Dachau:"Die bisherigen Planungen sind für den Stadtteil nicht zumutbar"

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Rechts vom Anton-Bruckner-Weg sollen vier Wohnkomplexe und eine Quartiersgarage entstehen. (Foto: Toni Heigl)

Nach einem Bürgerdialog zum Bauprojekt am Udldinger Hang fordert Wolfgang Moll erneut, dass die Stadt bei den Planungen nachbessert.

Von Anna Schwarz, Dachau

Wegen eines Bauprojekts der Stadt am Udldinger Hang im Westen Dachaus sind einige Anwohnerinnen und Anwohner aufgebracht. Das zeigte sich bei einem Bürgerinformationsabend in der vergangenen Woche, wo Oberbürgermeister Florian Hartmann (SPD) das Projekt vorstellte und sich die Sorgen der Bürger anhörte. Sogar eine "Stadtteil-Bürgerinitiative zur Konsensfindung" hat sich im Vorfeld gegründet. Dessen Initiator, Stadtrat Wolfgang Moll (WIR), der selbst im Mitterfeldweg wohnt, sieht sich durch den Abend im Thoma-Haus in seiner Kritik an dem Bauvorhaben bestätigt.

Für ihn habe die gut besuchte Informationsveranstaltung gezeigt, dass es sich bei den Befürchtungen der Anlieger nicht nur um subjektive Einschätzungen handle, sondern diese Sorgen "hinsichtlich des Maßes der Bebauung, des Klima- und Naturschutzes und der zu erwartenden verkehrlichen Belastung absolut berechtigt sind". In einer Pressemitteilung schreibt Moll weiter: "Die bisherigen Planungen sind für den gesamten Stadtteil nicht zumutbar, wenn nicht gar unmöglich, verträglich umzusetzen."

Auf dem 15 761 Quadratmeter großen unbebauten Grundstück am Schumannweg will die Stadt 70 bezahlbare Miet- und Eigentumswohnungen sowie eine mehrgruppige Kindertageseinrichtung schaffen, das hat der Bauausschuss im vergangenen März mehrheitlich beschlossen. Im Mitterfeldweg und Breitenauer Weg sind öffentliche Parkplätze für die Kita vorgesehen.

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Die Skepsis der Anlieger ist groß: Die Stadt will am Udldinger Hang 70 bezahlbare Miet- und Eigentumswohnungen sowie eine mehrgruppige Kindertageseinrichtung schaffen. Bei einer Infoveranstaltung muss Oberbürgermeister Florian Hartmann (SPD) viel Kritik einstecken, verteidigt aber dennoch das Projekt.

Von Anna Schwarz

Oberbürgermeister Hartmann verteidigte die Planungen bei dem Infoabend, verwies aber darauf, dass man noch im Anfangsstadium sei: Gutachten, etwa zum Artenschutz und zur Verkehrssituation am Udldinger Hang, würden erst noch in Auftrag gegeben. Erst vor Kurzem hatte ein Gutachten gezeigt, dass sich ein "markanter Grünzug mit erhaltenswertem Baumbestand" an der Stelle befindet, wo ursprünglich die Kita geplant war. Um die Bäume zu schützen, soll diese jetzt um wenige Meter nach Norden verlagert und um 120 Quadratmeter kleiner werden. Moll sieht das "als erstes Entgegenkommen" seitens der Stadtverwaltung.

Wolfgang Moll durfte zuletzt nur an den monatlichen Stadtratssitzungen teilnehmen. Das ändert sich nun. (Foto: Niels P. Jørgensen)

Im weiteren Bebauungsplanverfahren am Udldinger Hang werden Stellungnahmen von Trägern öffentlicher Belange eingeholt, etwa von Behörden, aber auch Umweltverbänden wie dem Bund Naturschutz. Moll rechnet damit, dass infolgedessen weitere Abstriche gemacht werden müssen "von der bisherigen Erwartungshaltungshaltung des Stadtrats zum Maß der Bebauung auf der lediglich 1,5 Hektar großen, aktuell einer biotopähnlichen Oase gleichenden Baulücken-Fläche". Der Bauausschuss habe sich dort für drei- bis viergeschossige Gebäude entschieden, um möglichst viel Wohnraum zu schaffen und gleichzeitig Fläche zu sparen, hatte Stadtplanerin Ariane Jungwirth bei der Infoveranstaltung erklärt.

Doch Moll und seine Mitstreiter befürchten unter anderem mehr Verkehr in ihrem Viertel und bedauern den Wegfall einer Grünfläche: "Wir freuen uns auf eine Ergebnisfindung im Sinne bestmöglicher Lebensqualität für alle Beteiligten und Betroffenen." Bezüglich der Verkehrssituation argumentierte Hartmann damit, dass ein Verkehrsgutachten erst noch erwartet werde und er derzeit an der Freisinger Straße wohne, wo noch mehr Verkehr zu hören sei. Zudem gebe es einen Rechtsanspruch auf einen Kitaplatz, den die Stadt bedienen müsse. Bezahlbarer Wohnraum sei ebenfalls ein rares Gut: Derzeit haben 404 Haushalte einen Wohnberechtigungsschein und warten auf eine Sozialwohnung in Dachau.

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