Wirtschaftsförderung in Dachau:Großer Unmut bei Unternehmern

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Werner Mooseder, Vorsitzender des IHK-Regionalausschusses Dachau, sieht eine hohe Bereitschaft bei den örtlichen Betrieben, auszubilden. (Foto: Sessner Fotografie/oh)

In Dachau fehlt seit einiger Zeit ein städtischer Wirtschaftsförderer. Den Regionalausschuss der Industrie- und Handelskammer nervt das "personelle Vakuum". Die Betriebe fordern wenigstens eine Perspektive für die Nachbesetzung.

Von Alexandra Vettori, Dachau

Im Sommer noch sind örtliche Wirtschaftsvertreter und Dachaus Oberbürgermeister Florian Hartmann (SPD) beisammen gesessen. Der OB hörte sich die Sorgen über die Vakanz an der Spitze der städtischen Wirtschaftsförderung an. Hinterher lobte man die konstruktive Atmosphäre, doch passiert ist seither wenig. Nach seiner September-Sitzung fordert der Regionalausschuss der Industrie- und Handelskammer (IHK) deshalb erneut öffentlich den Neustart der Dachauer Wirtschaftsförderung. "Das aktuelle personelle Vakuum in der städtischen Wirtschaftsförderung bereitet den Unternehmen und Selbständigen über die Stadtgrenzen hinaus großen Unmut", erklärt Werner Mooseder, Vorsitzender des IHK-Regionalausschusses Dachau.

Im Januar 2021 hatte Robert Danzer die Leitung der Dachauer Wirtschaftsförderung übernommen, was von der örtlichen Wirtschaft mit Erleichterung aufgenommen wurde. Schließlich war der frühere Leiter lange im Krankenstand, bevor OB Hartmann im Frühjahr 2020 bekannt gab, dass die Stelle nicht mehr besetzt sei. Doch bereits ein gutes Jahr nach seinem Amtsantritt - seit April 2022 - war auch der neue Förderer nicht mehr da, auf Nachfragen hüllte sich die Stadtverwaltung in Schweigen. Erst im Frühsommer wurde bekannt, dass Danzer fristlos gekündigt worden war und dagegen vor dem Arbeitsgericht geklagt hat. Gründe waren schwere Zerwürfnisse zwischen Danzer und seinem Vorgesetzten, Stadtkämmerer Thomas Ernst.

"Es fehlt uns eine verlässliche Perspektive in Sachen Nachbesetzung"

In der September-Sitzung des Dachauer IHK-Regionalausschusses - der ersten nach dem Gespräch mit OB Hartmann im Sommer - informierte Werner Mooseder die IHK-Mitglieder zuerst über den als positiv empfundenen Austausch mit der Stadtspitze. "Aber leider ist seit dem Termin nicht viel passiert. Die Wirtschaftsförderung ist noch immer nicht besetzt und es fehlt uns eine verlässliche Perspektive in Sachen Nachbesetzung", so Mooseders Fazit. Er erwarte deshalb von der Stadt, der Wertigkeit und Bedeutung dieser Servicestelle für die heimische Wirtschaft Rechnung zu tragen.

Auf Nachfrage ist aus dem Dachauer Rathaus tatsächlich nichts Neues zu erfahren. Für den in Urlaub weilenden Oberbürgermeister antwortet der Zweite Bürgermeister Kai Kühnel (Bündnis) per Mail, dass nach der Ausschreibung der Stelle für die Leitung der Wirtschaftsförderung aktuell das Bewerbungsverfahren laufe. Bis dahin würden die Anliegen der örtlichen Wirtschaft von den Mitarbeiterinnen der Abteilung Wirtschaftsförderung und vom zuständigen Amtsleiter Thomas Ernst bearbeitet. Das Verfahren vor dem Arbeitsgericht sei noch nicht abgeschlossen, "wir rechnen Mitte November mit einer Entscheidung des Gerichts".

Gut möglich, dass dann auch Konkretes zur neuen Leitung der Wirtschaftsförderung zu berichten ist. Die Unternehmen in Dachau und Umgebung müssen also warten. Wie der stellvertretende Dachauer IHK-Vorsitzende Stefan Fichtl betont, habe man in Dachau bald "ein vielversprechendes Gründerzentrum". Dabei setze man auf Unterstützung aus der städtischen Wirtschaftsförderung. Gerade für Gründerinnen und Gründer sowie Unternehmen, die sich Dachau als neuen Firmensitz aussuchen, sei eine funktionierende Wirtschaftsförderung im Rathaus wichtig, betont auch Korbinian Urban, Kreissprecher der Wirtschaftsjunioren Dachau: "Wir wünschen uns, dass die Stadtpolitik mit großer Ernsthaftigkeit die Wirtschaftsförderung zügig neu aufstellt und der neu geschaffenen Anlaufstelle vollstes Vertrauen schenkt sowie eigenen Handlungsspielraum zugesteht."

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