Gericht:"Ich habe meine Frau so gehasst"

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Ein 51-jähriger Mann aus Dachau ist des Mordes angeklagt und sagt vor dem Landgericht München II aus

Von Andreas Salch, Dachau/München

Der Angeklagte scheint mit sich weitgehend im Reinen zu sein. Angeblich blieb ihm nichts anderes übrig, als seine Frau zu töten. Sie habe ihn gedemütigt, erniedrigt und in seiner Ehre herabgewürdigt, sagt ein 51-jähriger Koch aus Dachau. Der Mann, der sich seit diesem Donnerstag vor der Schwurgerichtskammer am Landgericht München II verantworten muss, soll seine 44-jährige Ehefrau Mitte Januar vergangenen Jahres auf unvorstellbar grausame Weise in der gemeinsamen Wohnung in der Josef-Wirth-Straße in Dachau ermordet haben.

Staatsanwältin Constanze Schneider wirft dem Koch vor, er habe seine Frau "heimtückisch und aus niedrigen Beweggründen" aufgrund eines "Eifersuchtswahns und eines übersteigerten Besitzdenkens" ermordet. Die Tat, so heißt es in der Anklage, stehe auf "sittlich tiefster Stufe und ist als besonders verachtenswert anzusehen."

Der Koch lächelt in die Kameras der Fotoreporter, als er kurz vor Beginn der Verhandlung von zwei Polizeibeamten in den Sitzungssaal B 266 des Strafjustizzentrums geführt wird. Um den Hals trägt er einen Rosenkranz. Das Kreuz daran, baumelt auf Brusthöhe. Seit der Tat vor mehr als einem Jahr sitzt der 51-Jährige in Untersuchungshaft.

Seine Frau lernte er 2002 in München kennen. Sie wurde schwanger. 2003 kam das erste Kind zur Welt. Aus diesem Grund, so der Angeklagte, habe man geheiratet. Zunächst lebte das Paar im Landkreis Fürstenfeldbruck, zog aber 2005 nach Dachau. Nach der Geburt des Kindes soll es zu ersten Streitigkeiten in der Ehe gekommen sein. Angeblich suchte die Frau öfters Schutz in einem Frauenhaus. "Sie war sehr frech", sagte der Koch bei seiner Vernehmung. Nach einer erneuten Auseinandersetzung mit seiner Frau wurde der heute 51-Jährige im März 2009 ins Isar-Amper-Klinikum nach München-Haar gebracht. Ärzte diagnostizierten eine "psychotische Störung" mit "vorwiegend wahnhaften Zügen". In ihrem Gutachten vermerkten die Psychiater, der Patient habe erklärt, er habe eine "Zeitlang Stimmen gehört". Sie hätten ihm berichtet, dass seine Frau der Prostitution nachgehe.

Während seiner Vernehmung durch den Vorsitzenden Richter Thomas Bott betonte der Koch immer wieder, dass ihn die Polizei erniedrigt habe und umbringen wollte. Warum, sagte der 51-Jährige nicht. Wie es ihm jetzt gehe, in der Untersuchungshaft, will Richter Bott wissen: "Ich führe ein freies Leben. Ich bin sehr beliebt bei den Mitgefangenen", antwortet der Koch.

Seine Frau soll schon vor Jahren, als sie in einem Frauenhaus Schutz suchte, gesagt haben, ihr Mann leide "unter Verfolgungswahn" und unterstelle ihr, sie würde sich prostituieren. Bei seiner Vernehmung durch Richter Bott versicherte der Angeklagte: "Ich bin nicht psychologisch gestört." 2008 soll der Koch seiner Schwiegermutter am Telefon gesagt haben, er habe eines seiner Kinder umgebracht. Doch das stimmte nicht.

Die Tage vor dem mutmaßlichen Mord an seiner Frau seien "wunderbar" gewesen, so der 51-Jährige. Doch dann habe sie das Haus verlassen und sei zwei Tage weg gewesen. Als sie zurückgekommen sei, habe er sie in der Küche der gemeinsamen Wohnung zur Rede gestellt. Da er keine Arbeit gehabt habe, habe er sie um Geld gebeten. Sie jedoch habe ihn beschimpft, habe verlangt, er solle die Wohnung verlassen. "Glaubst Du, dass ich so dumm bin, dass ich mir alles gefallen lasse?", habe er sie gefragt. Sie habe geantwortet: "Du musst jetzt gehen." Das seien ihre letzten Worte gewesen. Dann habe er ihr mit einem Fleischerbeil den Schädel eingeschlagen. Doch auch seine Frau habe ein Messer in der Hand gehabt und habe damit versucht, ihn zu erstechen. Davon hatte der Koch bislang noch nie etwas gesagt. "Ich hatte nicht die Absicht, meine Frau zu töten, aber ich habe meine Frau so gehasst, dass ich sie umbringen musste", sagte der 51-jährige Mann. Der Prozess dauert an.

© SZ vom 17.02.2017 / sal - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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