Familiendrama in Indersdorf:Hammer-Attacke auf Ehefrau

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Blind vor Wut schlug ein Mann seiner Gattin mit einem Hammer den Schädel ein. Nun steht er wegen versuchten Mordes vor Gericht.

Andreas Salch

Eigentlich, sagt Christian R., 45, habe er am 30. Dezember vorigen Jahres einen "netten Ausflug" mit seiner neuen Lebensgefährtin und seinen Kindern machen wollen. Dazu kam es nicht: In den frühen Morgenstunden jenes Tages fuhr der Familienvater stattdessen von Markt Indersdorf aus zu seiner Frau, die in der Gemeinde Weichs wohnte. Wenige Wochen zuvor war er bei ihr ausgezogen. Angeblich, weil sei ihn mit anderen Männern betrogen habe.

Es war gegen 4.30 Uhr, als Christian R. an deren Haustüre klingelte. Dann schlug er mit einem Hammer auf die 49-Jährige ein. Immer wieder, bis sie unter den wuchtigen Schlägen zusammenbrach und blutüberströmt im Flur liegen blieb. Wie durch ein Wunder überlebte die Lageristin die Attacke, wegen der sich Christian R. seit Montag vor der Schwurgerichtskammer am Landgericht München II verantworten muss. Die Staatsanwaltschaft legt ihm versuchten Mord zur Last.

"Ich wollte sie niemals irgendwie umbringen", versicherte der Angeklagte dem Vorsitzenden, Richter Thomas Bott, und sagte: "Es tut mir leid, dass es so ausgeartet ist." Es müssen sich grausige Szenen in der Wohnung abgespielt haben, nachdem die 48-Jährige ihrem Mann, mit dem sie nicht rechnete, die Tür geöffnet hatte. Er sei "blind vor Wut" gewesen, so Christian R.. "Dann bin ich irgendwie durchgedreht. Ich bin rein und habe einfach zugeschlagen."

Als seine Frau am Boden lag, soll er deren Geld, Bankunterlagen und eine Fotokamera an sich genommen haben. Warum ausgerechnet die Kamera, fragte Richter Bott. Weil sie ihm gehöre, erwiderte der Familienvater. Und seine Frau, die blutüberströmt dagelegen habe, hakte der Vorsitzende nach: "Ich hab' ihr ab und zu den Puls gemessen", sagte Christian R. Dann habe er sie aufgefordert, in die Waschküche im Keller zu gehen. "Warum?", wollte der Richter wissen. "Weil ich sie nicht mehr anschauen konnte, und weil sie mir so viel angetan hat." Laut Anklage soll die 48-Jährige von ihrem Mann zur Treppe gezerrt und hinunter geschubst worden sein. Dort verlor sie zeitweise das Bewusstsein.

Schwer traumatisiert

Vor den Hammerschlägen will Christian R. durch ein Fenster beobachtet haben, wie seine Frau in der Küche Fotos von ihm und den Kindern zerrissen habe. "Warum macht Sie die Bilder jetzt auch noch kaputt?", habe er sich gefragt. Dann holte er den Hammer aus seinem Pkw und schlug seine Frau fast tot. Im Krankenhaus stellten Ärzte bei der 48-Jährigen unter anderem fünf Schädelbrüche, einen offenen Bruch der rechten Kniescheibe sowie einen mehrfachen Bruch des linken Unterarms fest. Kurz nach ihrer Einlieferung ins Klinikum Dachau wurde sie ins Klinikum Rechts der Isar nach München gebracht. Die Ärzte hatten sie schon aufgegeben.

Nach der Attacke war Christian R. nach Hause gefahren. Trotz schwerster Verletzungen schaffte es die 48-Jährige selbst einen Notruf abzusetzen. Zu der Tat steht Christian R. laut seinem Verteidiger, Rechtsanwalt Oliver Franke, erst seit wenigen Tagen. Nach seiner Festnahme hatte der 45-Jährige noch alles abgestritten. Seine Frau, die mittlerweile die Scheidung eingereicht hat, ist seit der Tat schwer traumatisiert. An den Folgen der Hammerschläge werde sie psychisch und physisch wohl ihr Leben lang tragen, sagte die Lageristin, die als Nebenklägerin in dem Prozess auftritt.

© SZ vom 19.10.2010 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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