Parteitag:Die SPD setzt auf Hubert Böck

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Der Markt Indersdorfer Kommunalpolitiker Hubert Böck soll dem ehemaligen Landtagsabgeordneten Martin Güll als Kreischef nachfolgen. Die Sozialdemokraten entscheiden am Mittwoch über den Wunschkandidaten ihrer Parteispitze.

Von Thomas Radlmaier, Markt Indersdorf/Dachau

Hubert Böck soll Martin Güll als Vorsitzender der SPD im Landkreis Dachau nachfolgen. Der SPD-Vorstand will den 53-Jährigen aus Markt Indersdorf auf dem Parteitag am Mittwochabend im Gasthaus Doll den Dachauer Genossen vorschlagen. Ein Gegenkandidat ist unwahrscheinlich. Böck, der die vor Kurzem zusammengelegten Ortsvereine Markt Indersdorf, Bergkirchen, Altomünster und Schwabhausen anführt, sagt der Süddeutschen Zeitung: "Was im Ortsverein funktioniert, kann auch im Landkreis funktionieren."

Die Spitze der SPD im Landkreis hat lange geheim gehalten, wer in die Fußstapfen von Martin Güll treten soll. Der 65-jährige ehemalige Landtagsabgeordnete hatte bereits vor zwei Jahren angekündigt, nach zehn Jahren sein Amt als Kreisvorsitzender niederlegen zu wollen. Nachdem er im vergangenen Jahr den erneuten Einzug in den Landtag verpasste und anschließend bekannt gab, sich auch aus der Kommunalpolitik zurückziehen zu wollen, begann die Gerüchteküche um seine Nachfolge zu brodeln.

"So einen Typen brauchen wir jetzt"

Im SPD-Kreisvorstand fiel nun in der vergangenen Woche eine Entscheidung. Alle Mitglieder hätten sich für Böck als neuen Vorsitzenden ausgesprochen, berichtet Güll, der für ihn bei den Sozialdemokraten im Landkreis wirbt: Böck sei jemand, "der nicht lange redet, sondern macht", sagt Güll. "So einen Typen brauchen wir jetzt."

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Böck arbeitet als stellvertretender Geschäftsführer beim BRK-Kreisverband in Freising und leitet dort den Rettungsdienst. Der zweifache Familienvater ist seit 13 Jahren Mitglied der SPD und seit zehn Jahren Ortsvorsitzender in Indersdorf. Er sitzt für die SPD im Kreistag und im Marktgemeinderat von Indersdorf. Bei der vergangenen Kommunalwahl wollte er dort Bürgermeister werden, scheiterte aber an Franz Obesser (CSU). Böck ist seitdem Zweiter Bürgermeister der Marktgemeinde.

Viele Genossen unterstützen Hubert Böck

Zuletzt trat er politisch in Erscheinung, als er die Fusion der zu klein gewordenen SPD-Ortsvereine in Altomünster, Bergkirchen und Schwabhausen mit dem Verband in Indersdorf organisierte. Böck beschreibt den Zusammenschluss als eine Art Schlüsselerlebnis bei dem Entschluss, sich als SPD-Kreischef zu bewerben. Er habe versucht, aus jedem Ortsverein einen Genossen zu überzeugen, im Vorstand des neuen Verbandes Verantwortung zu übernehmen. Das sei geglückt und habe gezeigt, dass er die Leute motivieren könne. "Das gab mir noch einmal den Kick", sagt Böck. Güll sagt, Böck könne die Leute ansprechen. "Das ist schon ein Pfund."

Dass ihn viele Mitglieder aus seinem Ortsverband unterstützen werden, da ist sich Böck sicher. Doch auch bei anderen Sozialdemokraten kommt der Vorschlag des Vorstandes gut an. Die stellvertretende Kreisvorsitzende Martina Tschirge ist froh über die Lösung. "Läuft", kommentiert sie. Auch die stellvertretende Landrätin Marianne Klaffki aus Hebertshausen begrüßt Böcks Bewerbung. "Das ist eine sehr gute Sache", sagt sie. Es sei hilfreich, dass er sowohl in der Partei als auch als Kommunalpolitiker im Gemeinderat und Kreistag aktiv sei.

Für Klaffki ist aber auch klar, dass die Basis den neuen möglichen Kreisvorsitzenden unterstützen muss, um die Lage der SPD im Landkreis Dachau zu verbessern. "Das muss immer eine Teamleistung sein." So sieht das auch Sören Schneider, der Dachauer Ortsvorsitzende. Für ihn ist Böck "eher ein Macher als ein Theoretiker" und "eine gesetzte Persönlichkeit". Schneider meint, Böck habe "dasselbe Gewicht" wie Güll und sei ebenso geeignet, den Unterbezirk anzuführen.

Hubert Böck selbst scheut Vergleiche mit Martin Güll

Böck selbst scheut Vergleiche mit dem Bildungspolitiker Güll, der zehn Jahre im Landtag saß. Er gibt sich bescheiden. "Ich bin nur zweiter Bürgermeister von Markt Indersdorf", sagt er. Güll habe eine ganze andere Position gehabt. Wäre er nicht gewesen, würde die SPD im Landkreis Dachau jetzt schlechter dastehen. Sollten ihn die Mitglieder beim Parteitag zum Vorsitzenden wählen, will Böck auf die breite Basis und auf Themen setzten, "die uns vor Ort auf den Nägeln brennen". In Orten seines Verbandes sei er gerade dabei, Listen für die Kommunalwahl aufstellen. Er sehe das Potenzial, das Ergebnis der Kommunalwahl 2014 zu halten oder auszubauen, sagt er. Ob Böck als Landrat oder erneut als Bürgermeister in Markt Indersdorf kandieren wird, entscheide sich in den nächsten Monaten.

Neben der Wahl eines neuen SPD-Chefs steht der Abgang von Martin Güll im Mittelpunkt des Parteitages. Der Bildungsexperte hat bereits angekündigt, auch bei der Kommunalwahl nicht mehr für den Gemeinderat in Hilgertshausen und Kreistag kandieren zu wollen. "Ich bin stolz und zufrieden. So schlecht ist die Bilanz nicht", sagt Güll. Er überlasse seinem Nachfolger eine motivierte Mannschaft. Das sei angesichts der aktuellen politischen Situation auch notwendig. "Es sind neue Energien und Ideen gefragt, welche die SPD wieder auf eine akzeptable Basis stellen."

Neben den Posten des Kreis-Chefs besetzen die Genossen voraussichtlich auch andere Ämter im Vorstand mit neuen Köpfen. Martina Tschirge will sich erneut als stellvertretende Kreisvorsitzende bewerben. Zum Parteitag der Landkreis-SPD hat auch der Landtagsabgeordnete Florian Ritter sein Kommen zugesagt, um über die Lage der Fraktion im Landesparlament zu berichten.

Der Parteitag findet am Mittwoch, 20. März, um 19 Uhr im Gasthaus Doll in Ried bei Markt Indersdorf statt.

© SZ vom 20.03.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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