022 waren die Holz-Hybridbauten fertig, 30 Wohnungen vermietet die Gemeinde, zwölf hat sie an ausgewählte Interessenten vergünstigt verkauft. Südlich angrenzend sollen weitere drei Blöcke eines Privatinvestors folgen. Wie auf vielen Baufeldern der Republik rührt sich dort aber derzeit nichts.

Ludwig Meier wohnt ganz in der Nähe des Neubauviertels, hat das Entstehen verfolgt und nicht verstanden, warum mit dem Grünkonzept kurz vor Schluss aufgehört wurde. Das Argument der Gemeinde: Wenn die Bauarbeiten für die letzten Wohnblocks starten, könnten die dann frisch gepflanzten Bäume Schaden nehmen. "Nach meiner Zählung handelt es sich um 17 Bäume, die fehlen", sagt Meier und wundert sich, wie besorgt man im Rathaus um das Wohlergehen der Jungbäume ist, die gleiche Empathie für die dort wohnenden Menschen aber vermissen lässt. "Die Leute müssen weiter in einem so wenig ansprechenden Wohnumfeld leben", betont er beim Ortstermin. "Da kann man doch nicht warten, bis auch der Letzte gebaut hat."

Im vorletzten Bauabschnitt blüht es schon, ein Stück weiter warten die Anwohner noch auf Bäume und Grünflächen. (Foto: Alexandra Vettori)
Im jüngsten Bauabschnitt müssen die Bewohner lange warten, bis Bäume gepflanzt und Grünflächen angelegt werden. (Foto: Alexandra Vettori)

Ein paar mehr Bäume täten gut

Beim Spaziergang durch das Neubauviertel findet sich niemand, der nicht für die geplanten Grünflächen wäre. Ein Mann schaut von seinem Balkon aus direkt auf die abgeschobene Brache und die Erdhaufen darauf. Eigentlich sollte direkt vor ihm südlich eine Baumallee stehen, die täte als Schattenspender gut. Ein Stück weiter sagt eine Frau: "Wenn man die Bäume jetzt pflanzen würde, wären sie so groß wie die anderen, so aber stehen dann hier in ein paar Jahren so Stangerl da."

Gemeinderat Ludwig Meier möchte die Baumpflege in Haimhausen ganz generell nachbessern. Mancherorts schreiten Anwohner in alter Manier selbst zur Tat, wenn ihnen das Laub vom öffentlichen Grün vor der eigenen Haustüre zu viel Arbeit macht. Meier hat Bilder gemacht von "Marterpfählen", wie er die zurecht gestutzten Baumrümpfe nennt. Er wünscht sich, dass die Gemeinde selbst im Blick hat, wo Handlungsbedarf ist - nicht nur im Neubaugebiet Grundfeld: Ein Baumkataster etwa, in dem die Großbäume aufgelistet sind, Nachpflanzungen wo gefällt werden musste, und regelmäßige fachmännische Baumpflege durch von der Gemeinde beauftragte Firmen.

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