Bäume:"Das Entsetzen ist groß"

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Der Baumbestand am Haimhauser Friedhof ist stark gefährdet. (Foto: Toni Heigl)

Haimhausen hat den Zustand der Bäume auf öffentlichem Grund untersuchen lassen - mit erschütterndem Ergebnis. Und das liegt nicht nur an den Unbekannten, die immer wieder Bäume verstümmeln und fällen.

Von Alexandra Vettori, Haimhausen

Gut möglich, dass es in den nächsten Jahren licht wird auf dem Haimhauser Friedhof. Eine Reihe alter Bäume dort ist krank, ein paar mussten schon gefällt werden, weitere folgen. Zu groß ist die Gefahr, dass Menschen von herabfallenden Ästen getroffen würden. Es ist vor allem der Riesenporling, ein Pilz, der den Bäumen zu schaffen macht und langsam die Wurzeln zersetzt.

Auch am Abenteuerspielplatz wird sich das Landschaftsbild ändern, hier ist nicht nur die markante Roteiche von Pilz befallen, sondern auch Weiden, Robinie und Pappeln, schuld ist der Hallimasch. "Da tut mir die Seele weh", sagt Försterin Annette Haniel jüngst im Bauausschuss des Haimhauser Gemeinderats, wo sie über den Zustand der Bäume auf öffentlicher Flur berichtet.

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Im Auftrag der Gemeinde überwacht sie regelmäßig die öffentlichen Bäume in der Gemeinde, auch in den Ortsteilen. Pflegefehler aus der Vergangenheit, etwa in Form von einfach gekappten Baumkronen, die nun wild austreiben, oder zu enge Pflanzungen machen den Bäumen Probleme. Im Inhauser Moos war eine Reihe von Fällungen nach Biberverbiss nötig, in Otterhausen und Hörgenbach wegen des Eschentriebsterbens. Freilich gab es, wo möglich, auch Nachpflanzungen.

Innerhalb der Wohngebiete im Hauptort sind es aber vor allem die zu kleinen Pflanzinseln, in denen die Bäume vegetieren. "Die sind teilweise nur 1,80 auf zwei Meter groß, man geht aber von einem Minimum an Wurzelraum von zwölf Kubikmeter aus, in München sogar von 30 Kubikmeter", macht Haniel den Gemeinderäten und -rätinnen die Dimension der Unterversorgung klar. Eine Folge ist, dass die Bäume nicht genügend Wasser bekommen.

Bäume in Wurzel-Haft

Das Paradebeispiel für eingezwängte Bäume in Wurzel-Haft ist der Michael-Schober-Ring, auch ihn hat Annette Haniel unter die Lupe genommen. 61 zu kleine Bauminseln gibt es hier, elf sind schon nicht mehr bepflanzt, viele leiden laut Haniel unter "Dürrestress". Ihr Fazit als Baumfachfrau: "Das Entsetzen ist groß." Dazu kommt, dass hier ein Unbekannter wohnt, der immer wieder Bäume entastet, bis nur noch keulen-ähnliche Stämme da stehen. Zuletzt "hat er im Herbst Bäume verstümmelt", so die Försterin.

"Meine erste Sprachlosigkeit im Jahr war aber ein Baumfrevel am Biberbach, da hat jemand einfach einen Baum umgeschnitten", ihr Foto zeigt einen mindestens 20 Jahre alten gekappten Baum an einem Feldrand. Der Bauer daneben falle als Verdächtiger aus, betont Haniel, er hat den Baum samt Biberschutz, der im Übrigen verschwunden ist, gepflanzt.

Der Bürgermeister kündigt ein Konzept an

Was aus den zu kleinen Pflanzinseln werden soll, wie und man sie baumgerecht umgestalten könnte, all das wird die Zukunft zeigen. Bürgermeister Peter Felbermeier kündigte an, dass die Gemeinde ein Konzept erstellen werde. "Machbar ist alles", sagte Annette Haniel, "es kostet aber eben Geld". Bei Neupflanzungen reichen die Kosten pro Baum von 600 bis 150 Euro. Auch die nötigen regelmäßigen Wässerungen nach der Pflanzung gehen ins Geld.

Die Gemeinde wird im Zuge ihres Grün-Konzepts auch die Frage beantworten müssen, ob sie ihren Bauhof entsprechend aufstockt oder gärtnerische Leistungen an Firmen vergeben will. Derzeit erledigen die Baumpflege die Bauhofmitarbeiter nebenher. "Die wuppen das noch ganz gut", lobt Haniel, "aber auf Dauer ist das nicht möglich, Haimhausen wächst".

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